Noch sind die deutschen Investoren, insbesondere in den produktiven Bereichen mit den ungarischen Rahmenbedingungen, nicht zuletzt wegen der Arbeitskräftesituation sehr zufrieden. Immer häufiger mischen sich unter die Lobpreisungen der ungarischen Arbeitnehmer („preiswert, hoch motiviert, gut ausgebildet“) aber auch sorgenvolle Töne. Namentlich die Abwanderung stellt für immer mehr Unternehmen ein ernstzunehmendes Problem dar.
Kein Wunder, dass die alljährliche Top-Manager-Runde des Deutschen Wirtschaftsclubs Ungarn in diesem Jahr ganz speziell diesem Thema gewidmet war. Fünf Top-Manager aus fünf verschiedenen Branchen ließen erkennen, dass Abwanderung inzwischen durchaus ein weit verbreitetes Phänomen ist, mit dessen Wirkungen kalkuliert werden müsse. Schließlich geht es bei der Abwanderung nicht nur um ein eher abstraktes, weit vom eigenen Unternehmen entferntes Thema, sondern ganz konkret darum, dass Mitarbeiter plötzlich kündigen oder zumindest die entsprechende Absicht erkennen lassen, ihre Arbeitskraft demnächst westlich von der ungarischen Landesgrenze einzusetzen.
Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen
Lajos Hernádi, Geschäftsführer der OBO Bettermann Kft., rät, in solchen Fällen nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Bei seiner Firma habe es sich bewährt, sich bei Erkennen einer Abwanderungsabsicht in Ruhe mit dem betreffenden Kollegen hinzusetzen und sich mit ihm über die „Risiken und Nebenwirkungen“ eines westlichen Arbeitsplatzes zu unterhalten. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter sich häufig zu sehr auf das zu erwartende, höher liegende Nettogehalt konzentrieren und dabei geflissentlich die vielfach ebenfalls höheren Kosten und weitere Fragen, wie etwa die Betreuung von Kindern, ausklammern.“ Gelegentlich können auch einige Gegebenheiten vor Ort zugunsten des Mitarbeiters nachjustiert werden. Die Praxis hat gezeigt, dass nach einem solchen Gespräch etwa zwei Drittel der potenziellen Auswanderer von ihrem Plan Abstand nehmen. Wenn ein Mitarbeiter jedoch weiterhin fest entschlossen sei, das Land zu verlassen, müsse dies nicht zwangsläufig mit einem Ende seiner OBO-Karriere einhergehen. So bliebe als Ultima Ratio immer noch die Möglichkeit, bei einer westlichen Firma von OBO Bettermann weiterzuarbeiten.
Während sich das Problem Abwanderung für das Produktionsunternehmen OBO Bettermann also noch relativ übersichtlich darstellt, sieht es beim Entwicklungszentrum von Bosch schon anders aus. „Wenn sich ein Mitarbeiter bei uns in den Kopf gesetzt hat, im Westen weiterzuarbeiten, dann gibt es kaum noch einen Weg, ihn von dieser Absicht abzubringen“, weiß Oliver Schatz, der Leiter des Budapester Entwicklungszentrums aus eigener Erfahrung zu berichten. Der Grund liegt auf der Hand: Der Unterschied des Lohnniveaus sei bei Entwicklungsingenieuren so groß, dass zusätzliche Kosten in der Lebenshaltung ohne größere Probleme weggesteckt werden könnten.
