
Staatssekretär László Palkovics zusammen mit DWC-Sektionsleiter Ekkehard Philipp (CFO, MBMH Kft.) und DWC-Vorsitzenden Dr. Arne Gobert (Gobert & Partners): Im Mercedes-Benz-Werk laufende Ausbildung kann als Vorbild für andere Teilnehmer der dualen Hochschulausbildung dienen. (Fotos: Szabolcs Magyar)
Knapp 120 Teilnehmer folgten der Einladung der DWC-Sektion Kecskemét zum Thema „Neue Entwicklungen in der Einführung der Dualen Hochschulbildung in Ungarn“ – dies übertraf die Erwartungen der Veranstalter bei Weitem und zeigt einmal mehr, dass das Erfolgskonzept der dualen Bildung weiter auf dem Vormarsch ist. Im Mercedes-Benz-Werk Kecskemét informierte zunächst Staatssekretär László Palkovics über die Neuerungen von Regierungsseite. Im Anschluss wurde bei einer Diskussionsrunde mit Vertretern aus Wirtschaft und Hochschulwesen praktischen Fragestellungen Raum gegeben.
Das duale Hochschulbildungssystem ist nach wie vor in aller Munde. Im September diesen Jahres beginnen weitere 800 Studenten in Ungarn mit ihrem Studium im dualen System. Die Universitäten und Hochschulen haben aktuell bereits mit rund 400 Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit getroffen, davon sind mehr als 330 Unternehmenspartner bereit, bereits im Jahr 2015 duale Studenten auszubilden. Derzeit haben die Bildungseinrichtungen die Möglichkeit, in den Bereichen Technik, Informatik, Agrarwissenschaft, Naturwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften duale Ausbildungen einzuführen. Hochschulen berichten von überaus positiven Erfahrungen und auch die Unternehmen setzen auf das Konzept der dualen Bildung. Die aktuellen Bewerberzahlen zeigen, dass ein deutlicher Nachfrageüberhang besteht. Die Losung der Stunde lautet demzufolge: Wie können die Beteiligten des Systems, das heißt Unternehmen, Hochschulen und Regierung, den Ausbau der dualen Ausbildung noch weiter vorantreiben?
Mercedes-Benz als Vorreiter in der dualen Ausbildung
Der Veranstaltungsort hätte kaum passender gewählt sein können: Bereits im Jahr 2011 hatte das Kecskeméter Werk von Mercedes-Benz bei der Einführung des kooperativen Bildungssystems in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Kecskemét (GAMF) eine Vorreiterrolle inne und war damit eines der ersten Unternehmen in Ungarn, welches im September 2012 duale Studenten aufnahm. Nach knapp drei Jahren lässt sich eine durchaus positive Bilanz ziehen. Die ersten 28 Studenten haben im Mai 2014 ihre duale Ausbildung abgeschlossen, für jeden einzelnen war im Unternehmen eine Stelle vorhanden. Im September 2015 startet ein weiterer Jahrgang mit 38 Studenten. Damit ist Mercedes-Benz landesweit Spitzenreiter in der dualen Hochschulausbildung.
Der für die Hochschulausbildung verantwortliche Staatssekretär László Palkovics betonte, dass die im Mercedes-Benz-Werk laufende Ausbildung als Vorbild für andere Teilnehmer der Hochschulausbildung dienen kann. Und allen Beteiligten ist klar: Für ein nachhaltiges und erfolgsstabiles System bedarf es neben Motivation und Schubkraft seitens der Unternehmen auch den entsprechenden Rahmenbedingungen seitens des Staates. Aus diesem Grund hat die Regierung in diesem Jahr das kooperative Ausbildungsmodell im Bereich der Hochschulausbildung mit dem Ziel eingeführt, dass die Beziehungen zwischen Universitäten und Hochschulen beziehungsweise den Teilnehmern des Wirtschaftsgeschehens in Ungarn enger werden.
Reform von Regierungsseite
In seinem Impulsvortrag stellte der Staatssekretär die neue Strategie der Regierung vor. Unter dem Motto „Ein höherer Gang in der Hochschulbildung“ fasst das Strategiepapier Ziele für die ungarische Hochschulbildung bis zum Jahr 2030 zusammen. Zu den wichtigsten Punkten zählen: Begegnung der Ansprüche des Arbeitsmarktes, leistungsgesteuerte Ausbildungsumgebung durch Systemreformen und Internationalisierung sowie Fokussierung auf Forschung & Entwicklung.
