Die Hitzewelle am Wochenende veranlasste viele Ungarn zu einem Ausflug an die ungarische Riviera, den Balaton. Findige Geschäftsführer der Supermarkt-Kette CBA haben nun einen Weg gefunden, um die viel gescholtene Sonntagsschließung zu umgehen.
Etwa drei Kilo Himbeeren sind die neue Wunderwaffe, mit der die Lebensmittelhandelskette CBA in Balatonfenyves erreicht hat, das ein regulärer Supermarkt auch am Sonntag geöffnet sein kann.
Idee nicht neu
Zur Erinnerung: Auf Betreiben des Juniorpartners in der Regierung, KDNP, trat am 15. März diesen Jahres das Verbot der Sonntagsöffnung in Kraft. Seitdem dürfen Geschäfte mit einer Grundfläche von weniger als 200 Quadratmetern nur dann geöffnet haben, wenn der Inhaber selbst oder ein enger Verwandter hinter der Kasse sitzt. Ladenbesitzer suchen seit Monaten nach Schlupflöchern. Doch die Regierung zeigt kein Einlenken und verschloss sich auch der Idee, eine Lockerung zumindest für die Balatonregion in der Sommerzeit einzuführen.
Dabei ist die Idee der Umdeklarierung zum „Markt” nicht neu. Schon vor dem Inkrafttreten des Sonntagsschlusses suchten Geschäftsführer nach Alternativen und schon damals kam die Idee auf, sich die Ausnahmeregelung zu Nutze zu machen, denn das Gesetz zum Sonntagsschluss gilt per se nicht für Märkte. Bisher schien es aber so, als wollte niemand der Erste sein, der sich damit versucht, denn die rechtlichen Anforderungen an einen Markt sind weit formuliert. Sinngemäß kann jedes Gebäude oder Gelände als Markt deklariert werden, in dem mehr als ein Geschäft oder Stand zu finden sind. Im Falle des CBA in Balatonfenyves reichte eine Dame mit etwa drei Kilo Himbeeren. Tatsächlich liegt es im Ermessen des ansässigen Notars, ob die Geschäftsfläche als Supermarkt oder Markt gilt.
Die linksliberale Tageszeitung Népszabadság sprach mit der Himbeer-Händlerin und erfuhr, dass sie vorher im etwa 200 Meter entfernten Markt ihr Obst verkauft hatte, aber von der CBA-Geschäftsführung „hinübergelockt“ worden sei. Gelohnt haben dürfte sich dies zumindest für CBA gewaltig. Die Tageszeitung berichtete, dass am vergangenen Sonntag alle vier Kassen des Geschäfts auf Hochtouren arbeiteten, und selbst so sich noch Schlangen von bis zu zehn Wartenden bildeten. Mit der Entscheidung, den am größten Freistrand des Ortes gelegenen Supermarkt zum Markt zu deklarieren, dürfte es demnächst eine ganze Reihe solcher Anfragen vielerorts geben. Sollten wieder mehr Geschäfte sonntags geöffnet haben dürfen, könnte vielleicht zumindest ein Teil der rund 2.000 Arbeiter, die aufgrund der veränderten Gesetzeslage ihre Jobs verloren haben, wieder in Lohn und Brot geraten.