Egal, wo Sie vergangene Woche Freitag in Budapest waren, Sie waren sicherlich nicht allein. Zahllose Veranstaltungen lockten die Besucher, jedoch war nicht auf allen die Stimmung ungetrübt.

Laut in den Mai: Nicht überall war der „Tag der Arbeit“ von Pannen überschattet,
vielerorts wurde unbeschwert gefeiert. (Foto: Zoltán Adrián)
Freibier, Musik, gute Stimmung – die Messlatte war hoch gelegt worden mit der Maifeier im Népliget. Drei Tage sollte es hoch hergehen im Park gegenüber des Ferencváros-Stadions, doch wer am 1. Mai tatsächlich den Weg in Richtung Népliget nahm, der wurde herb enttäuscht. Nicht nur, dass es keine Fahrgeschäfte oder das versprochene Freibier gab, im Népliget gab es schlicht gar nichts. Die Feier war sang-und klanglos verschwunden. Nirgends auch nur eine Bierbude, von Fahrgeschäften oder gar einer Bühne mit Liveshows keine Spur. Das Nachrichtenportal Index ging der Sache nach und befragte unter anderem auch Tibor Dévényi, einen der vermeintlichen Stars des Events: „Ich weiß rein gar nichts über diese Veranstaltung.“ Ähnliches ließ auch der „Sponsor“ des beworbenen Freibiers, Borsodi, verlauten. Auf Anfrage von Index kam lediglich die Antwort, man wolle das Ganze nicht kommentieren, man habe damit nichts zu tun. Das Facebook-Event zur Feier wurde noch am Freitag gelöscht, der Verdacht liegt also nahe, dass wirklich keine ernsten Absichten hinter der Veranstaltung standen.
Wesentlich realer, aber auch nicht ungetrübt verlief das 1. Mai-Event der Formel 1. Kimi Räikkönen gab sich die Ehre beim „Nagy Futam“ (Großes Rennen) und kurvte mit seinem 2012-er Boliden durch Budapests Straßen. Doch wer dabei war, hatte nur wenig Freude. Auf Facebook überschlugen sich am vergangenen Wochenende die negativen Kommentare und Beschwerden zur schlechten Organisation. Größtes Problem dabei war nach Ansicht vieler Besucher die schlechte Organisation. Wer es einmal hinter die Absperrungen geschafft hatte, war mehr oder minder dazu verdammt, dort zu bleiben, selbst, wenn man gar nicht als Zuschauer, sondern als Anwohner dort stecken geblieben war. Viele Besucher berichteten weiterhin davon, dass es schier an ein Wunder grenzt, dass es nicht zu einer Massenpanik kam, als Familien mit Kindern nicht aus der Absperrung gelassen wurden. Wer sich jedoch von der Menge nicht abschrecken und einschüchtern ließ, dem wurde neben dem Rennspektakel auch eine Flugshow der Sonderklasse geboten. Péter Besenyei, Weltmeister im Kunstfliegen, schoss mit seinem Red Bull-Flieger über die Donau und vollführte tollkühne Tricks.
Gewerkschafter und Linke sind sich uneins
Natürlich durften am 1. Mai auch die Feiern linker Verbände und Gewerkschaften nicht fehlen. Hier setzte sich das derzeit in der ungarischen Politik gebotene Trauerspiel der linken Opposition fort. Während Ex-Premier Ferenc Gyurcsány im Stadtwäldchen „kostenlosen Strom und Wasser für die Ärmsten“ als Kernpunkte seines zukünftigen Regierungsprogramms versprach, ergingen sich auf der anderen Seite des Városliget die MSZP-Politiker Ágnes Kunhalmi und József Tóbiás in Regierungskritik. Allerdings stand hier die Politik nur knapp 30 Minuten im Mittelpunkt des Geschehens, die Maifeierlichkeit der MSZP war, wie auch in den Jahren zuvor, vor allem auf Familien ausgerichtet. Die Ungarische Arbeiterpartei lockte etwa 100 Sympathisanten an, die am Kodály körönd Hugo Chavez und Nicolas Maduro als beispielhafte Staatsmänner feierten. Nach einer Rede des Vorsitzendem Gyula Thürmer zerstreute sich die Menge der aus vorrangig im Rentenalter befindlichen Zuhörer.