
VárnaEigene Idee zum Sammeln von Ideen unters Volk gebracht: Der Be-novative-Vorstand, Priszcilla Várnagy und Dániel Vitáry, auf einer internationalen Messe.
In unserer Start-up-Serie porträtieren wir erfolgreiche ungarische Firmen, die entweder noch als Jungunternehmen gelten oder als mittlerweile gestandenes Unternehmen ihren Anfang als solches hatten. Diese Woche geht es um die Innovationsplattform Be-novative, die eine kreativere Welt schaffen will, in der jeder mit seinen eigenen Ideen zu Innovationen beitragen kann.
In der Welt und in der Wirtschaft geht es immer wieder um Innovationen, in Gemeinschaften und Unternehmen immer wieder um das Einbeziehen möglichst vieler Beteiligter und das Einbringen eigener innovativer Ideen. Doch wie lässt sich beides miteinander verbinden, am besten noch gewinnbringend und ohne räumliche oder zeitliche Begrenzung?
Die in den Menschen steckende Kreativität freisetzen
Das ungarische (und mittlerweile auch im Silicon Valley präsente) Start-up Be-novative erstellte 2011 seine gleichnamige Software, mit der es laut Unternehmenswebseite „die in den Menschen steckende Kreativität freisetzen“ will, um innerhalb von Unternehmen Innovationen zu fördern. Konkret geht es um eine Online-Plattform, mit der Betriebe ihre Angestellten mithilfe von „Herausforderungen“ dazu motivieren können, eigene wertvolle Ideen zu teilen, mit der die Ideen evaluiert werden können und der Innovationsprozess, den diese anstoßen, komplett verwaltet werden kann. Die Unternehmensführung kann mit ihrer Hilfe „in weniger als 20 Minuten kreative Einblicke von den Angestellten“ erhalten und den gemeinschaftlichen Zusammenhalt der Belegschaft stärken, indem diese dazu ermächtigt wird, mit ihren anonym mitgeteilten Ideen zum Erreichen der strategischen Firmenziele beizutragen.
Die vom ungarischen Fachportal Insiderblog als „Brainstorming-Anwendung“ betitelte Plattform will die Entscheidungsträger assistierend begleiten, wenn aus Ideen detaillierte Konzepte werden. Dabei werden Aufgaben in den einzelnen Teams des Betriebs kreiert und verteilt, Ressourcen im ganzen Unternehmen wirksam eingesetzt. Dies hilft laut Be-novative dabei, die Entscheidungsfindung schnell und effektiv zu machen. Um eine Entscheidung zu treffen, werden die besten Vorschläge mithilfe der Plattform von einer Expertengruppe innerhalb des Betriebs validiert, eine andere bewertet diese anschließend, um die strategische Passfähigkeit sicher zu stellen.

Spielerisch zum Visionär: Die Online-Plattform soll das gemeinsame Brainstorming vereinfachen und effektiver zu Umsetzungen führen.
Vom Budapester Außenbezirk ins Silicon Valley
Internationale Anerkennung konnte Be-novative schon früh einheimsen: bereits 2012, nur ein Jahr nach dem Betriebsstart gewann man den Preis der „Global Impact Competition Central Europe“ der Singularity University im Silicon Valley. Das Produkt wurde hernach verschiedenen großen Firmen in den USA und Mitteleuropa vorgestellt, einige begannen schon kurz darauf mit der Nutzung. Mit Unterstützung der Bank Morgan Stanley konnte das ungarische Start-up im Februar 2014 am Londoner EMEA CTO Summit teilnehmen.
Dániel Vitáry, für Kundenentwicklung verantwortliches Vorstandsmitglied bei Be-novative erzählt gegenüber der Budapester Zeitung von den Anfängen: „Vorstandsvorsitzende Priszcilla Várnagy gründete die Firma 2011 als eine waschechte Start-up-Story: das erste Be-novative-Büro befand sich in der Garage der Eltern in einem Budapester Außenbezirk.“ Mittlerweile ist man in den V. Bezirk gezogen und hat ein Kernteam von zehn Mitarbeitern, weitere zehn Externe kooperieren eng. Inzwischen existiert auch eine Tochterfirma im Silicon Valley, im dortigen Büro sind Vitáry und Várnagy momentan abwechselnd anwesend, bis das Team aufgebaut ist.
Vitáry selbst schloss sich 2013 an, bis dahin lief die Anwendungsentwicklung bzw. wurde diese offiziell auf dem Markt präsentiert. „Grundlegende Vision des Unternehmens ist es, eine kreativere Welt zu schaffen, in der die Menschen mit höherer Wahrscheinlichkeit solche Aufgaben erledigen, in denen sie besser sind und die ihnen besser gefallen“, fasst er zusammen. Was auf ihn selbst auch zutreffen könnte: der studierte Pädagoge präsentierte das Unternehmen zwei Tage vor Erscheinen diese Artikels an einer Hochschule und rief die Studenten zum Mitdenken in Sachen Bildungsreform auf.
„Zufälliger“ Business Angel ein Landsmann
Laut dem Insiderblog hat Be-novative seit seinem Start 2011 auf fünf Kontinenten bereits über 100 Organisationen als Unterstützer/Nutzer gewonnen, darunter auch namhafte, in Ungarn vertretene Unternehmen wie etwa GE, Cisco, MOL oder Telenor. Bei diesen finden sich dann viele Nutzer pro Aufgabe. Anhand deren Anzahl stuft Be-novative seine Gebühren ein: neben dem „Free“-Paket, bei dem sämtliche registrierten User die eingestellten Herausforderungen sehen gibt es das „Start“-Paket für 360 Dollar pro Monat/3.650 Dollar pro Jahr, bei dem maximal 50 Nutzer auf einer eigenen Sub-Plattform involviert sind. Ferner ist ein „Ultimate“-Paket mit einer Gebühr nach Absprache für Großkunden wie etwa Telenor geplant, bei dem die Software individuell für bis zu 1.000 User weiterentwickelt wird. Je nach Paket variiert die damit verbundene Service-Leistung, etwa hinsichtlich der individuellen Online-Betreuung oder speziellen Sonderfunktionen.
Dabei könnte neben der preisgekrönten Anwendung für Firmenkunden auch die kostenlose Version zum „Bewegen der breiten Massen“ gewinnbringend wirken: laut Webseite soll sie „einen Beitrag zum modernen Dialog zwischen Einzelnen und Zivilgesellschaften, zum gemeinsamen Entwickeln von Ideen zur Umsetzung von zivilen Initiativen sowie generell zum Erreichen gesellschaftlicher Ziele leisten“ – was angesichts der politischen Lage in Ungarn auf Interesse stoßen dürfte.
Den Einfall, die Umsetzung von Ideen mit einer Online-Plattform anzukurbeln, habe Várnagy gehabt, so Vitáry. Er basiere auf früheren Erfahrungen und Forschungen, die sie während des Studiums absolviert hat. Dabei ging es konkret um die Wirkung von traditionellen und alternativen Lehrmethoden auf die Eigenbewertung von Schulen. Der erste Business Angel sei ein seit 40 Jahren im Silicon Valley lebender ungarischstämmiger Ingenieur, erzählt Vitáry, die Bekanntschaft sei zufällig entstanden: „Der Mann saß in einem Bus Richtung Flughafen zufällig neben Várnagy, sie fingen an, zu plaudern. Ihre Vision muss ihm sofort sehr gefallen haben, zwei Wochen später kam bereits eine Investmentvereinbarung zustande.“