Die damit einhergehenden Änderungen des Gesetzes über das ungarische Hochschulwesen 2015 verankern die strategischen Ziele auf Maßnahmenebene. Konkret bedeutet das beispielsweise, dass eine neue Form der Institution, vergleichbar mit deutschen Fachhochschulen, geschaffen wird: die Universität der angewandten Wissenschaften (University of Applied Sciences). Hier wird die Fortsetzung des dualen Systems namentlich ausgedrückt. Durch sogenannte „Community Colleges“ soll die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen, welche weit von einer öffentlichen Hochschule entfernt liegen, gesteigert werden. Weitere Maßnahmen sind die Schaffung der Meisterlehrer-Position (“Industrieprofessor” ohne PhD) und die Erweiterung der von dualen Studiengängen im sozialen Bereich.
Duale Ausbildung als langfristiges Unternehmensinvestment
An der anschließenden Diskussions- und Fragerunde nahmen neben dem Staatssekretär auch Dr. Piroska Ailer, Rektorin der Hochschule Kecskemét, Szilvia Varga-Papp, HR-Managerin von Knorr-Bremse sowie Ákos Németh, Bildungsleiter der MBMH Kft. teil. Einigkeit herrschte bei der Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit seitens Unternehmen und Hochschulen sowie der Anerkennung des bisherigen Erfolgs. Zusammen mit den Fragen aus dem Publikum wurden insbesondere die Perspektiven für Unternehmen erläutert.

Moderator Gábor Kiss (Kommunikation / MBMH Kft.), Szilvia Varga-Papp, HR-Managerin von Knorr-Bremse, Staatssekretär Prof. Dr. László Palkovics, Dr. Piroska Ailer, Rektorin der Hochschule Kecskemét sowie Ákos Németh, Bildungsleiter der MBMH Kft. Einigkeit herrschte hinsichtlich der Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit seitens Unternehmen und Hochschulen sowie der Anerkennung des bisherigen Erfolgs.
Insbesondere kleinere Unternehmen sehen die Einführung einer dualen Ausbildung als ressourcenintensive und kostspielige Maßnahme an. Die Hochschulen, auch die Hochschule in Kecskemét, stehen hierbei Unternehmen als Ansprech- und Kooperationspartner zur Seite und bieten Wissenstransfer und den Austausch mit anderen Unternehmen an, so die Rektorin der Kecskeméter Hochschule Piroska Ailer. Nach Angaben des Staatssekretärs werden den Hochschulen jährlich zusätzlich drei Mrd. Forint zur Verfügung gestellt, um auf das Studium abgestimmte Lehrpläne für Unternehmen zu entwickeln.
Risiko Abwanderung
Als problematisch betrachteten die Praxisvertreter die vergleichsweise hohen Kosten in Verbindung mit dem Risiko einer Abwanderung der Studenten nach Ausbildungsende. Hierzu lässt sich jedoch anmerken, dass es steuerliche Möglichkeiten gibt, einen Teil der Lohnkosten abzusetzen. Als Vertreterin von Wirtschaftsseite bemerkte Szilvia Varga-Papp zudem, dass durch die duale Ausbildung die Bildungskosten nach Einstellung ungleich geringer seien, da die Studenten das Unternehmen bereits kennen. Die Ausbildungszeit ermögliche es weiterhin, Studenten bezüglich des Unternehmens und dessen Kultur nachhaltig zu sozialisieren. Ein konstruktiver Vorschlag für interessierte Unternehmen hatte Möglichkeiten des Zusammenschlusses mit anderen Unternehmen zum Inhalt, um Teile des betrieblichen Ausbildungsprogrammes gemeinsam zu verwirklichen.
Es bleibt festzuhalten, dass von allen Beteiligten unternommen bereits große Schritte für die duale Hochschulbildung werden. Nichtsdestotrotz ist der Weg noch lange nicht abgeschlossen und es herrscht weiterhin ein hohes Informationsbedürfnis von Unternehmensseite. Eine weitere Vernetzung der Beteiligten erscheint notwendig.
Alle Informationen rund um die duale Hochschulausbildung hat das Ministerium übrigens auf einer neuen, zentralen Internetseite zusammengefasst: www.dualisdiploma.hu