Ende Mai präsentierte Dr. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank AG in Budapest, die Jahresergebnisse 2014 und gab einen Überblick über die aktuelle Situation sowie die Pläne seiner Bank. Im vergangenen Jahr konnte die Oberbank AG, die seit 2007 auch in Ungarn tätig ist, das fünfte Jahres-Rekordergebnis in Folge verzeichnen.
Der Generaldirektor hat allen Grund zur Freude: Im Geschäftsjahr 2014 stieg der Jahresüberschuss vor Steuern im Vergleich zum Vorjahr um 11,2 Prozent auf 157,6 Mio. Euro; nach Steuern um 11,5 Prozent auf 136,5 Mio. Euro. Zudem konnte ein günstiges Kreditrisiko verzeichnet werden, laut Gasselsberger einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren. 4,5 Prozent des Kreditvolumens sind über Kreditrisikovorsorgen gedeckt. Mit einer Kernkapitalquote von 11,6 Prozent und einer Gesamtkapitalquote von 15,7 Prozent kann von einer „ausgezeichneten Kapitalausstattung“ gesprochen werden.
Gründe für die herausragende Entwicklung lassen sich zum einen über den zweistelligen Zuwachs der Privatkredite erklären. Zum anderen ist auch das Firmenkundengeschäft dynamisch gewachsen. So konnten etwa die Investitionsfinanzierungen im vergangen Jahr um fünf Prozent gesteigert werden. Im Leasinggeschäft konnte mit einer Steigerung von 20 Prozent sogar das beste jemals erzielte Ergebnis erreicht und Marktanteile hinzugewonnen werden.
Erfreulich gestaltet sich auch die Kostenstruktur. Obwohl die Oberbank in den letzten fünf Jahren hohe Beträge in die Expansion investiert hat, sind die Aufwendungen weniger stark als die Erträge gestiegen. Deshalb liegt die cost income ratio mit zuletzt 50,1 Prozent weiterhin besonders günstig. Ausweis der guten Konstitution der Oberbank sei neben den Geschäftszahlen auch der Verlauf einer Anfang April durchgeführten Kapitalerhöhung. Nach Aussage von Gasselsberger hat es hier eine hochgradige Überzeichnung gegeben: Nur 35 Prozent der Kundenwünsche konnten befriedigt werden. „Jetzt sind wir in Sachen Kernkapital sehr gut aufgestellt.“
Organisches Wachstum
Gasselsberger machte auch deutlich, dass Wachstum und Erträge nicht mit steigendem Risiko oder sinkenden Eigenkapitalquoten erkauft worden seien. Seine Bank befinde sich auf einem organischen, nachhaltigen Wachstumspfad, bei dem mögliche Zukäufe der Aktivitäten anderer Banken kein Thema seien. Eine organische Erweiterung des Filialnetzes allerdings schon. „Wir werden weiter offensiv wachsen.“ So will die Oberbank in diesem Jahr in Österreich, Deutschland und Tschechien jeweils drei neue Filialen eröffnen. Nachdem die Oberbank vor 25 Jahren ihren ersten Schritt nach Bayern getan hat, wird sie nun in Hessen und Thüringen expandieren.
Der starke deutschsprachige Fokus der Oberbank ist übrigens auch in Ungarn zu spüren. So unterstrich Peter Szenkurök, der die Oberbank-Aktivitäten vor Ort leitet, dass alle Kundenbetreuer der Bank deutsch sprechen würden. Auch die strategische Partnerschaft seiner Bank mit dem Deutschen Wirtschaftsclub Ungarn ist unter diesem Blickwinkel zu sehen.
In Ungarn, wo die Bank derzeit mit sieben Filialen am Markt präsent ist, soll im August eine achte Filiale in Székesfehérvár dazukommen. Mittelfristig hält der Generaldirektor sogar eine Verdopplung des ungarischen Filialnetzes für möglich. So würden schon jetzt Filial-Eröffnungen in Pécs, Nagykanizsa und Nyíregyháza ins Auge gefasst. Auf eine Frage der Budapester Zeitung, ob die Erhöhung der Zahl der Filialen nicht anachronistisch sei – immerhin dünne derzeit etwa ein österreichischer Mitbewerber in Ungarn mit Verweis auf die Möglichkeiten des Internets und geänderte Kundenbedürfnisse sein ungarisches Filialnetz deutlich aus – stellte Gasselsberger klar, dass physische Kundennähe unverändert Teil des Erfolgs seiner Bank sei. „Unser Geschäft ist ein persönliches, die Filialen sind nach wie vor unsere wichtigsten Vertriebsschienen“, stellte er klar. Auch wolle er nicht ausschließen, dass der Filialabbau anderer Banken weniger etwas mit gewandelten Kundenbedürfnissen als mit eigenen Fehlentscheidungen der Vergangenheit zu tun habe.
Entwicklung in Ungarn weiterhin positiv
Konträr zum ungarischen Gesamtmarkt kann die Oberbank in Ungarn auf ein solides Wachstum verweisen. „Es geht uns in Ungarn ausgezeichnet“, so Gasselsberger. Ein deutlicher Anstieg der Bilanzsumme, ein starker Zuwachs beim Kreditgeschäft sowohl im Firmen- als auch im Privatkundenbereich und ein günstiges Kreditrisiko unterstreichen diese Aussage. Ebenso, dass es keine Personalfluktuation gibt.
„Wir haben es keinen Tag bereut, in Ungarn aktiv zu sein“, so der Generaldirektor zufrieden, um gleich auch noch anzufügen: „Das können nicht viele in Ungarn aktive ausländische Banken behaupten.“ Allerdings räumt Gasselsberger ein, dass hier auch noch andere Faktoren eine Rolle spielen würden. So etwa das „Glück der späten Geburt“, womit er auf die Tatsache anspielt, dass sich seine Bank schon allein wegen ihres Alters in Ungarn am Geschäft mit den Devisenkrediten nicht so die Finger verbrannt hat wie etwa andere österreichische Banken.
Dies hat zur Folge, dass die Oberbank in Ungarn etwa bei der Kreditvergabe eine aktivere Rolle spielen kann als andere Banken. „Wir haben uns in Ungarn einen Namen als Alternative gemacht“, so Gasselsberger. Zum Thema Ungarn fügte er dann noch ein wenig überraschendes Abschluss-Statement an: „Die Oberbank ist gekommen, um zu bleiben und zu wachsen.“