Einstürzende Neubauten ist die wohl bedeutendste deutsche Band der musikalischen Experimental- und Post-Industrial-Bewegung. Die Musiker sind Avantgardisten, die ihr Genre neu definiert haben, Helden des Lärms und Inspiration für Bands wie Depeche Mode, Nine Inch Nails, Marilyn Manson oder Rammstein. Die schon leicht ergrauten Herren um Bandleader Blixa Bargeld feiern nun ihr 35-jähriges Bandjubiläum. Am 9. Juli steht die Musikgruppe im Akvárium Klub Budapest auf der Bühne. „Die Neubauten spielen unter dem leicht ironischen Titel ‚Greatest Hits‘ ein Set, das die gesamten 35 Jahre ihrer Geschichte abdeckt“, verspricht Bargeld.

Bereits in die Jahre gekommen, aber immer noch auf der Suche nach
unentdeckten Geräuschen: Blixa Bargeld (2.v.l.) und seine Mitstreiter N.U. Unruh, Jochen Arbeit, Rudolf Moser und Alexander Hacke.
Die Einstürzenden Neubauten können sicher auf genug klassische Alben – so „Perpetuum Mobile“, „Ende Neu“, „Tabula Rasa“ oder „Silence Is Sexy“ – zurückgreifen, um eine „großartige Setlist daraus zu destillieren“, wie sie auf ihrer Homepage vielversprechend ankündigen. So können sich alle Fans gute Chancen ausrechnen, dass darunter auch der eine oder andere persönliche Lieblingssong sein dürfte. Wissen kann man das bei der Berliner Band, die immer für Überraschungen und Skurrilitäten gut ist, aber nie. Gespannt sein darf man auch auf das Instrumentarium der Band, sind die Einstürzenden Einbauten doch berühmt-berüchtigt dafür, den unterschiedlichsten Gegenständen und Materialien bis hin zu ganzen Gebäuden Klänge zu entlocken.
Stilistisch einordnen ließ sich die Band noch nie. Bereits mit ihrem Debütalbum „Kollaps“ (1981) sagten Blixa Bargeld und seine Mitstreiter konventionellen Hörgewohnheiten den Kampf an: Dafür sorgte ein Instrumentarium bestehend aus Metallschrott, einer schlecht gestimmten E-Gitarre und der unverwechselbar verstörenden Stimme Blixa Bargelds, die zwischen markerschütterndem Schreien und verführerischem Flüstern hin- und herpendelt. In den Folgejahren baute die Band ihre Klangversuche immer weiter aus, und auch die Texte gewannen an episch-philosophischer Qualität. So gelang es der Band, sogar an die Grenzen des Mainstreams vorzudringen: Alben wie „Tabula Rasa“ (1993) und „Alles wieder offen“ (2007) schafften es bis in die internationalen Charts.
Jahre bevor das Crowdfunding und Plattformen wie Kickstarter in Mode kamen, erkämpften sich die Einstürzenden Neubauten 2002 mit ihrem „Supporter’s Project“ (Unterstützerprojekt) bereits künstlerische Unabhängigkeit. Statt über ein Plattenlabel finanzierte die Band neue Platten über die Spenden von Fans, die im Gegenzug nach Abschluss der Aufnahmen eine CD erhielten oder andere Vorteile genossen. Die dabei produzierten Alben waren zum Teil nur für den exklusiven Zirkel aus „Supportern“ erhältlich.
Zuletzt machte die Band vor gut einem Jahr von sich Reden, als sie von der belgischen Stadt Diksmuide beauftragt wurde, den Ersten Weltkrieg zu vertonen. Die daraus entstandene Platte „Lament“ (2014) sowie die dazugehörige Bühnenshow, die historische Originalaufnahmen, Renaissancemusik und wohl konzipierte Percussion ineinander verschlingt, zeigt, dass die Einstürzenden Neubauten noch lange nicht müde geworden sind, die Grenzen der Kunstgattung Musik auszutesten.
Auch heute füllt die Band international noch große Hallen. Daher ist es ratsam, für das Konzert am 9.Juli rechtzeitig Tickets zu reservieren.
- Katrin Holtz
Einstürzende Neubauten
- Juli 2015, 20 Uhr
Akvárium Klub Budapest
Budapest V. Erzsébet tér.
Tickets: Early Bird 5.900 Forint
Vorverkauf 6.900 Forint
Abendkasse 7.900 Forint
www.akvariumklub.hu