Die Budapester Zeitung besuchte den abstrakten Maler in seinem neuen Atelier im XI. Bezirk.
Was haben Nikola Tesla und Fukui Yusuke gemeinsam?
Es ist eigentlich sehr interessant: Tesla hat selbst einige Zeit in Budapest verbracht. Es heißt, dass er besonders die Spaziergänge im Stadtwäldchen liebte und sie ihn sehr inspiriert haben. Ich wohne selbst in der Nähe und verbinde auch viele gute Erinnerungen und Momente mit dem Stadtwäldchen. In dieser Weise kreuzen sich unsere Pfade.
Kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, 1991, hat es dich nach Budapest verschlagen. Die Stadt war von politischen Turbulenzen mitgerissen und weit weniger international als heute. Wie hast du die Stadt damals erlebt?
Auch damals gab es schon internationale Austauschstudenten an der Akademie der Bildenden Künste, doch eher aus Italien, der Schweiz oder Deutschland. Damals war ich sicherlich unter den ersten, die aus Japan kamen, um in Budapest zu leben. Noch heute ist die japanische Gemeinde in Budapest klein und besteht aus nur etwa 1.000 bis 1.200 Personen, aber damals waren wir gerade mal rund 200 im ganzen Land.
Um ehrlich zu sein, ich habe nicht das Gefühl, dass die Stadt und das Leben hier sich allzu radikal verändert haben. Die Gebäude und die Straßen sind noch fast dieselben, natürlich hat sich die ökonomische Situation etwas verändert – die Lebenshaltungskosten sind gestiegen – aber ich fühle den Unterschied nicht besonders stark.
Haben sich die Bedingungen für Künstler verändert?
Das ist eine interessante Frage. Ist damit gemeint, ob die Politik einen Einfluss hat? Nun ja – es hat schon immer politische Schulen gegeben, und das auf beiden Seiten. Dabei ist es weniger der Staat, der einen Künstler maßgeblich beeinflusst, sondern sein Mentor. Hier wird eine bestimmte Schule vom Mentor an seinen Schüler weitergereicht.
Beschäftigst du dich mit ungarischer Politik?
Nein. Aber ich interessiere mich trotzdem sehr für das Zeitgeschehen und mein Werk ist grundlegend beeinflusst von gesellschaftlichen Fragen und Konflikten.
Was hält dich heute noch in Budapest?
Zum einen mag ich ganz klar das Leben in Budapest, aber ich denke, es liegt ebenso daran, dass ich hier eine Familie gegründet habe. Meine Frau ist Ungarin, wir haben uns während des Kunststudiums kennengelernt und haben heute zwei erwachsene Söhne. Die beiden sind übrigens auch Künstler.
Welchen Rat gibst du deinen Söhnen oder jungen Künstlern allgemein?
Wenn du Künstler sein möchtest, dann arbeite hart und arbeite viel. Außerdem brauchst du eine Langzeitvision für dein Leben als Künstler: Nicht nur die nächsten fünf Jahre, sondern zehn, fünfzehn Jahre von jetzt an musst du dich noch als Künstler sehen können, sonst kann man einpacken.
Wann wusstest du, dass du Künstler werden wolltest?
Mit sechs Jahren habe ich zu meinem Vater gesagt: „Vater, ich will heute nicht in die Schule gehen“, und mein Vater hat mich gefragt: „Warum?“. Ich sagte ihm: „Aber Vater, du hast gesagt, als Künstler braucht man die Schule nicht.“ Damals wusste ich anscheinend schon, wo meine Prioritäten liegen (lacht). Und ich musste diesen einen Tag tatsächlich nicht in die Schule gehen. Als ich 16 Jahre alt war, habe ich mich jedoch das erste Mal bewusst für die Kunst entschieden. Ich musste damals aufhören, Basketball zu spielen, weil es nicht mehr neben der Kunst in meinen Stundenplan gepasst hat.
Buda oder Pest?
Oh, das ist eine schwere Frage. Wenn ich spontan antworten müsste, würde ich sagen Pest. Ich habe immer auf dieser Seite der Donau gelebt. Doch jetzt habe ich mein Atelier auf Budaseite, und wer weiß, ich bin erst seit 24 Jahren hier, vielleicht ziehe ich ja nochmal um.
Wenn du noch einmal eine Karriere für dich wählen müsstest, welche wäre es?
Ich würde moderne Musik machen. Spielen würde ich jedoch keines der herkömmlichen Musikinstrumente, sondern ich würde ein ganz neues Instrument, ganz neue Klänge erfinden – vielleicht unter Zuhilfenahme von digitaler Technik. Ja, ich denke, ich wäre ein experimenteller Musiker. Auf der anderen Seite interessiere ich mich auch sehr für Architektur und außerdem bin ich erst 43 – da ist vielleicht noch Zeit für beides (lacht).
Erfahren Sie mehr zu Fukui Yusuke und seinem Werk unter www.fukuiyusuke.com