
Zeit zum persönlichen Austausch: Ulrich L. Bettermann im Gespräch mit DWC-Vorsitzenden Dr. Arne Gobert (BZT-Fotos: Nóra Halász)
Der Einladung des Deutschen Wirtschaftsclub Ungarns folgend hielt am vergangenen Mittwoch Ulrich L. Bettermann, Geschäftsführer der OBO Bettermann GmbH & Co. KG, in den Räumen des Hotel Marriott einen erfrischenden Vortrag. Vor rund 100 Teilnehmern zeigte sich Bettermann als ein Unternehmer zum Anfassen. In seinem Vortrag gab er auch Anekdoten aus seinem bewegten Berufsleben preis und berichtete von seinem persönlichen Bezug zu Ungarn. Zudem fand er Zeit, mit den Teilnehmern über die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage zu diskutieren. Für alle Beteiligten ein gelungener Abend mit aufschlussreichen Einblicken.
Ulrich L. Bettermann kann auf eine bewegte Unternehmerkarriere zurückblicken. Seit nunmehr 45 Jahren führt er die Geschäfte des erfolgreichen Mittelständlers. Eine weitere große Leidenschaft gilt der Politik, aber nicht als Gestalter in der ersten Reihe, sondern eher aus dem Hintergrund heraus als Netzwerker. So ist er über Parteigrenzen hinweg mit einer Fülle an namhaften bundesdeutschen Politikern persönlich bekannt, mit etlichen sogar enger befreundet. Daraus macht er kein Hehl. Im Gegenteil: auch an diesem Abend verstand er es immer wieder, das Publikum mit Kostproben aus seinem reichen Anekdotenschatz in den Bann zu schlagen.
Strauß, Schröder, Steinkühler und andere kamen darin vor. Bettermann hätte sicher kein Problem, einen ganzen Abend mit Politiker-Anekdoten zu bestreiten. Eine aktuellere Begebenheit handelt übrigens davon, wie er in Absprache mit seinem Freund Hans-Dietrich Genscher, dem es gesundheitlich schon wieder besser gehe, den Ende vorletzten Jahres freigelassenen ehemaligen russischen Oligarchen Michail Chodorkowski (Yukos) in einem OBO Bettermann-Firmenjet von Russland nach Deutschland fliegen ließ. Auch bei der Beschaffung einer Unterkunft im schweizerischen St. Gallen sei ihm Bettermann behilflich gewesen. Persönlich kennengelernt hatte er den Unternehmer übrigens schon vor anderthalb Jahrzehnten beim Weltwirtschaftsforum in Davos, dessen Mit-Begründer Bettermann übrigens ist.
Seit Jahrzehnten mit Ungarn verbunden
Seine persönlichen Beziehungen zu Ungarn reichen über zwei Jahrzehnte zurück. Es begann im Wesentlichen mit der erfolgreichen Behandlung seines Sohnes Christoph im Pető-Institut. „Wir sind auf der Suche nach Hilfe um die halbe Welt gereist, gefunden haben wir sie schließlich hier im Pető-Institut“, so der Unternehmer dankbar. Erst nach dieser privaten Entdeckung kam in Ungarn das Geschäftliche und reihte sich danach eine Investition an die andere. „Inzwischen ist Ungarn so etwas wie eine zweite Heimat für mich geworden“, unterstreicht Bettermann. „Ich fühle mich in Ungarn sehr wohl. Das gleiche gilt auch für meinen Sohn Christoph, der ständig hier lebt.“ Der Unternehmer fühle sich in Ungarn übrigens so wohl und dem Land zugehörig, dass er jetzt sogar den Erwerb der ungarischen Staatsbürgerschaft ins Auge gefasst habe, wie er dem Publikum anvertraute. Nicht zuletzt überzeugen ihn auch die Perspektiven des Landes: „Ich sehe Ungarn auf einem ordentlichen Weg“, so Bettermann in seiner klaren, knappen Sprache.
