Bier aus Belgien, Bayern und den USA bedeutet für die meisten kein Neuland. Wie aber ist es um ungarische Bierstile bestellt? Die Budapester Zeitung hat sich in der Bierkneipe „Sörmanufaktúra“ nach handwerklich Gebrautem aus Ungarn umgesehen. Wir nehmen Sie mit auf einen kulinarischen Spaziergang durch die bunte Biervielfalt.

Probieren geht über studieren:
Gerade bei sommerlichen Temperaturen schmeckt ein kühles Bier noch besser. (BZT-Fotos: Nóra Halász)
Der Sommer liegt in der Luft. Zeit für die Gastronomiebetriebe der Stadt, die verstaubten Bierbänke aus dem Keller zu holen und die Biergartensaison einzuläuten. Ein Geheimtipp für diejenigen, die lokal Gebrautes mit frischer Luft und Sonnenbad verbinden wollen: die Kneipe „Sörmanufaktúra“ in Buda. Gegenüber vom Szent Flórián templom in einer unscheinbaren Ecke des Tarasz Sevcsenko tér versteckt sich die urige Kneipe im Souterrain. Sie punktet mit einem verwunschenen Efeugarten vor der Tür, in dem die Besucher an einladenden weißen Rundtischen Platz nehmen können. Das Angebot auf der Getränkekarte lässt schnell erahnen, worauf sich die Kneipe spezialisiert hat: exklusive Biersorten – vorwiegend aus Deutschland, Österreich und Ungarn. Aus dem Wein- wird also ein Biertasting. Die Kneipe kooperiert eng mit der Mikrobrauerei „Legenda“ (Die Budapester Zeitung stellte sie in der vorigen Ausgabe vor.). Wer sich einmal durch einige Rezepte von Braumeister Roland Utassy schmecken möchte, für den haben wir hier ein Biertasting zusammengestellt, von hell zu dunkel, von schwach zu stark:
Der leichte Starter: Hableány (deutsch: Die Meerjungfrau)
Das Ale aus der Legenda Brauerei wird hauptsächlich aus gemälzter Gerste hergestellt. Das Bier ist mit seinem süß-fruchtigen Geruch der ideale Beginner für unerprobte Craft-Beer-Trinker. Die helle Konsistenz erinnert an naturtrüben Apfelsaft. Es schmeckt sehr aromatisch, ein wenig wie ein Cider, passend zum Frühling. Einzig im Abgang bekommt das Hableány eine leicht bittere Note. Auffällig ist die nicht vorhandene Schaumkrone, was auf kaum vorhandene Kohlensäure verweist. Mit 4,5 Prozent Alkoholgehalt zählt das Hableány zu den leichten Bierstilen. Eine 0,3 Literflasche kostet 550 Forint.
Der bittere Clown: Jokerface
Das India Pale Ale, also im amerikanischen Stil gebraut, beinhaltet Zitrushopfen. Die Farbe verrät: Hier handelt es sich um ein Schwarzbier. Es riecht noch intensiver nach Frucht als das leichte Hableány. Der Geruch täuscht den Trinker jedoch, denn geschmacklich hat Jokerface eine sehr bitter-herbe Note zu verzeichnen. Neben der Irritation zwischen Geschmack und Geruch sticht vor allem das Flaschendesign hervor. Ein gehässig grinsender Clown verweilt auf dem Etikett. Auch dieses Bierrezept kommt von Roland Utassy aus der Legenda Brauerei. Es hat einen Alkoholgehalt von 6,5 Prozent und ist in 0,5 Literflaschen für je 850 Forint erhältlich.
Die rauchende Panzerfaust: Bazooka
Das rye smoked beer, also ein Rauchbier mit Roggen und Malz, hat bereits einen sehr strengen Geruch, der an geräucherten Schinken und große Wursttheken erinnern lässt. Mit deftigem Geruch in der Nase kostet der erste Schluck einiges an Überwindung. Tatsächlich, Bazooka schmeckt nach geräucherter Wurst. Wieso das Rezept nach der berühmten Granate Bazooka benannt wurde, bleibt ein Rätsel. Die Konsistenz erinnert an einen cremigen Cappuccino. Überhaupt nicht bitter, aber mit strengem Geruch und Geschmack bietet das Bazooka ein ganz eigenes Erlebnis. Das Legenda-Bier ist mit 6,5 Prozent Alkoholgehalt in 0,5 Literflaschen für 750 Forint zu haben.
Eine Tafel Schokolade: Édes Élet (deutsch: Das süße Leben)
Das tiefschwarze Stout verspricht eine schokoladige Note, denn neben den Zutaten Gerste und Malz befindet sich Kakao im Getränk. Es riecht neutral, überraschenderweise kaum süß. Im Gaumen hingegen schmeckt es sehr süß und hat gleichzeitig eine bittere Note, eben wie bittere Schokolade. Der Namensgeber der flüssigsten Praline der Welt ist der italienische Schwarzweißfilm „Das süße Leben“ von Frederico Fellini aus dem Jahr 1960. Ob sich das Rauschhafte des Films auf das Schokoladenbier überträgt? Einen interessanten Geschmack verspricht das 6,3 prozentige Édes Élet allemal und lässt die Zunge nach dem rauchigen Bazooka entspannen, ist also ideal zum Ausklingen eines Biertastings. Eine 0,3 Literflasche kostet 750 Forint.