Unzufriedenheit mit den sozialen Rahmenbedingungen
„Bisher hatten wir eher eine geringe Fluktuation, seit etwa einem Jahr wird sie jedoch größer. Fast alle, die uns verlassen, gehen ins Ausland“, weist Schatz auf die Brisanz dieser Frage für sein Unternehmen hin. Bei der Suche nach den Abwanderungsgründen stoßen er und seine Kollegen immer mehr auf Gründe, die sich ihren Gestaltungsmöglichkeiten weitgehend entziehen. „Neben dem Thema Geld erwähnen immer mehr Abwanderer, dass sie mit den sozialen Rahmenbedingungen in Ungarn unzufrieden seien.“ Speziell das ungarische Gesundheitswesen und das Bildungssystem seien in einem Zustand, der viele Ungarn nicht gerade zum Bleiben motiviert. In diesem Zusammenhang zitierte Schatz auch einen Ausspruch eines ehemaligen Mitarbeiters: „Ich möchte nicht, dass meine Kinder dieses Schulsystem durchlaufen.“
Auch beim Versicherer Uniqa zeigen sich bei Hochschulabsolventen die größten Probleme. Während sie sich früher gern auf dem ungarischen Arbeitsmarkt anboten, sei dies inzwischen immer weniger der Fall. „Der ungarische Arbeitsmarkt wird von ihnen nicht mehr präferiert,“ fasst Generaldirektor Othmar Michl seine Beobachtungen zusammen. Ein anderer Diskutant machte für dieses Phänomen die geringen Einstiegsgehälter verantwortlich. „Dieser Anfangsschock führt dazu, dass sich viele frische Absolventen gleich von vornherein vom ungarischen Arbeitsmarkt abwenden und im Ausland ihr Glück versuchen.“
Erschwerend kommt für den Uniqa-Generaldirektor hinzu, dass es bei gewissen Fachrichtungen immer weniger Spezialisten gibt. Das hat unter anderem zu der früher undenkbaren Situation geführt, dass seine Firma inzwischen nicht nur in der Slowakei, sondern auch in China nach Versicherungsmathematikern für den ungarischen Markt sucht. Seine Fühler nach Westen auszustrecken lohne sich immer weniger, da die Attraktivität Ungarns für Mitarbeiter etwa aus Österreich inzwischen deutlich gesunken sei.
„Die Demographie arbeitet gegen uns“
In Anbetracht der sich schon jetzt abzeichnenden Probleme und der entsprechenden Tendenzen, erklärte Thomas Narbeshuber, Geschäftsführer der BASF Hungaria Kft., er habe das Gefühl, dass das entsprechende Problembewusstsein noch nicht in die Köpfe der Verantwortlichen gedrungen sei. Dabei kämen in den kommenden Jahren noch „massive Probleme“ auf uns zu, warnte er. Nicht nur wegen suboptimaler Leistungen des Bildungssystems, „auch die Demographie arbeitet gegen uns“. Er würde sich wünschen, wenn bei den Entscheidungsträgern endlich die Alarmglocken ertönten und es zu konkreten Maßnahmen käme. Generell erinnerte Frank Odzuck, Generaldirektor der Zwack Unicum Zrt., daran, dass es bei Auswanderern oft nicht nur die Gehaltsschere sei, sondern auch fehlende Perspektiven auf dem ungarischen Arbeitsmarkt. „Es gehört mit zu unseren Aufgaben, ihnen wieder mehr Hoffnung zu geben, in ihrer Heimat auf einen grünen Zweig zu kommen“, so der Generaldirektor.
In der anschließenden Diskussion wurden zahlreiche Ideen und Vorschläge geäußert, wie in dieser Situation zu verfahren sei. Einig war man sich etwa darin, bei Gesprächen mit ungarischen Entscheidungsträgern auch immer wieder auf die unbefriedigende Situation bei den ungarischen Sozialsystemen hinzuweisen. Ziel müsse es sein, das Problembewusstsein zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass bei der Verteilung der knappen staatlichen Mittel etwa das Gesundheitswesen stärker berücksichtigt wird. Ebenfalls wurde auf den Zusammenhang zwischen den, zu einem nicht geringen Teil aus den direkten und indirekten Einzahlungen ausländischer Firmen gespeisten Steuereinnahmen und den damit verbundenen Steuerausgaben hingewiesen. Mit höheren Einkommen für die Mitarbeiter könnten also gleich „zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen“ werden.
Maßgeblich auf ein Schließen der klaffenden Gehaltsschere hinzuarbeiten, kollidiere jedoch insbesondere in Großunternehmen immer wieder mit dem eher an kurzfristigen Gewinnerwartungen ausgerichteten Denken der Controller und generell dem Standortwettbewerb Ungarns. „Wir müssen aufpassen, dass sich Ungarn nicht konzernintern aus dem Rennen schießt“, warnte etwa ein anwesender CFO vor zu dynamischen Anhebungen des Lohnniveaus. Diese Tatsache erschwere jedoch auch, dass die Gehaltsschere schneller geschlossen werde, als es die Leistungsfähigkeit der ungarischen Tochterunternehmen durchaus hergeben würde und dass ein Unternehmen auch strategisch einen guten Ruf als attraktiver Arbeitgeber erhält. Wahr ist allerdings auch, dass die Lohnkosten auf Grund hochmoderner Produktionsanlagen bei vielen Firmen immer mehr in den Hintergrund treten und sich damit Spielraum für deren Erhöhung eröffnen würden.
Cafeteria-System nutzen!
