„Ich habe als Journalist viele schreckliche Fehler gemacht. Ich habe Propaganda gemacht, ich habe desinformiert. Ich habe gelogen und betrogen“, mit dieser Beichte begann der deutsche Publizist Udo Ulfkotte letzten Freitag seinen Vortrag auf einer Pressekonferenz aus Anlass seines soeben auf Ungarisch erschienenen Bestsellers „Die gekauften Journalisten“.
Von dieser Offenbarung leitete er sodann zu den Motiven für sein aktuelles Buch über: „Ich würde in meinem Leben sehr vieles anders machen. Ich habe sehr viele Fehler gemacht. Auch unverzeihliche Fehler. Diese möchte ich offen beim Namen nennen. Ich möchte, dass andere aus diesen Fehlern lernen. Ich kann sie nicht ungeschehen machen. Ich kann mich aber dafür entschuldigen und jetzt die Wahrheit sagen.“ Im vollbesetzen Saal gab er einige Fallbeispiele aus seinem Berufsleben – unter anderem 17 Jahre lang als FAZ-Korrespondent – für seine harte Kritik an sich selbst und an vielen seiner Kollegen. So erwähnte er etwa die unkritische Übernahme des Inhalts von Pressemappen bei Reisen mit Politikern. „Je fauler die Journalisten waren, je weniger sie ihren eigenen Kopf angestrengt hatten, je mehr sie abschrieben und genau das machten, was die Politiker von ihnen wollten, umso häufiger wurden sie eingeladen.“
Zensur ohne Zensor
Auf diese Weise würden Journalisten generell dazu gebracht, das zu schreiben, was bestimmte Kreise gerne hätten: „Es ist eine Verschwörungstheorie, dass es bei den Medien eine Art Zensor gibt, der genau vorgibt, was berichtet werden darf. Da sitzt keiner, der sagt, das dürfen sie schreiben und das nicht. Das System funktioniert folgendermaßen: Wenn sie sich als willfährig erweisen, bekommen sie ganz tolle Angebote. Letztendlich merkt man, dass man in diesem Beruf nur dann aufsteigen kann, wenn man gewissen Erwartungen entspricht. Es gibt auch attraktive Einladungen. Dort werden sie sehr schnell auf Linie gebracht. Dort bringt man ihnen rasch bei, was man in der Berichterstattung von ihnen wünscht. Und sie wissen ganz genau, wenn sie nein sagen, dann ist für sie Schluss. So wird die Wahrheit käuflich.“
Eine der Kernthesen von Ulfkottes Buch ist, dass insbesondere die Leitlinien der Auslandsberichterstattung der deutschen Mainstream-Medien von US-amerikanischen Organisationen entscheidend mitgeprägt werden. „Die Menschen in Deutschland möchten mehrheitlich keinen Krieg in der Ukraine. Sie wollen auch keinen Krieg gegen Russland. Sie wollen Frieden haben. Sie wollen mehrheitlich auch keine Sanktionen gegen Russland. Trotzdem gibt es all das beziehungsweise wird es angestrebt.“ Dahinter würden regelmäßige Zusammenkünfte im Rahmen von „transatlantischen Organisationen“ zwischen deutschen Alfa-Journalisten mit Vertretern der USA stehen, bei denen die Deutschen über gewisse Erwartungen der Amerikaner in Kenntnis gesetzt würden.
Im Verlaufe seiner Ausführungen versuchte Ulfkotte auch immer wieder an die Lebenswirklichkeit der ungarischen Zuhörer anzuknüpfen. „Wenn in deutschen Zeitungen ein Bericht über Ungarn kommt, dann kann ich davon ausgehen, dass all die Klischees wie Korruption, Antisemitismus, Rechtsradikalismus und so weiter bedient werden. Das ist dann ein typischer Bericht. Neutrale Informationen sind Mangelware.“ Seiner Meinung nach wird auf gewissen Konferenzen auch die Berichterstattung über Ungarn in ihren Grundfesten vorgegeben.
Ein wenig über das Ziel hinausgeschossen
In seinem Eifer schoss Ulfkotte dann aber auch einmal über das Ziel hinaus. So sagte er wörtlich: „Wenn sie sich ganz neutral als Außenstehender anschauen, wie über Ungarn berichtet wird, dann muss auch dem blindesten und dümmsten auffallen, dass über Ungarn, egal welche Regierung es in diesem Land gibt, ob eine Regierung politisch links oder konservativ steht, egal was Ungarn macht, die Berichterstattung in westlichen Medien immer schlecht ist. Da können sie machen, was sie wollen.“ Wer sich daran erinnert, wie nachsichtig Ungarn von den deutschen Medien unter den sozialistischen Regierungen (2002-2010) behandelt wurde, dem ist klar, dass Ulfkotte mit der Bemerkung „egal welche Regierung“ etwas danebenlag.
