Künstler haben immer einen eigenen Zugang zu ihrer Stadt, sie nehmen ihr Umfeld einfach anders wahr. So ist das „Mein Budapest“ eines Künstlers ganz grundsätzlich anders als das anderer Menschen. Bei Péter Kovács werden daraus sogar Bilder und seit neuestem auch animierte Gifs.
„Ich zeichne und male, seitdem ich denken kann“, erklärt der Künstler mit der leisen Stimme. Schon als Kind machte er erste Erfahrungen mit den Medien. Mit zwölf beispielsweise trat er in ungarischen Kindersendungen auf. „Ich hatte Daumenkinos eingeschickt und den Produzenten gefielen die so gut, dass sie mich als Gast in eine Sendung einluden“. Doch nicht nur zum ungarischen Fernsehen knüpfen Péter Verbindungen: „Ich bin mit Power Rangers und Teenage Mutant Ninja Turtles auf RTL und Sat1 groß geworden. Ich habe zwar kein Wort verstanden, aber die Bildsprache war genug.“ Péter zeichnete Darsteller und Moderatoren: „Die Farben musste ich mir selbst dazu denken, wir hatten nur einen schwarz-weiß-Fernseher.“ Den Bildern legte er ein Schreiben bei, Péters Vater übersetzte es und kümmerte sich um den Versand. „Als Dankeschön haben sie mir im Laufe der Zeit zahlreiche Anstecker, Aufkleber und allerlei anderes geschickt.“
Direkt nach der Mittelschule begann Péter als Grafiker für verschiedene Medien zu arbeiten. Heute ist KoPé vor allem aber für seine Bilder unter dem Namen „Budapest Alternative“ bekannt. „Im Jahr 2012 habe ich mich auf Foursquare und Instagram registriert. Die meisten Menschen checken immer mit den gleichen Motiven ein, ich wollte einfach etwas anderes machen.“ So entstand die Idee, bekannte Budapester Szenen alternativ in Szene zu setzen. Dabei geht KoPé auf unterschiedliche Arten vor: „Eines meiner beliebtesten Bilder ist der ungarische Schriftsteller Petőfi als Batman. Ich hatte die Idee zu diesem Bild, aber noch keine Grundlage. Also zog ich los und suchte nach der passenden Szene.“ Ein Blick auf die Statue und es stand fest: Petőfi wird der Dunkle Ritter. Aber manchmal sind es auch ganz alltägliche Banalitäten, die ihn zu einem Bild inspirieren. Da ist beispielsweise das Schild in einer Straße in der Nähe seiner Wohnung, das regelmäßig umgefahren und ausgetauscht wird. Auf KoPés Bild sind es nun nicht mehr unachtsame Autofahrer, die das Schild zu Fall bringen, sondern der Comic-Superheld Iron Man. „Die Szene kennen nur Menschen, die dort in der Nähe wohnen, viel öfter arbeite ich aber mit Motiven, die bekannter sind.” Dabei kommt es immer wieder vor, dass bekannte Motive in unvorhergesehene Zusammenhänge gesetzt werden. Zweier seiner ersten Bilder erging es so.
Der Vulkanausbruch im Gellért Berg erhitzte die Gemüter und führte im sozialen Netzwerk Facebook zu Diskussionen, ob Buda nun in Gefahr sei oder nicht und auch der Meteoriteneinschlag in die Basilika schaffte es in die Schlagzeilen als Nachrichtenente. KoPé greift aber nicht nur Naturkatastrophen auf. Immer wieder schaffen es Filmhelden wie der Marhmallow Man aus Ghostbusters oder diverse Charaktere und Requisiten aus Star Wars und anderen Filmen in KoPés Bilder. Dabei ist der Arbeitsaufwand je nach Bild und Entschlossenheit des Künstlers ganz unterschiedlich: „An einigen Bildern arbeite ich nur knapp 30 Minuten,
andere brauchen mehr als acht Stunden.” Beispielsweise die Pferde auf dem Kálvin tér haben KoPé viel Zeit gekostet – bis heute eines seiner Lieblingsbilder. Aber sein absoluter Liebling ist der Gellért tér beleuchet von schimmernden Lichtern aus dem Film Avatar: „Das Bild ist bis heute mein Favorit und sieht auch ausgedruckt einfach fantastisch aus.” Davon kann man sich auch immer wieder bei den Ausstellungen KoPés überzeugen; Im Paloma wird derzeit mehr als die Hälfte seines Gesamtwerks ausgestellt – eine seltene Gelegenheit, da auch solche Bilder ausgestellt werden, die es sonst nicht in die Offline-Öffentlichtkeit schaffen: „Im Paloma werden auch kleinere Druckformate gezeigt, dazu habe ich nicht oft die Chance”, sagt der Künstler freudig. Ganz anders im Holdudvar, auf Bildschirmen werden dort die Bilder KoPés nun als animierte Gifs gezeigt, eine ganz neue Seite des digitalen Künstlers. Und obwohl KoPé die Arbeit am Projekt Budapest Alternative immer noch Spaß macht, möchte er in Zukunft wieder mehr offline arbeiten und malen. Dabei hat er für seine nicht-digitalen Arbeiten noch keinen festen Stil gefunden, dafür aber schon jede Menge Bewunderer. Wenn er auf der Leinwand ebenso erfolgreich sein wird wie online, darf Budapest sich noch lange über einen neuen, aufregenden Künstler freuen.
instagram.com/kope0001
budapestalternative.hu
facebook.com/BudapestAlternative
budapestalternative.tumblr.com
AUSSTELLUNGEN
Paloma
Budapest, Kossuth Lajos utca 14-16
XIII. Margitsziget