In einer Situation, in der ungarische Mitarbeiter durch das vorhandene Gehaltsgefälle und suboptimale Rahmenbedingungen permanent mit der Abwanderungsoption liebäugeln würden, seien die Unternehmen aber auch in anderer Hinsicht gefordert, das zu tun, was in ihrer Kraft steht, um ihre Mitarbeiter zu halten. So berichtete etwa Peter Szenkurök, der die hiesige Niederlassung der österreichischen Oberbank AG leitet, davon, dass alle seine ungarischen Mitarbeiter über die Firma privat krankenversichert seien. Außerdem würden die Möglichkeiten, die das ungarische, sogenannte Cafeteria-System biete, gut ausgenutzt. „Das geht bis hin zur Finanzierung von Monatskarten fürs Fitnessstudio.“ Wobei sich die Diskutanten aber gleichzeitig darin einig waren, dass solche Leistungen allenfalls nette Gesten, aber keinesfalls handfeste Argumente seien, um Mitarbeiter fest und langfristig ans Unternehmen zu binden beziehungsweise in Ungarn zu halten.
Die Alarmlampe leuchtet seit Mai 2011 !
„Hinsichtlich finanzieller Zugeständnisse sind den Unternehmen wiederum durch ihre Konzernrichtlinien und den konzerninternen Wettbewerb um Aufträge enge Grenzen gesetzt. Ebenso wie durch den brancheninternen Wettbewerb. So erfolgt die Festsetzung der Jahreslöhne zumeist nach der Formel Inflationsausgleich plus noch einen kleinen Aufschlag, der sich nach der geschäftlichen Lage des jeweiligen Unternehmens oder auch der Lohnentwicklung bei der unmittelbaren Konkurrenz richtet.“
Heilig sind den großen Firmen ihre angestrebten Ziele, in denen Menschen als Zahlen auftauchen. Gehälter sind in den Kalkulationen feste Bestandteile. Wenn diese Zahlen plötzlich zu Menschen werden, so müssten die Firmen eben weiterdenken. Dahinter wird deutlich, dass Wirtschaft zumindest zu einem erheblichen Teil mit einem abstrakt-mathematisches Modell funktioniert. Andererseits wird immer wieder behauptet, Wirtschaft sei zu 50 % Psychologie, was dann wieder auf den Menschen verweist. Die hohe Position des Marketings in den heutigen Konzernzentralen beweist es. Die ganze Chose macht deutlich, welch ein Durcheinander in den Köpfen der Wirtschaftslenker und Politiker besteht, dass internationale Firmen keine runde Sache sind, genauso wie die ganze EU. Irgendwie scheint es selbstverständlich zu sein, dass Osteuropa die billige Werkbank Europas sein soll, obwohl auch dort einige Entwicklungscentren aufgebaut wurden, wie zB. Bosch beweist. Die Tatsache, dass ein ungarischer Ingenieur bei Mercedes wesentlich weniger verdient als der deutsche Monteur in Stuttgart, erklärt alles. In Deutschland wird allgemein gerne verwiesen auf die wesentlich geringeren Lebenshaltungskosten, was zeigt, dass man keine Ahnung hat oder die Gefahr verharmlost, die mit Abwanderung droht. Und dort, wo ungarische Ingenieure In Ungarn arbeiten, ist die Produktivität hoch.
Dass Firmen in einem konkreten menschlichen Umfeld agieren, scheint vielen Chefs entgangen zu sein. Da ich als Mann vom Bau in Ungarn einige Jahre arbeiten konnte, habe ich hier Einblicke in gewonnen. Die österreichischen Investoren für Gewerbeimmobilien schienen mir dabei besonders unfähig zu sein. Ihr Verhalten war manchmal unter aller Sau.
Verkaufen, ja, aber belohnen, nein. Wovon aber sollen die Massen kaufen, die sie anvisieren ? Immer mehr Einkaufszentren entstanden an den Stadträndern von ungarischen Städten und Dörfern. Orbáns Plaza-Stop war auf dem Hintergrund logisch und hat sogar diese Firmen (zB. ECE) vor weiterem Wildwuchs geschützt. Und wie kann sich ein Land entwickeln, wenn im Land erwirtschaftetes Geld unversteuert das Land verlässt ? Wenn nicht gleichzeitig von den Nationalstaaten und ihren Bürgern aus gedacht wird, setzt sich am Ende nur die Supermacht durch, als multinationaler Konzern oder reicher Staat, der die wirtschaftlichen Interessen seiner Konzerne durchsetzt, wie wir es im Falle der USA besonders deutlich sehen.
