Seit Monaten ist immer wieder von Kritikern zu hören, dass die Regierung mit ihrer Politik stark an sozialistische Zeiten erinnert. Mit dem durch den Juniorpartner initiierten einkaufsfreien Sonntag scheint das Maß bei den Meme-Machern voll.
Wer über 30 und aus dem Gebiet der ehemaligen DDR ist, dem werden einige der Plakate und Motive vertraut vorkommen. Aber halt, waren das nicht Bilder, um die Bewohner des Arbeiter- und Bauernstaates ideologisch zu indoktrinieren? Denken? „Nein, danke“ war die Devise. Diese Herangehensweise scheint auch die KDNP, die christdemokratische Volkspartei, geleitet zu haben, als sie den viel diskutierten und noch mehr kritisierten Vorschlag zum einkaufsfreien Sonntag einbrachte. Durchgepeitscht wurde er trotzdem, mehrere Jahre zurückliegende Meinungsumfragen und Hintergrundberechnungen wurden dabei schlicht außer Acht gelassen, frei nach dem Motto „Alle Räder stehen still“. Der zwangsfreie Sonntag scheint auch die Meme-Macher beflügelt zu haben, denn statt in Einkaufszentren zu pilgern, nutzen sie die Zeit und analysieren das politische Geschehen – mit überraschendem Ausgang. Denn das K der KDNP steht ihrer Lesart nach nicht für Keresztény, also christlich, sondern schlicht für kommunistisch. Und was liegt da näher, als die alten Plakate einem aktuellen Face-lift zu unterziehen. Der KDNP dürfte dieser Shitstorm mittlerweile doch zu viel geworden sein, wie ein Anruf bei der unterhalb der Wahrnehmungsgrenze dahinlavierenden Partei zeigt.
Krisztián Hildebrand ist weder reich noch schön oder berühmt. Aber Krisztián Hildebrand ist verärgert über den Sonntagsschluss. Um seinem Ärger Luft zu machen, rief er am vergangenen Montag, so schreibt er auf Facebook, direkt bei der unterhalb der Wahrnehmungsgrenze lavierenden Partei an. Zu dem zum Kult avancierten Schmählied „B*szódjál meg KDNP“ im Hintergrund telefonierte er rund 15 Minuten mit Béla Csorba, dem geschäftsführenden Hauptsekretär der Partei. Wer das Gedächtnisprotokoll des Gesprächs liest, dem bleibt nichts, als sich zu wundern. Beispielsweise sei man sich durchaus bewusst, dass das Gesetz so nicht „ganz gut“ sei, sicherlich werde es Änderungen geben, mehrere Änderungsvorschläge lägen schon auf dem Tisch der Regierung. Ein Grund für das Gesetz, so Csorba, sei, dass wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, die Ungarn haben keine Zeit zum Entspannen, die KDNP und die Regierung sähen es als ihre Aufgabe an, auf dieses Problem aufmerksam zu machen und dies zu lösen. Der wütende Bürger Hildebrand fragte, ob dies wirklich Regierungsauftrag sei, woraufhin Csorba zugestehen musste, dass vielleicht die Reihenfolge nicht die richtige war, vielleicht hätte man erst auf das Problem aufmerksam machen sollen, um Verständnis zu erhalten für spätere Regierungsvorstöße. Generell würde es nicht schaden, gelegentlich die Standpunkte außerhalb der Regierung anzuhören. Hildebrand selbst schreibt, Csorba schien ob des massiven Widerstands in der Gesellschaft erstaunt. Vielleicht sollte es sich die Regierung zu Herzen nehmen, Klientelpolitik nicht für das Klientel einer Partei zu machen, die irgendwie keiner will.
Liebe Leute,
einkaufen am Sonntag ist auch im kommunistischen Deutschland und anderen kommunistischen Ländern Westeuropas schwierig, da häufig nur Tankstellen und Läden an Bahnhöfen uä. geöffnet sind.
Ich kaufe auch nicht am Sonntag ein, denn ich bin „K wie katholisch“.
Warum es schlecht für die Wirtschaft ist, wenn die Leute ihren Krempel am Samstag oder Montag kaufen, habe ich auch nicht kapiert.
ps. : jetzt einigt euch endlich, ob Viktor Nationalist oder Sozialist ist, bevor noch jemand auf die Idee kommt, ihn als grünen Öko-Fritzen einzuordnen.
Ist der Artikel ein Aprilscherz??
Ich bin in Deutschland geboren, habe viele Jahre in Österreich gelebt und gearbeitet und bin seit 4 Jahren in Ungarn.
Sicherlich war es manchmal angenehm, am Sonntag einkaufen zu gehen, oft war dies aber nur deshalb notwendig, weil der Samstag falsch geplant wurde.
In Deutschland und Österreich vermisst niemand einen verkaufsoffenen Sonntag, und ich bin überzeugt, dass das auch in Ungarn über kurz oder lang so sein wird.
Ich finde es einfach schöner, am Sonntag den Tag mit der Familie zu verbringen als in einem Einkaufsmarkt in der Kassenschlange zu stehen oder gar am Sonntag arbeiten zu müssen.
Außerdem: Der Forint kann nur einmal ausgegeben werden und da macht es keinen Unterschied, ob dies an einem Samstag oder Sonntag geschieht.
Tja, man sollte den Artikel unter dem Datum sehen an dem er geschrieben wurde.
„…dass vielleicht die Reihenfolge nicht die richtige war,…“
die reihenfolge war goldrichtig – passt perfekt zu den von autoritären charakteren geführten ländern.
wenn man denn an die wurzeln des problems gehen wollte, musste man sich deutlich mehr der ausbildung dieses charaktertypen widmen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autoritärer_Charakter