Émile Gerbeaud würde zufrieden nicken, könnte er sehen, mit welchem Erfolg sein Name noch heute verbunden ist. Nicht nur gehört das prächtige Kaffeehaus des berühmten französisch-schweizerischen Konditors noch immer zu den Haupttouristenattraktionen des Vörösmarty tér, auch das zur Gerbeaud-Familie gehördende Onyx ist eine der edelsten Fine-Dining-Adressen in Pest. Nun gelingt der Gastro-Familie mit dem in einer Luxusvilla im II. Bezirk gelegenen Émile auch der Sprung nach Buda.
Für die Gerbeaud-Familie sei es ein lang gehegter Traum, ein Restaurant in Buda zu eröffnen, so die Vertriebs- und Marketingdirektorin des Gerbeaud und Besitzerin des Émile, Anna Niszkács. Zwar brumme der Betrieb sowohl in der Konditorei Gerbeaud als auch im ebenfalls am Vörösmarty tér gelegenen Onyx, doch die prominente Adresse lockt vor allem Touristen an. „Wir wollten den Budapestern beweisen, dass wir auch im nicht touristischen Sektor höchste Qualität bieten können.“ Dies gelang nun mit dem vor nur wenigen Wochen eröffneten Émile.
Vom Keller bis zum Dach ein kulinarisches Vergnügen
Bereits Ende 2013 war mit der Villa in der Orló utca 1 im Budaer II. Bezirk ein Standort für diese Unternehmung gefunden. Doch die 1928 fertiggestellte Villa bedurfte einiger Renorvierungsarbeit, bei der die Innenräume mit einem eleganten, aber modisch-exzentrischen Ambiente neu belebt wurden. Jedes Stockwerk folgt einem anderen thematischen Design. Während im Erdgeschoss, der dem Dining-Bereich gewidmet ist, die frische Modernität der Innenausstattung und der offenen Küche Appetit auf die bevorstehende Mahlzeit macht, geht es im ersten Stock gemächlicher zu. Hier fühlt man den Geist intellektueller Teesalons des ausklingenden 19. Jahrhunderts heraufbeschworen – Ohrensessel und antike Kommoden bieten die perfekte Kulisse für ein angeregtes Frückstück oder ein Brunch mit guten Freunden. Am Abend verwandelt sich der erste Stock in eine luxoriöse Bar mit Lounge-Atmosphäre. Der zweite Stock der Villa bietet die Möglichkeit, Räume für Business-Events und Geschäftsessen zu reservieren. Selbst der Keller, den man durch den Glasboden im Eingangsbereich der Villa bewundern kann, ist ein Hingucker: Hier lagern die über 130 verschiedenen Weine, die im Émile angeboten werden.
Das absolute Alleinstellungsmerkmal des Émile ist jedoch der geräumige und geschmackvoll gestaltete Garten. In gemütlichen Cabanas lässt sich hier im Grünen, bei einem kühlen Getränk oder zu Kaffee und Kuchen, die Sonne genießen. Eine besondere Empfehlung ist die belebende Hauslimonade mit Passionsfrucht und erfrischenden Gurkenstreifen.
Am Eingang des Gartens prangt das Logo des Émile geziert von einem rüstigen Ritter, eine Originalzeichnung von Émile Gerbeaud höchstpersönlich. Für den Namen Émile, der an den Begründer des Familienunternehmens erinnert, habe man sich entschieden, so Niszkács, weil er nicht sofort Assoziationen zu Somlóer Nockerln oder Dobostorte weckt. Doch natürlich bietet auch das Émile die feinen Küchen- und Gebäckspezialitäten an, die die Konditorei Gerbeaud so berühmt machen. Diese können vor Ort genossen, aber auch zum Mitnehmen bestellt werden.
Überraschende Spezialität des Hauses
Der eigentliche Fokus der Gastrovilla liegt jedoch auf dem Fine Dining-Menü im Bistrostil. So wird eine zwar kleine, aber feine Auswahl an Speisen fürs Mittag- und Abendessen angeboten. Weniger das Was, sondern vielmehr das Wie ist an den noblen Küchenkreationen des Chefkochs Gergely Kövér eine Erfahrung wert. Die Darreichung der Speisen wird besonders zelebriert. Ein Beispiel dafür ist die Spezialität der Küche, Paprikahühnchen. Bei Kennern der ungarischen Küche mag die Erwähnung dieses Gerichts ein mildes Gähnen verursachen, doch im Émile hat man den Klassiker neu erfunden. Die einzelnen Zutaten, traditionell gemeinsam dargereicht, werden hier einzeln in kleinen tönernen Schüsseln serviert, gefolgt von einem großen Teller mit einem besonderen Leckerbissen: ein ganzer Hahnenkamm. Diese weichen, meist angesäuert dargereichten Fleischstücke gelten Vielen als Delikatesse, sind jedoch nur in wenigen Küchen anzutreffen. Für Feinschmecker ein überzeugendes Argument, einen Besuch im Émile fest einzuplanen. Doch auch Vorspeisen wie die Entenleber serviert mit Rhababer, Wallnuss und Brioche zeichnen den hohen kulinarischen Anspruch des Émile aus.
Wie uns Niszkács verrät, hat das Émile noch große Pläne für die Zukunft. So soll ein Mittagsmenü das bisherige Angebot ergänzen, bei dem drei Gänge für voraussichtlich 4.500 Forint offeriert werden. Auch soll sich der Dining-Bereich auf den Garten der Gastrovilla ausweiten: Bisher werden hier nur Getränke sowie Kuchen und kleine Snacks serviert. Émile investiert in eine familienfreundliche Atmosphäre. Davon zeugt bereits ein separater Still- und Wickelraum im zweiten Stock der Villa. Der geplante Spielplatz im Garten wird dafür sorgen, dass vom kleinsten bis zum größten alle Gäste im Émile rundum verwöhnt werden.
Katrin Holtz
Budapest II. Orló utca 1.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 8 bis 23 Uhr, Samstag und Sonntag von 9 bis 23 Uhr
Reservierungen unter 0036 30 585 0602
Frühstück: 900 bis 2.900 Forint
Barsnacks: 400 bis 2.400 Forint
Vorspeisen: 1.500 bis 3.900 Forint
Hauptspeisen: 3.200 bis 5.900 Forint
Desserts: 1.200 bis 1.500 Forint