Insgesamt wird auffällig, dass immer und grundsätzlich vom Stärkeren aus gedacht wird. Nur ein Beispiel: : Wie oft wurde in deutschen Medien darüber nachgedacht oder berichtet, dass das Abwerben oder Weggehen osteuropäischer Mediziner großes Leid und einen kaum wieder gut zu machenden wirtschaftlichen Schaden produziert ? Fast nie. In der Tat wird aktiv abgeworben zb. im Auftrag der deutschen Krankenkasse, wie ein Firm von arte am 9.Juni 2015 beweist (Zurück zum Schlagbaum)
Von großen deutschen Investoren bzw. Firmen wie Mercedes-Benz, Bosch, OBO-Bettermann… erwarte ich konkret Weitblick und (wenigstens etwas ) soziale Verantwortung für Europa.
Im Jahr 2010 hatte ich den Ehrgeiz, an der Errichtung des Mercedes-Werkes in Kecskemét mitzuarbeiten. Am Ende meiner intensiven Bemühungen landete ich nicht bei den Deutschen, sondern bei der ungarischen Planungsfirma, die die Umsetzung der Maßnahme verantworten sollte, (Genehmigungssplanung, Bauleitung) . „Anyagilag a Mercedes-projekt nem egy fényes projekt (in finanzieller Hinsicht ist das Mercedes Projekt kein gutes Projekt)“ Beim zweiten Bewerbungsgespräch konnte mir die Planungsfirma nicht mal Angaben über meine Bezahlung machen, offenbar fürchteten sie von Mercedes wie eine Weihnachtsganz ausgenommen zu werden. Sollte ich etwa umsonst arbeiten? Ein paar Monate später war ich wieder in meiner rheinischen Heimat tätig. Dass ich als berufserfahrener Planer (5 Jahre davon in Ungarn) mit sogar Bauleitererfahrung mittlerweile ganz gut ungarisch konnte, das hatte nicht geholfen. Würde ich in Ungarn heute einen Job finden, der halb so gut bezahlt würde wie in D , ich würde mich zumindest bewerben. Die Realität sieht aber anders aus. Es hängt auch von der Branche ab. Damals hieß es: Bewirb dich als Deutscher von Deutschland aus, dann verdienst du das Dreifache. So einfach war das aber nicht. Dass Gehälter meist weniger als ein Drittel des deutschen Jobs ausmachen, ist erschreckende Tatsache, obwohl die meisten Ungarn nicht weniger fleißig sind und – wie ja oft betont wird – auch kompetent sind. Genau hier liegt die Lösung des im Artikel beschriebenen Problems. Klingt banal, ist es auch. Man muss sich im vereinten Europa annähern, ansonsten bleibt alles Gerede !! Gehen Sie als Vorbild voran und spenden sie nicht nur ab und zu einen eine Dialyse-Station oder ein Gerät. Niemand redet von 100% Angleichung wie es in Ostdeutschland gefordert wird. In Ungarn und Osteuropa aber könnten die Facharbeiter und Ingenieure gewonnen werden, wenn es eine Annäherung an den Westen gäbe, die spürbar wäre! Nicht nur von ein paar Prozenten Gehaltserhöhung ist die Rede. Sie wollen nicht ausgebeutet werden, damit die teuren Arbeitsplätze im Westen erhalten werden können, sie wollen nicht Opfer einer europäischen Entwicklung werden, die immer mehr Ungerechtigkeit produziert, oder ganz einfach: Sie glauben weder an die Gerechtigkeit im eigenen Land noch in Europa. Sie werden zu dem, was der europäische Geist in gewisser Weise fördert: Heimatlose Konsumenten. Von einem Aufschwung im Osten Europas würden alle profitieren, ganz besonders auch die Sozialkassen, die in Ungarn und woanders notleidend sind, ganz sicher nicht nur deshalb, weil Politiker wie Orbán Fußballstadien bauen lassen. Nicht nur Ungarn verlassen Menschen ihre Heimat. Die vielgepriesenen liberalen baltischen Staaten erleben seit Jahren schon einen Exodus, der die ungarische Auswanderung bei Weitem übersteigt. Seit der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Ungarn seit Mai 2011 müssen alle Firmen in Ungarn was tun.