In Bugyi, 40 Kilometer südlich von Budapest gelegen, betreibt die Firma einen eigenen Produktionsstandort. Auf dem Gelände einer früheren militärischen Telefonfabrik des Warschauer Paktes fand Bettermann einen geeigneten Standort für sein international agierendes Unternehmen. Nach umfangreichen Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur betreibt OBO Bettermann in der kleinen Ortschaft aktuell eine Produktionsfläche von 40.000 Quadratmeter. „Wir sind nicht nur zufrieden, sondern glücklich hier“, macht Bettermann deutlich. Dafür sprechen auch seine weiteren Pläne bezüglich des ungarischen Standorts. Noch in diesem Jahr sei etwa die Verlegung des Europa-Zentrums der Firma von Menden nach Bugyi geplant, zeitgleich sollen weitere 10.000 Quadratmeter Produktionsfläche hinzukommen. Ein weiterer großer Traum ginge für den leidenschaftlichen Flieger in Erfüllung, wenn es ihm gelänge, in Bugyi einen Flugplatz zu errichten.
Lobend erwähnt Bettermann vor allem das große Bewusstsein für Bildung, das die Ungarn im Vergleich zu anderen Ländern zeigten. Das firmeneigene Weiterbildungsprogramm sowie die für OBO Bettermann typischen flachen Hierarchie seien in Ungarn sehr gut angenommen worden und so sei es innerhalb kürzester Zeit möglich gewesen, in Bugyi einen Hochtechnologiestandort zu errichten. Dies sei im internationalen Vergleich gesehen beachtlich. Bei einer Investition in Russland machte er etwas andere Erfahrungen. Der welterfahrene Unternehmer lobte weiterhin die Wärme und Liebenswürdigkeit der Magyaren. Gleichzeitig hat er aber auch ein Auge für die weniger günstigen Gegebenheiten des Wirtschaftsstandortes Ungarn. So merkte er bezüglich den in Ungarn verbreiteten Mehrwertsteuerbetrügereien kritisch an, dass hier nicht unzulängliche Kontrollen das Problem seien, sondern der gewaltige Steuersatz von 27 Prozent.
Erfolgsrezept: „Unternehmer zum Anfassen“
Bettermann sprach in seinem Vortrag zudem von der Persönlichkeit eines Unternehmers und nannte – eingehend auf eine Frage aus dem Publikum – sein persönliches Erfolgsrezept. Am wichtigsten sei, dass man stets ein „Unternehmer zum Anfassen“ ist und für seine Mitarbeiter auf gleicher Augenhöhe ansprechbar bleibt. Weiterhin mahnt er, dass Arroganz – auch als erfolgreicher Unternehmer – fehl am Platz sei. Als dritten wichtigen Grundsatz für Unternehmer empfiehlt er, stets genau auf den eigenen Markt zu hören, auf die eigenen Produkte zu achten und so frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Auch die IT-Sicherheit sowie der Plagiatsschutz seien diesbezüglich wichtig, so Bettermann, dessen Firmengruppe auch in China aktiv ist.
In der anschließenden Diskussionsrunde standen zunächst vor allem finanzpolitische Themen im Fokus. So interessierten sich die Zuhörer für Bettermanns Einschätzung der aktuellen Situation in der Währungsunion. Die Entwicklung des Euros, so Bettermann, sei nur schwer vorhersehbar. Wesentlich berechenbarer stellen sich für ihn dagegen die währungspolitischen Entwicklungen in Ungarn dar. Dass das Land seine nationale Währung behalten habe, begrüßt er: „Ich bin froh, dass Ungarn den Forint hat.“ Bei Begegnungen mit Premier Orbán, mit dem er per Du sei, habe er ihn mehrfach darauf hingewiesen, dass der Euro schädlich für Ungarn wäre. „Möglicherweise erleben wir einen Wettbewerb der Währungen, um weich zu werden“, äußerte er sich zu den globalen Finanzentwicklungen.
Deutliche Worte der Kritik fand Bettermann hinsichtlich der aktuellen deutschen Politik. Unter anderem würden ihm Politiker von richtigem Format fehlen. „Wehner, Genscher, Strauß,… diese Klasse fehlt uns heute.“ Aber ganz typisch für den zupackenden und verantwortungsbewussten Unternehmer, lässt er es nicht bei einer oberflächlichen Kritik bewenden, sondern gräbt tiefer. „Wir sollten uns bei derartiger Kritik aber alle an die eigene Nase fassen! Wer von uns ist denn in die Politik gegangen?“, bringt er damit auch gleich einen seiner Meinung nach weiteren wesentlichen Schwachpunkt der heutigen Politik zur Sprache, nämlich ihre zunehmende Praxisferne.
