Die Österreichische Post hat ihre ungarische Tochter Feibra Magyarország Kft. an den ungarischen Geschäftsmann Tibor Varga verkauft. Der Verkaufsprozess des auf die Zustellung nicht adressierter Sendungen, vor allem von Werbemitteln spezialisierten Unternehmens erfolgte auf Basis einer öffentlichen Ausschreibung nach EU-Grundsätzen.
Erst vor kurzem meldete das deutsche juristische Fachportal juve.de den bereits Ende März vollzogenen Verkauf. 2002 hatte die Österreichische Post AG unter Auflagen des dortigen Kartellgerichts 75 Prozent minus eine Aktie des Unternehmens feibra GmbH, eines der größten privaten Werbemittelverteiler Österreichs, erworben. Drei Jahre später kaufte sie die übrigen 25 Prozent plus eine Aktie hinzu, die sich bis dahin im Besitz der österreichischen F+B Privatstiftung befanden.
Die ungarische Tochtergesellschaft Feibra Magyarország Kft. war 1991 gegründet worden. 2013 wurde bekannt, dass das Unternehmen in Ungarn neben sinkenden Nettoeinnahmen von zwei Milliarden Forint auch Verluste in Höhe eines einstelligen Millionenbetrages eingefahren hat, was wohl der wahrscheinlichste Grund für den Rückzug der österreichischen Anteilshalter vom magyarischen Markt sein dürfte.
Dennoch erklärt das Unternehmen stolz auf seiner Webseite, dass es sich in den vergangenen acht Jahren zu „einem der Marktführenden Verteilerfirmen Ungarns“ entwickelt habe. Damit ihre Zustellungen auch wirklich ihr Ziel erreichen, arbeite man mit Erhebungen und habe entsprechende Datenbanken erworben, heißt es dort weiter. Zudem habe man sein Geomarketing-System entwickelt, mit dessen Hilfe die Wahrscheinlichkeit der Werbemittelzustellung an Abnehmer, die das vermeintlich größte Interesse an dem beworbenen Produkt oder der beworbenen Dienstleistung haben, der Größe entsprechend erhöht werden könne.
Geschäftsführer war gleichzeitig bei Konkurrenz beschäftigt
Bei der Transaktion beriet und begleitete das Wiener Büro der internationalen Anwaltskanzlei Baker & McKenzie die Österreichische Post AG nach österreichischem, ungarischem und deutschem Recht. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Varga ist übrigens bereits seit 2005 Geschäftsführer der Feibra Magyarország Kft., war jedoch bis etwa Mitte April zusätzlich auch auf der Webseite der Konkurrenzfirma DMH Magyarország Lapterjesztő Kft. (die wiederum 2005 von der zum WAZ-Medienimperium gehörenden Pannon Lapok Társasága Kiadói Kft. aufgekauft wurde) offiziell als deren Verkaufsleiter gelistet.
Noch 2013 wurde ein Antrag der Feibra Magyarország Kft. seitens der Nationalen Medien- und Kommunikationsbehörde (NMHH) abgelehnt; das damals noch in österreichischem Besitz befindliche Unternehmen wollte eine Genehmigung zur Zulassung auf dem damals auf EU-Anordnung frisch liberalisierten ungarischen Postzustellungs-Markt erhalten. Die NMHH befand allerdings anno die Prozesse der Rechnungslegung bei Feibra als „nicht transparent.“