Wir leben in Europa, welches gerade dabei ist sich zu zerlegen. In einigen arabischen Ländern und Afrika fällt in diesen Jahren die bisherige, meist von Europäern aufgezwängte postkoloniale „Ordnung“ in sich zusammen. Die Europäische Union hat den Friedensnobelpreis zu Unrecht erhalten. Sie wird heute „regiert“ von Leuten wie Juncker, die zum Schaden anderer Länder und zum Schaden der gesamten EU eine luxemburgische Steuerinsel aufgebaut haben. Griechenland wird noch am Tropf gehalten und gleichzeitig zu Tode gespart, damit das Euro-System nicht gefährdet wird und die Aktien oben bleiben. Russland wird in absehbarer Zeit die Handelsbeziehungen mit der EU durch vielfältige Beziehungen mit Asien, insbesondere China ersetzen. Sind jetzt etwa die Firmen die Hoffnungsträger, welche den Weg weisen könnten, wenn Politiker versagen? Angesichts der weltweiten Ausbeutung der Armen durch die Reichen ist fraglich, ob sich an dieser von Amerikanern geprägten Weltordnung etwas ändern wird.
D.R.:
Ihr Beitrag bringt es auf den Punkt. Humanität, Offenheit,Chancengleichheit,Teamgeist, fairer Handel sind in aller Munde, doch die Realität sieht ganz anders aus. Der Ostblock und das kommunistische System zerbrachen, als sich die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Theorie und Praxis nicht mehr kaschieren ließ. Das selbe droht jetzt der EU.
Liebe Redaktion,
fangen wir einmal anders an. Dieses Gerede von Abwanderung, von Mangel an Fachkräften, von nicht guten sozialen Rahmenbedingungen und so weiter und sofort sind reine Ammenmärchen. Bestes Beispiel ist dafür hier in Deutschland. Jahrelang waren gut ausgebildete Ingineure in den 1990 und frühen 2000 Jahren arbeitslos und kriegten keinen
Job. Warum? Die heutigen global Player setzten haufenweise gut ausgebildete Leute vor die Türe um auch noch den letzten Rest aus dem übrigen Personal heraus zu quetschen. Dann folgte eine Zeit wo hochausgebildete und studierte Leute nur noch über Zeitarbeitsfirmen einen akademischen oder studierten Job in den großen Firmen bekamen. Heute kriegen diese tollen Firmen abgeblich keine Leute mehr. Schuld ist angeblich wieder mal der Geburtenrückgang. Es ist in jedem Jahrzehnt etwas anders. Nein, es ist nichts anders. Die Leute sind nur aufgeklärter und lassen sich nicht mehr für einen Hungerlohn abspeisen. Da wo vernünftig bezahlt wird, da kriegen diese Firmen auch qualifizierte Leute. Die Zeiten wo man am besten 20Jahre alt ist, die Berufserfahrung eines 50jährigen hast und für 800 Euro arbeitest sind wenigstens in diesen Branchen bald vorbei. Der weitverbreiteten Meinung das auch qualifizierte ältere Arbeitnehmer wieder Chancen am Arbeitsmarkt haben ist nach wie vor eine Lüge. Das die Uniqa keine Leute mehr kriegt liegt einfach auch daran, das sie nichts bezahlen wollen und ihr Geschäftsgebahren in Ungarn gegenüber den Kunden einfach nur miserabel ist. Es ist also kein wirklicher Verlust, wenn diese Versicherung keine Leute mehr kriegt. Weder Mitarbeiter noch Kunden.
Nashuad, stimmt zwar, was sie da beschreiben. Es betrifft oder betraf Deutschland u. Österreich (Generation Praktikum), jedoch haben Länder wie Ungarn spezifische Situationen und Probleme.
In Osteuropa kämpfen ganze Generationen ums einfache überleben – und der wohlhabende Westen wundert sich, wenn nicht alle regenbogenfarben auf irgendwelchen Parties feiern und das Kredo der Liberalen singen.
http://mno.hu/gazdasag/teljes-profitjat-kivitte-magyarorszagrol-a-mercedes-1298296
“ …. tavaly pedig 77 500 euró társasági adót fizetett. “
Die Mercedes – Fabrik in Kecskemét zahlt also so gut wie keine Steuern in Ungarn. Der Gewinn wird nach Deutschland transferiert. Ungarische Arbeitnehmer werden billig abgespeist, damit in Untertürkheim alle im Geld schwimmen.
Mercedes hat das von den kleinen Leuten abgeguckt. Der Unterschied: Die kleinen Leute in Ungarn können keine Steuer zahlen, weil sie sonst verhungern könnten, Mercedes will keine Steuern zahlen, weil der Reibach sonst nicht groß genug wäre.
Genug ist nie genug!