Der Deutsche Wirtschaftsclub Ungarn – bis Januar hieß er DWC Budapest – trägt seiner Umbenennung Rechnung und lud am letzten Mittwoch zu einer Veranstaltung der besonderen Art: Im Rahmen von fünf Kurzvorträgen stellten hochrangige Vertreter ungarischer Städte ihre jeweiligen Städte auch unter Investitionsaspekten vor. In einer anschließenden Podiumsdiskussion und einem Get-together konnten offene Fragen geklärt und eventuelle gemeinsame Perspektiven besprochen werden.
Ungarn mausert sich seit Jahren zu einem immer bedeutenderen Wirtschaftsstandort für ausländische Investoren. Firmen wie Audi, Bosch und Mercedes und aber auch zunehmend Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor siedeln sich in Ungarn an. Gründe hierfür sind insbesondere das Angebot an hoch motivierten und preiswerten Arbeitskräften, die geografische Lage des Landes und die vorhandene Infrastruktur. Aber auch die hilfsbereiten, gastfreundschaftlichen und aufgeschlossenen Kommunen. Einen Eindruck davon konnte man auch beim aktuellen DWC-Abend gewinnen. In folgenden geben wir die wichtigsten Äußerungen zu den fünf vorgestellten Städten wieder.
Die „Mercedes-Stadt Kecskemét“
Kecskemét kann auf eine lange Wirtschaftstradition zurückblicken: Bereits seit mehr als 50 Jahren sind hier bedeutende Unternehmen ansässig; heutzutage unter anderem Axon, Knorr-Bremse, Phoenix, Uniwerk und natürlich Mercedes. Kulturell ist vor allem das Internationale Festival der Animationsfilme von Bedeutung. Im Rahmen der Bildung kann Kecskemét bereits auf große Erfolge, unter anderem im Bereich der dualen Ausbildung, blicken: In allen Mittel- sowie Fachmittelschulen und nahezu an allen Fakultäten der ansässigen Hochschule ist die duale Ausbildung nach deutschem Vorbild bereits etabliert. Im Rahmen der EU-Legislaturperiode 2014-2020 wurden der Stadt Kecskemét 23 Mrd. Forint zugesprochen, welche größtenteils auf die drei Entwicklungsschwerpunkte der Stadt verteilt werden sollen: Forschung & Entwicklung, den Arbeitsmarkt unterstützende Programme, und Sport.
„Logistik-Star Debrecen“
Die zweitgrößte Stadt Ungarns zeichnet sich vor allem durch ihre „trimediale Logistikkompetenz“ aus: Debrecen ist erreichbar via Flugzeug, Bahn und über das Straßennetz. Der eigene Flughafen ist der zweitgrößte Ungarns und erfüllt bereits alle Voraussetzungen für einen internationalen Flughafen. Seit Februar dieses Jahres ist in Debrecen auch ein Containerterminal verfügbar; bis 2020 werden insgesamt 25.000 Quadratmeter Cargogelände vorhanden sein. Debrecen ist zudem bereits heute der größte Eisenbahnknotenpunkt in Ostungarn. Die Stadt verfügt über einen insgesamt 120.000 ha großen Industriepark, in welchem bereits heute 45 Betriebe ansässig sind. In der aktuellen Finanzperiode der EU sollen vor allem die in Debrecen traditionell ansässige Lebensmittelindustrie, jedoch auch neue Industriezweige wie IT-Sektor und Telekommunikation gefördert werden.
