Während in Ungarn vonseiten der Politik eine reale Euroeinführung noch nicht einmal diskutiert wird, liegen auf künstlerischer Seite bereits erste, wunderschöne Entwürfe für deren mögliches Design vor: Grafikdesignerin Barbara Bernát hat im Rahmen ihrer Master-Arbeit ein entsprechendes Konzept entworfen.
Könnten Sie spontan sagen, welches Motiv den 20 Euro-Schein ziert? Nein? Die ungarische Grafikdesign-Studentin Barbara Bernát würde das gerne ändern: Just als die offiziellen neuen 20 Euro-Scheine erschienen, hat sie für ein Universitätsprojekt einprägsame ungarische Euro-Scheine entworfen. Ihr Vorschlag für die auch von ihr selbst als „fiktional“ bezeichneten Banknoten sieht auf der Vorderseite liebevoll gezeichnete Tiere vor, auf der Rückseite Pflanzen. Der Clou ist dabei das Sicherheitskonzept: Unter UV-Licht kommt auch das Skelett des jeweiligen Tieres zum Vorschein, was das Geld fälschungssicher machen soll. Beim kanadischen Pass funktioniert dieselbe UV-Licht-Variante bereits hervorragend, und auch in Norwegen entschied ein Designbüro die öffentliche Ausschreibung zur Neugestaltung der dortigen Reisepässe mit einem entsprechenden Vorschlag für sich. Mehr als ein Internetuser bekundete bereits im Netz, dass er oder sie wegen der ansehnlichen Ausweise, die scheinbar gar nichts mehr mit den trockenen und langweiligen Dokumenten von früher gemein haben, die Staatsangehörigkeit wechseln würde.
Ob wegen eines in Ungarn entworfenen Euroscheins jemand hierher einwandern würde, ist zur Zeit nicht bekannt. Doch auch die Entwürfe von Bernát erfreuen sich im Internet einer gewissen Beliebtheit und werden auf diversen Grafik- sowie Design-Blogs geteilt. Das Projekt am Institut für Angewandte Grafik an der Westungarischen Universität in Sopron, für das die Noten entworfen wurden, umfasst fünf Geldscheine (zu 5, 10, 20, 50 und 100 Euro), für deren Druck Bernát jeweils zwei Kupferdruckplatten hergestellt hat. Auf der Vorderseite sind einheimische Tiere wie Echse, Feldmaus, Rabe, Fuchs und Reh zu sehen, auf der Rückseite Pflanzen, die zu den Tieren jeweils in Beziehung gesetzt werden können: Gras, Vogelbeere, Platane, Farn und Eiche. Das ungarische Portal cink.hu machte in einem Beitrag zu den Entwürfen darauf aufmerksam, dass die Entscheidung für die Tier-/Pflanzen-Motive einen „erfrischenden Bruch mit der bisher auf Ungarns Banknoten dargestellten Kombination berühmte Persönlichkeit/berühmtes Gebäude“ darstelle.
Weitere Arbeiten der „Pflanzensammlerin“
Laut dem eigenen Tumblr-Blog Bernáts verfüge sie über Kenntnisse klassischer Techniken wie Zeichnen, Malen und Radierungen, experimentiere aber auch gerne mit neuen und unbekannten Techniken, um das gewünschte Resultat zu erhalten, was die erwähnte Verwendung der UV-Lichttechnologie erklären würde. Die 1988 geborene Bernát hatte sich bereits in früheren Arbeiten mit Tieren wie dem Raben beschäftigt, aber auch ein eigenes Design für die traditionellen Ungarischen Spielkarten vorgelegt. Zudem durfte sie auch für das ungarische Meinungsportal vs.hu eine Illustration für deren im Dezember 2014 publizierten Beitrag zum Thema Staatsschulden entwerfen. In einem Interview mit dem Fachportal hellodesign.hu gab Bernát zu, dass ihr Traumberuf nach dem Studium eigentlich der des Animators oder Comicbuch-Zeichners sei. Gefragt, was sie tun würde, wenn es ihre Profession nicht gebe, antwortete sie: „Gepresste Pflanzen sammeln.“ Ebenda verriet sie zudem, dass sie aktuell an Illustrationen für einen Roman über das Schachspielen arbeite.
Mehrheit in Ungarn für Euro-Einführung
In Sachen realer Euro-Einführung haben die Magyaren vorerst noch immer das Nachsehen, etwa gegenüber Ländern wie Litauen, das sich am 1. Januar offiziell der Eurozone anschloss. Wirtschaftsminister Mihály Varga hatte zwar noch am Vorabend der Parlamentswahlen Ende März 2014 erklärt, vielleicht könnten die Ungarn bereits Ende des Jahrzehnts mit Euro bezahlen, doch Ministerpräsident Viktor Orbán hatte im Januar desselben Jahres Stellung zum Euro bezogen: Auf einer Fachkonferenz bezeichnete er den Beitritt zur Eurozone als „schwer zu entscheidende Frage“, zunächst einmal sollte man die Eurozone stabilisieren, wohingegen den anderen EU-Mitgliedsstaaten freie Hand bei der Gestaltung ihrer Wirtschaftspolitik gewährt werden müsse.
Immerhin ist laut einer aktuellen in sechs EU-Ländern durchgeführten Umfrage der italienischen Institute Demos&Pi und Osservatore di Pavia in Ungarn eine knappe Mehrheit der Bevölkerung für die Einführung des Euro – wohingegen 36,8 Prozent der befragten Deutschen den Euro-Austritt möchten, da die Gemeinschaftswährung „nur Komplikationen“ gebracht habe. Ob ein schönes Design daran etwas ändern könnte?
Eine limitierte Edition der 5er- und 100er-Noten sind online direkt bei der Künstlerin erwerblich unter etsy.com/shop/BarbaraBernat.