Gut vorbereitet erwies sich Ulfkotte in Sachen Ungarn hingegen, als er auf den US-Visa-Skandal zu sprechen kam. „Ungarn wird als so korrupt dargestellt, dass über einige ungarische Politiker ein Einreiseverbot in die USA verhängt worden ist. Das ist die eine Seite. Nicht in einem der Radio- oder Fernsehsender, nicht in einer Zeitung, die berichten, wie korrupt die Ungarn angeblich sind, wird hingegen erwähnt, dass die beiden letzten US-amerikanischen Botschafter in Budapest durch Korruption an ihren Job gekommen sind. Die haben sich nämlich bei Präsident Obama ihren Job durch große Parteispenden gekauft. Das ist aber offenbar keine Korruption, diese Personen dürfen weiterhin frei reisen.“
„Im Hintergrund geht es immer um Geld, Macht und Einfluss.“

„Egal, was man über ihn an positiven oder negativen Dingen sagt, wenn ich nachvollziehe, wo er investiert und welche Organisationen er unterstützt, dann behaupte ich, dass Soros vor allem eins verfolgt: eigene wirtschaftliche und finanzielle Interessen. Die Stiftungen und vor allem die NGOs, die er unterstützt, haben alle wundervolle Namen, die Umstürze, die er über sie mit angeschoben und finanziert hat, haben für die Menschen aber nicht so schöne Folgen.“
Zum Thema Paks äußerte er sich folgendermaßen: „Die Ungarn sind ein sehr freiheitsliebendes Volk. Das ist eine wundervolle ungarische Eigenschaft. Aber das ist hinderlich für diejenigen, die mit Ungarn etwas Bestimmtes vorhaben. Im großen europäischen Planspiel eines vereinten Europa möchten bestimmte Großunternehmen noch mehr verdienen. Wenn dann die Ungarn so störrisch sind und sich selbst Gedanken etwa über ihre Energieversorgung machen und nicht bei europäischen oder US-amerikanischen Firmen kaufen wollen, sondern bei den Russen, mit denen man doch durchaus auch sprechen kann, dann gefällt das bestimmten Leuten nicht. Im Hintergrund geht es immer um Geld, Macht und Einfluss.“
So wie auch beim „Philanthropen“ George Soros, zu dem sich Ulfkotte wie folgt äußerte: „Ich habe keine Probleme damit, über George Soros und andere Milliardäre zu sprechen. Schließlich bin ich in der Vergangenheit selbst von Milliardären geschmiert worden. Egal, was man über ihn an positiven oder negativen Dingen sagt, wenn ich nachvollziehe, wo er investiert und welche Organisationen er unterstützt, dann behaupte ich, dass Soros vor allem eins verfolgt: eigene wirtschaftliche und finanzielle Interessen. Die Stiftungen und vor allem die NGOs, die er unterstützt, haben alle wundervolle Namen, die Umstürze, die er über sie mit angeschoben und finanziert hat, haben für die Menschen aber nicht so schöne Folgen.“
Wer sich daran erinnert, wie nachsichtig Ungarn von den deutschen Medien unter den sozialistischen Regierungen (2002-2010) behandelt wurde, dem ist klar, dass Ulfkotte mit der Bemerkung „egal welche Regierung“ etwas danebenlag. (BZ)
Nun ja, es geht Ulfkotte wie fast allen in Deutschland und Österreich. Sie haben die Jahre unter MSZP/SZDSZ zwischen 2002 und 2010 wohl nicht erlebt und dessen Höhepunkt, den beinahe Staatsbankrott, den Bajnai 2009 noch gerade mal abwenden konnte. In deutschen Medien konnte man sogar Gyurcsánys Lügenrede von 2006 etwas Sympathisches abgewinnen , obwohl sie eigentlch einen Wahlbetrug offenbarte. (Er ja hat den seinen nur die Leviten gelesen). Ansonsten wurde zu Ungarn eher geschwiegen. Ich nehme an, das Ulfkotte erst nach und nach verstanden hat, dass Ungarn seit 2010 ein exzellentes Beispiel für Manipulation durch Medien und einseitige Darstellung ist. Von Deutschland und Österreich, welche Holocaust und 2. WK zu verantworten haben, kann man keine sachliche Berichterstattung erwarten. Wie sie hören, dass sich eine Regierungspartei wie Fidesz als rechts und national bezeichnet, dann geht sofort die rote Lampe an. Egal, was eine landesspezifische Definition und Tradition offenbart. Sollte Ulfkotte sich auf die Seite Orbáns nur vorsichtig stellen, ist ihm weiterer Gegenwind sicher. Aber wie heißt es so schön: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom !
Dieser Reflex gegen rechts und national in Deutschland ist verständlich. Doch der durchschnittliche Ungar ist ist in seiner Lebensart, dem Stolz auf sein Volk und seine Geschichte, das Zeigen der Landesflagge nicht rechter oder nationaler als der durchschnittliche Engländer, Franzose oder gar Amerikaner oder beliebige Osteuropäer.
Vielleicht sind die Ungarn in diesem Bereich näher am Mainstream als die Deutschen. Wofür wir Prügel bekommen, wird bei Amerikanern, Franzosen und Polen als normal angesehen.