Es gibt viele Wege, Budapest zu erkunden. Man kann Metro, Straßenbahn und Bus fahren oder eine Sightseeingtour auf einem Schiff buchen. Über die Sehenswürdigkeiten informiert dabei der Reiseführer in der Hand oder die Stimme aus den Kopfhörern. Es gibt jedoch noch eine andere, persönlichere Art, um herauszufinden, was die Stadt zu bieten hat. Running Tours Budapest ermöglicht die Verbindung von Stadtbesichtigung und körperlicher Betätigung. Es ist die perfekte Lösung für Reisende mit wenig Zeit und auch Einheimische können so ihre Stadt aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen. Die Budapester Zeitung hat an einer der Lauftouren teilgenommen.
Es ist 10 Uhr am Vormittag. Um die St.-Stephans-Basilika weht ein frischer Wind, doch die Sonne scheint an einem klaren Himmel. Perfektes Laufwetter. Wir treffen uns mit Ádám und Eszter, die uns auf der „Heroes‘ Tour“ führen werden. Nachdem wir uns einander vorgestellt und ein paar Fotos vor der Basilika gemacht haben, joggen wir los in Richtung Andrássy út. „Wenn ihr stehen bleiben, schneller oder langsamer laufen wollt, dann lasst es mich einfach wissen“, sagt Ádám. Dann informiert er uns über die Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorbeikommen: Das schöne Opernhaus zu unserer Linken, die unter der Straße verlaufende Millenniums-U-Bahn und das Haus der Terrors. Die Zeit vergeht fast zu schnell und schon bald erreichen wir den Heldenplatz. Wir halten an, um weitere Fotos zu machen und uns von Ádám erklären zu lassen, was es mit den auf dem Denkmal dargestellten berühmten Personen aus der ungarischen Geschichte auf sich hat. Die Tour führt dann noch weiter durch das Stadtwäldchen, zur Burg Vajdahunyad und schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt. Auf dem Weg bekommen wir so viele Informationen wie wir möchten und haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wir unterhalten uns über den in Budapest bevorstehenden Dreh von „Inferno“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle und auch über das Laufen selbst.
Eszter meint: „Für mich ist das wie Essen oder Trinken. Nach einem Arbeitstag braucht mein Körper das Training, da ich meist am Computer sitze, und mein geistiger Zustand verbessert sich dadurch ebenfalls.“ Dies beweist einmal mehr die alte Redewendung vom gesunden Geist im gesunden Körper. „Ich laufe, weil ich es mag“, erklärt Ádám. Er kenne viele Menschen, die bestimmte Strecken laufen, ohne das wirklich zu mögen. Für sie sei es schwer, früh am Morgen aufzustehen und sich zum Laufen durchzuringen. Sie fragen sich, wie Ádám das kann. „Ich sage dann, dass es sehr leicht ist, weil ich es mag. Ich fürchte mich nicht davor, am nächsten Morgen laufen zu müssen. Ich muss nicht, sondern ich will.“ Und die beiden Budapester wollen ihre Leidenschaft für das Laufen mit anderen teilen. Eszters Lebensmotto ist, dass die Welt umso besser wird, je mehr man bedürftigen Menschen gibt, und so läuft sie in ihrer Freizeit freiwillig mit blinden Menschen. Auch auf Reisen läuft sie gerne und so hat sie das Konzept des Sightrunnings entdeckt. Sie brachte diesen aufkommenden Trend mit in die Heimat und gründete zusammen mit ihrer Schwester Lidia im Mai 2013 Running Tours Budapest. Ádám erfuhr davon durch eine Radiosendung und stieß zu ihnen. Er ist in Budapest aufgewachsen und ein lebendiger Stadtplan, weil er das Laufen den öffentlichen Verkehrsmitteln vorzieht. Zusammen mit Zsófi bilden sie das vierköpfige Team von Running Tours Budapest.
Für jeden eine passende Tour
Derzeit werden acht verschiedene Strecken sowie individuelle Touren angeboten. Die beliebteste ist die „Must See Tour“, die sich auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt konzentriert. Sie ist etwa sieben Kilometer lang und umfasst den Burgpalast, die Kettenbrücke, das Parlament, den Szabadság tér, wo neben der US-amerikanischen Botschaft ein Denkmal für sowjetische Soldaten steht, sowie die St.-Stephans-Basilika. Diese Tour gibt einen Überblick über die Stadt in Verbindung mit ein wenig Bergtraining und Laufen am flachen Donauufer entlang. Wer sich für Geschichte interessiert, kann die Tour „World War Years in Budapest“ buchen und so in der Zeit zurückreisen. Man erfährt, was im Krieg mit den berühmten Sehenswürdigkeiten passiert ist und besucht unter anderem die an den Holocaust erinnernden Schuhe an der Donau. Wer lieber ein bisschen abseits laufen möchte, kann sich für die „Shady Budapest Tour“ durch den VIII. und IX. Bezirk entscheiden und Geschichten über die Juden und Roma in diesen Stadtvierteln lauschen.