„Das größte Problem der CDU heißt Merkel“
Was die Parteien betrifft, so geht er übrigens besonders hart mit der CDU ins Gericht. „Das größte Problem der CDU heißt Merkel“, gibt der Unternehmer eine weitere Kostprobe seines Geschicks für pointierte Aussagen zum Besten. Insbesondere stören ihn ihre fehlende Entscheidungsfreudigkeit und ihr Opportunismus. Aber auch ihre Personalpolitik finde er kritikwürdig, insbesondere, dass sie alle markanten Parteipolitiker um sie herum ausgemerzt habe und nun keine derartigen Politiker mehr hochkommen lasse.
Auf eine Frage bezüglich der AfD merkte er nur an, dass hier fundiertere Einschätzungen noch nicht möglich seien, man müsse noch sehen, wohin sich diese Partei entwickle. Immerhin schloss er aber nicht aus, dass sie sich vielleicht sogar zu einer Art neuen FDP entwickeln könnte, wobei er diese Einschätzung positiv verstanden wissen wollte. Grund für die sich in Deutschland immer weiter ausbreitende Politikverdrossenheit sei seiner Meinung nach, dass es immer schwerer werde zu erkennen, wofür die einzelnen Parteien stehen und dass sie sich in immer mehr Punkten ähneln würden. Bezüglich des Ukraine-Konflikts merkte er an: „Russland gehört zu Europa, nicht der Islam“ und verlieh zugleich seiner Hoffnung auf eine friedliche Beilegung des Konflikts Ausdruck.
Die Firma
Die OBO Bettermann GmbH & Co. KG fertigt und vertreibt Produkte der Gebäudeinstallationstechnik. Mit Firmensitz im deutschen Sauerland beschäftigt das Unternehmen weltweit bei einem jährlichen Umsatz von rund 500 Millionen Euro circa 3.000 Mitarbeiter. Vertreten ist das Unternehmen in knapp 50 Ländern rund um den Globus. Mit etwa 1.000 Beschäftigten ist Ungarn ein strategischer Standort für OBO Bettermann.
“Der welterfahrene Unternehmer lobte weiterhin die Wärme und Liebenswürdigkeit der Magyaren. ”
Leute, die ihre Unternehmen erfolgreich in Ungarn führen, können sich solche Aussagen leisten.Ganz im Gegensatz zu jenen, denen es nicht so gelungen ist, wie sie sich das vorstellten und die nun aus lauter Wut und Frust alles und jedes in Ungarn in den Dreck ziehen
sie naivling. denken sie, dass diese aussage nicht eher strategischer abwägung geschuldet ist?
u ausserdem steht sie uu der aufarbeitung ung. wirklichkeit im weg.
was sagen sie zu den fragestellungen der „nationalen konsultation“?
setzen guten willen anstelle von wut u frust, u sie liegen wenigstens in diesem punkt richtig.
„Es ist interessant zu sehen, dass viele der Modernen, Skeptiker, ebenso wie Mystiker, ein bestimmtes östliches Symbol zu ihrem Wahrzeichen erkoren haben, ein Symbol das diese äußerste Nichtigkeit verkörpert. Die Ewigkeit versinnbildlichen sie durch eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. In diesem Bild vom unbefriedigenden Selbstverzehr steckt ein überraschender bitterer Sarkasmus. Die Ewigkeit der materialistischen Fatalisten, die Ewigkeit der fernöstlichen Pessimisten, die Ewigkeit der hochnäsigen Theosophie und der höheren Wissenschaft unserer Tage läßt sich in der Tat kaum besser wiedergeben, als durch das Bild der Schlange, die sich selber auffrißt, das Bild eines degenerierten Tieres, das nicht einmal vor der Selbstzerstörung haltmacht.“
Gilbert Keith Chesterton (1908)
herr varga, man merkt auch so schon, dass sie nicht gewillt sind, sich bei gewissen (unangenehmen) wahrheiten angesprochen zu fühlen.
aber ich finde es sehr gut, dass sie wenigstens mal damit anfangen.
hier ein veranstaltungshinweis für sie:
http://www.andrassyuni.eu/upload/File/Veranstaltungen/Univeranstaltungen/SS2015/EinladungTransformationsprozesse1819Mai2015Stand201504301.pdf
Ouro.boros,
was würden wir nur ohne ihre Weisheiten anfangen?
