
Krisenfester Stand: Dank Investitionen und Einführung neuer Dienstleistungen konnte der Flughafen nur zwei Jahre nach der Malév-Pleite wieder ein Rekord-Passagieraufkommen verbuchen.
Vor genau 65 Jahren nahm der neue Flughafen von Ungarns Hauptstadt seinen Betrieb auf: Am 7. Mai 1950 startete die zivile Luftfahrt auf dem heutigen, immer dynamischer wachsenden Flughafen. Im ersten Jahr hatte man noch ein Passagieraufkommen von 7.133 Reisenden, 2014 waren es über 9 Millionen.
Der Franz Liszt-Flughafen, früher nur Ferihegy genannt, verfügt über eine noch längere Geschichte: Das Gebiet wurde bereits 1938 von der Hauptstadt für die zivile und militärische Luftfahrt freigegeben, doch der Zweite Weltkrieg kam dazwischen. Während der von Dávid Károly jun. geplante Bau des Hauptgebäudes im Bauhaus-Stil bereits begonnen hatte, erbaute man auch Hangars der Ungarischen Königlichen Luftflotte und des Flugversuchs-Instituts, zivile Luftfahrt war kaum existent. 1944 trafen gleich mehrere alliierte Luftangriffe den Flughafen, weshalb er erst 1950 anhand der Originalpläne fertig gestellt werden konnte. Am 7. Mai wurde als erste zivile Maschine eine sowjetische Li-2 empfangen. Der Flughafen verfügte gerade einmal über eine 1.500 m lange betonierte Landebahn, diese wurde später immer weiter ausgebaut. 1958 erreichte die Landebahn 1 ihre heutige Länge von 3.000 m.
1974 überschritten die jährlichen Passagierzahlen erstmals eine Million, das heutige Terminal 1 konnte dieses Aufkommen nicht mehr bewältigen. 1977 begann die Planung beziehungsweise. Errichtung des neuen Flughafen-Towers, der 3.700 Meter langen Landebahn 2, der neuen Technik-Basis und der Instandhaltungs-Hangars. 1985 wurde das Gebäude des heutigen Terminal 2A fertig gestellt, über das derzeit die Reisen innerhalb des Schengen-Raums abgewickelt werden. Aufgrund des laufend wachsenden Reiseaufkommens wurden weitere Entwicklungen nötig, weshalb das Terminal 2B errichtet und 1998 übergeben wurde.
Neuer Besitzer und Malév-Pleite
2002 gab es bedeutende strukturelle Änderungen: Aus der Direktion für Luftfahrt (LRI) entstanden die Luftfahrtsteuerung (HungaroControl) und der heutige Flughafenbetreiber, die Budapest Airport Zrt. Ab Januar 2006 lenkten britische Investoren die Budapest Airport Zrt., bis sich im Juni 2007 ein internationales Konsortium unter Führung der deutschen HOCHTIEF AirPort GmbH mit 75 Prozent die Mehrheit der Anteile sicherte. Die restlichen Anteile verblieben bis Sommer 2011 beim ungarischen Staat, als auch dieser seine Anteile an das Konsortium verkaufte. Zur Zeit der Privatisierung hatte der neue Eigentümer die Verantwortung für Entwicklungsprojekte im Wert von 75 Mrd. Forint übernommen, die alle bis 2012 fertig gestellt wurden. Die Weiterentwicklung blieb aber nicht stehen: Bis heute wurden insgesamt etwa 110 Mrd. Forint investiert. Im Januar 2013 wurde mit dem Aufkauf der HOCHTIEF AirPort durch den kanadischen Investmentfond PSP Investments selbiger zum Haupteigentümer, das die deutschen Interessen am Flughafen vertretende Unternehmen änderte seinen Namen in AviAlliance GmbH.
Im Februar 2012 kam es mit der Malév-Pleite zur größten Krise des Flughafens: Die Passagierzahlen fielen in diesem Jahr um mehrere 100.000, der Transitverkehr kam praktisch zum Erliegen, die Zahl der Starts und Landungen sank auf das Niveau von 2002. Der Flughafenbetreiber erlitt schwere finanzielle Einbußen, Entwicklungen wie das Cargo City-Projekt wurden gestoppt, es mussten Stellen abgebaut werden. Im Zuge der Betriebsoptimierung wurde Terminal 1 geschlossen. Trotz der Krise entwickelte der Betreiber den Flughafen jedoch weiter und führte permanent neue Dienstleistungen ein. So konnte bereits 2014 ein Rekord-Passagieraufkommen verbucht werden, was unter anderem auch zu den Skytrax-Auszeichnungen „Bester Flughafen Osteuropas“ 2014 und 2015 führte.