Miskolc:Tradition und Vision
Die Stadt Miskolc kann auf eine bedeutende industrielle Geschichte in der Stahl- und Maschinenbauindustrie zurückblicken – und hat visionäre Pläne für ihre Zukunft: Der Plan für den Bau eines sogenannten Mega-Industriepark wurde im vergangenen Monat verabschiedet und ebnet den Weg für die Ansiedlung weiterer Unternehmen. Erweiterungen der IT-Infrastruktur und ein neues Forschungs- und Innovationszentrum stehen ebenfalls auf der Agenda. Zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren in Miskolc zählen aktuell der Maschinenbau und die Mechatronik. Eine vollstaatliche Holding dient potenziellen Investoren als Ansprechpartner und Dienstleister in Belangen wie beispielsweise Verkehr und Arbeitgeberthemen. Neben dem Fokus auf internationale Bildung kommt auch der Tourismus in Miskolc nicht zu kurz: 2014 wurde das beliebte Auslugsziel der Stadt, die Burg Diósgyőr, neu eröffnet und verzeichnete seitdem bereits 110.000 Besucher.
Die Kulturhauptstadt Pécs
Pécs ist gekennzeichnet durch das osmanische Erbe der Stadt, die Kohle- und Bergbauindustrie im 20. Jahrhundert und heutzutage mit rund 2.100 ausländischen Studenten eine durch und durch kulturell reiche Stadt. 2010 war Pécs Kulturhauptstadt Europas; die Bewahrung ethnischer Bräuche sowie die Porzellanherstellung machen die Stadt überregional bekannt. Wirtschaftlich konzentriert sich Pécs heutzutage vor allem auf die Bereiche Energie, Maschinenbau und Gesundheit. Mit einem Beitrag von 4 Mrd. Forint zum ungarischen BIP gewinnt die Stadt, auch durch den starken Export der verarbeitenden Industrie, mehr und mehr an Bedeutung. Ein Großinvestor ist in Pécs aktuell noch nicht vorhanden. Mit Projekten wie dem neuen Industriepark ipark sei die Stadt jedoch in der Lage, diesen und weitere zu empfangen.
Die Bildungs-und Wissenschaftsstadt Szeged
Szeged ist die drittgrößte Stadt Ungarns, die Universität der Stadt zählt zu einer der größten des Landes. Von großer Bedeutung ist die Zusammenarbeit von Universität und Industrie: So wird derzeit mit dem Wissenschaftszentrum ELIPOLIS ein innovatives Forschungszentrum geschaffen, welches den Transfer von Wirtschaft und Forschung zum Ziel hat. Auch bei den 34 Mrd. Forint bewilligten EU-Mitteln liegt der Fokus auf der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Der Vertreter der Stadt lobte vor allem das Humankapital Szegeds. Er betonte, dass der Großteil der Absolventen nach dem Abschluss in Szeged leben und arbeiten möchte, was der kulturellen und gesellschaftlichen Attraktivität der Stadt geschuldet sei. Eine relativ hohe Arbeitslosenquote macht dies momentan jedoch etwas schwierig. Chancen sieht er jedoch in der Motivation und dem Engagement der Bevölkerung. Wachsende Wirtschaftsbereiche der Stadt sind die Software- und Telekommunikationsindustrie.
Ordnender Abschluss der lebhaften Diskussion nach den fünf Vorträgen war die Bitte des DWC-Vorsitzenden Arne Gobert an die Vertreter der Städte, der Reihe nach jeweils ihren größten Vor- und Nachteil zu nennen.
Ordnender Abschluss der lebhaften Diskussion nach den fünf Vorträgen war die Bitte des DWC-Vorsitzenden Arne Gobert an die Vertreter der Städte, der Reihe nach jeweils ihren größten Vor- und Nachteil zu nennen. In der folgenden Tabelle finden Sie die zusammengefassten Antworten.
„…bis 2020 werden insgesamt 25.000 Quadratkilometer Cargogelände vorhanden sein. Debrecen ist zudem bereits heute der größte Eisenbahnknotenpunkt in Ostungarn. Die Stadt verfügt über einen insgesamt 120.000 ha großen Industriepark…“
25.000 Quadratkilometer wären etwa 42 x Balaton,
120.000 ha wären 2 x Balaton.
In Fussballfeldern gerechnet wären es 2,5 Millionen bzw. 120.000.
Natürlich Quadratmeter. Danke für den Hinweis. Ändere ich gleich.