Eine längere Strecke bietet die „Riverbank Tour“. Von der Kettenbrücke läuft man auf der Budaer Seite an der Donau entlang, vorbei an einigen berühmten türkischen Bädern bis zur Lágymányosi-Bucht und dem Kopaszi-Damm. Dort warten gemütliche Restaurants und Kaffeehäuser neben kleinen Stränden und viel Natur. Dann überquert man den Fluss und läuft wieder ein Stück die Pester Seite hinauf. Für sehr ambitionierte Läufer kann diese Strecke auf die Länge eines Halbmarathons ausgedehnt werden. Diese „Riverbank+ Tour“ führt zusätzlich vorbei an der Zentralen Markthalle, durch die berühmte Váci utca und über die Margareteninsel, wo man auf einer Tartanbahn laufen kann.
Eine weitere Möglichkeit ist der „Trail Run“, mit dem man den Verkehr der Stadt hinter sich lassen und die Budaer Berge erkunden kann. Von dort aus hat man nicht nur einen Panoramablick über nahezu ganz Budapest, sondern kann auch ein im Wald verstecktes Soldatengrab aus dem Zweiten Weltkrieg, einen kleinen Bach sowie ein religiöses Heiligtum aufsuchen. Diejenigen, die an einem kürzeren, aber dafür anstrengenderen Lauf teilnehmen wollen, können sich für die „Heartbeat Tour“ entscheiden. Von der Elisabethbrücke erklimmt man den Gellértberg und hat von der Zitadelle aus eine atemberaubende Aussicht. Auf dieser Strecke wendet Ádám einen besonderen Trick an: „Der Anstieg ist eine Herausforderung. Also sage ich einfach zu den Touristen: ‚Wenn ihr sehr erschöpft seid, euch das aber unangenehm ist, dann sagt mir einfach, dass ihr Fotos machen wollt.‘ Und das sagen sie dann auch mit einem strahlenden Lächeln …“
Wie Laufen mit guten Freunden
Running Tours Budapest kann allen Laufinteressierten jeden Levels eine Tour anbieten. Die Strecken sind zwischen 5 und 21 Kilometer lang und unterschiedlich schwierig. Die Sehenswürdigkeiten werden meist in englischer Sprache erläutert, aber eine Tour auf Ungarisch ist ebenfalls möglich. Es gab schon Teilnehmer aus aller Welt – von einer Gruppe von Rentnern bis hin zu professionellen Läufern. Da Ádám selbst regelmäßig an Laufwettbewerben teilnimmt, kann er auch längere Trainingseinheiten anbieten. Je nach Tour und Teilnehmerzahl beträgt der Preis pro Person zwischen 15 und 40 Euro. Eine individuell zusammengestellte Tour ist ab 30 Euro erhältlich. Ein Essen nach dem Lauf kann optional gebucht werden. Für jede Tour ist ein Treffpunkt angegeben, Abholung direkt am Hotel ist aber auch möglich. An einer Tour nehmen durchschnittlich zwei Personen teil, aber Running Tours Budapest ist auch auf mehr Teilnehmer wie zum Beispiel eine größere Gruppe von Geschäftsreisenden ausgelegt. Auch zeitlich sind sie flexibel und so kann man einen Lauf vor dem Frühstück einplanen, zwischen zwei Geschäftstermine einschieben oder zur Erholung nach der Arbeit laufen und dabei die funkelnden Lichter des nächtlichen Budapest genießen.
Nach der Tour kann man aussuchen, ob man Fotos von seinem Lauf auf der Facebook-Seite von Running Tours Budapest veröffentlicht haben möchte und außerdem bekommt man eine E-Mail mit Tipps, wo man essen und was man unternehmen kann. Mit der Tour endet nicht zwangsläufig der Kontakt zum Stadtführer. „Von außen sieht es so aus, als ob wir zusammen eine Tour machen und uns dann verabschieden“, so Ádám. Aber in Wirklichkeit hat er noch immer Kontakt zu einigen Läufern, so zum Beispiel zu einer Frau, die gerade den Kilimandscharo besteigt. „Es ist eine sehr merkwürdige Situation, da wir nur zwei Stunden Zeit miteinander verbringen und uns danach wie Freunde fühlen. Manchmal umarmen wir uns und verabschieden uns nicht gerade unter Tränen aber …“ „… mit Traurigkeit“, beendet Eszter seinen Satz. Wenn Sie also gerade als Tourist oder Geschäftsreisender in Budapest angekommen sind und die Stadt erkunden wollen oder wenn Sie schon länger hier wohnen und nach einer Möglichkeit suchen, in guter Gesellschaft eine neue Laufstrecke zu entdecken, dann ist dies Ihre Chance auf ein einmaliges Lauferlebnis mit einem dieser begeisterten Läufer und tollen Stadtführer.
Running Tours Budapest
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