Aber warum denken sie sich eigentlich nicht selbst Argumente aus, anstatt diese im Internet von der Stange zu kaufen? Dafür langt es wohl nicht…
herr varga, argumentieren lohnt sich erst dann richtig, wenn sender u empfänger gewillt sind, wenigstens einen kompromiss zu suchen – geschweige ihn denn dann auch sogar noch zu finden.
zum thema toleranz, was ich ihnen nach wie vor allerwärmstens anempfehlen möchte, lesen sie mal folg. interview:
http://fidelio.hu/szinhaz/interju/zavada_peter_hiszek_a_szindarabok_aktualizalhatosagaban
besonders die antwort auf diese frage: „Szóba hoztad a toleranciát. Szerinted miért nem működik ez nálunk?“
u seien sie versichert, dass es durchaus auch in ihrem eigenen interesse sein kann.
folg. artikel aus der zeit erachte ich für die leser dieser zeitung als besonders lesenswert:
http://www.zeit.de/2015/06/syriza-linkspopulisten-rechtspopulisten
„Ein Volk, das seinem Parlament nicht die Fähigkeit zur Repräsentation zutraut, leidet an einem demokratischen Minderwertigkeitskomplex.“
es darf sehr bezweifelt werden, dass ungarn „auf einem ordentlichen weg“ sich befindet.
u herrn bettermann nutzt doch nur die aktuelle lage. möge er noch rechtzeitig seinen flugplatz bekommen…
Wertester ouro.boros,
Toleranz fordert ihresgleichen nur ein, wenn unsereins an der Macht ist.
Ungarn hat seit seiner Gründung als christliches Königreich immer Fremde aufgenommen, in Ungarn ließ es sich gut leben. Im Mittelalter bestand ein großer Teil unserer Gesetztbücher aus der Festlegung der Rechte und Pflichten unserer „Hospes“, deren Städte und Siedlungsgebieten ein sehr hhes Maß an Autonomie genossen. Dies führte dazu, dazu, dass noch im 19. Jahrhundert viele ungarische Bürger kein ungarisch sprachen. Die berüchtigte Lex Apponyi, im West der Inbegriff der brutalen Magyarisierung, bestimmte, dass in den Schulen der nicht magyarischen Ethnien Ungarisch als Unterrichtsfach eingeführt wurde- in einer Zeit, in der die gälische Sprache von den demokratischen, toleranten Engländern fast vollständig vernichtet wurde. Siehe auch die Segnungen der Französischen Revolution („Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit?“), der angeblichen Mutter des modernen Europa, für die Sprache und Kultur der Okzitanier, Basken und Bretonen. Ungarn bot den vor Russen, Ukrainern, Rumänen und Griechen fliehenden Juden im 19. Jahrhundert Zuflucht. All dies waren konservative, reaktionäre Regime. Und warum lebte der von ihresgleichen so gehasste Horthy mit seiner Familie im portugiesischen Exil von den Spenden der Chorins und anderer ungarischer Juden? Weil er bis 1944 alles Tat, um die ungarischen Juden und die nach Ungarn geflohenen Juden zu schützen.
Und heute? Ständig wird über die Pressezensur gejammert und von den selben Leuten Artikel ungarischer Zeitungen gelinkt, in denen die Regierung zur Sau gemacht wird. Wissen sie viele Roma/Sinti-Abgeordnete im europäischen Parlament sitzen? Genau einer-ein Angehöriger der Fidesz? Wissen sie, wie viele Sinti oder Roma in Europa das Amt eines Konsul innehaben. Genau einer, eine junge Frau in Berlin, die dort das intolerante Ungarn vertritt. S