Vor zwei Wochen tauchte ein Schmählied im Internet auf. Unter dem Namen „Papa musiziert“ veröffentlichten Unbekannte ein Lied mit dem Titel „F*ck dich, KDNP“. Nachdem das Lied kurzzeitig auf Youtube gesperrt wurde – um umgehend von mehreren Nutzern wieder online gestellt zu werden – hat „Papa“ nun einen weiteren Song veröffentlicht.

Zsolt Semjén ist derzeit beliebtes – und dank eigenem Zutun auch einfaches
– Ziel digitaler Spötteleien.
Das als Richtigstellung bezeichnete Video strotzt dabei nur so vor Ironie und Verballhornung. Gelacht wird viel über beide Lieder, doch auch sie wären bald in der Versenkung und den Weiten des Web verschwunden, hätte sich nicht Zsolt – KDNP-Man himself – Semjén zum Lied geäußert, und damit einmal mehr den Beweis angetreten, nichts, aber auch wirklich gar nichts über das Wie und Warum von Internetphänomenen zu wissen. Statt also in Ruhe abzuwarten, bis der Hype vorüber geht und die Menschen sich an die neuen Öffnungszeiten gewöhnt haben, rückt Semjén das Werk noch stärker in die mediale Aufmerksamkeit. Gegenüber dem Blog Mandiner ließ sich der Vorsitzende der Minimalst-Partei zu Aussagen hinreißen, die an seinem Verständnis von Realität Zweifel aufkommen lassen. Zuallererst sei da der „Fakt“ erwähnt, dass das Schmählied einen Angriff auf das Christentum darstelle. Ja, richtig, das Christentum. Und wer hat´s erfunden? Nein, nicht die Schweizer, sondern „offensichtlich eine Interessengemeinschaft, die wegen des freien Sonntags die Regierung und natürlich das Christentum angreift“. Und wer behauptet eigentlich, dass niemand den Sonntagsschluss unterstützen würde? Zsolt Semjén selbst sagt, es gäbe mehr als genug Menschen, die diese Initiative auch außerhalb seiner Partei unterstützt hätten und nennt gleich als Beispiel die Zivilorganisation, die von einem gewissen Gáspár Frivaldszky geleitet wird und sich seit Jahren für die Sonntagsschließung einsetzt. Bei einer Partei, die so erfolgreich ist, dass sie „drei Wahlen in Folge gewonnen hat“, kann es schon mal vorkommen, dass man sich nicht an jedes Mitglied erinnert. Wohl deswegen ist Semjén der Name seines Arbeitsrechtsexperten und Wahlkampfkoordinators einfach durchgegangen. Kann ja mal passieren. Außerdem geht es hier ja nicht um Namen, sondern darum, Familien zu schützen und ihnen gemeinsame „quality time“ zu ermöglichen. Und was ist mit den Ladenbesitzern, die nun selbst am Sonntag hinterm Tresen stehen? Zsolt Semjén sieht darin keinesfalls einen Widerspruch zum Gesetz, immerhin ist es auch den Familienmitgliedern erlaubt, sonntags auszuhelfen.