Etwa 150 Kilometer östlich von Budapest liegt das Städtchen Mezőtúr, in dem etwa 17.600 Menschen leben. In diesem unscheinbaren Fleckchen Ungarn wurde am Wochenende erneut gewählt, nachdem die Komitatswahl im Oktober vergangenen Jahres keinen Sieger hervorzubringen vermochte. Gewonnen hat nun der Kandidat der rechtsextremen Jobbik, der offen rassistische János Kötél.
Dabei ist neben dem Wahlergebnis (Kötél erreichte 246 Stimmen, sprich 55 Prozent, sein Fidesz-Kontrahent Lajos Pete lediglich 166 Stimmen und somit 37 Prozent) auch der Stimmenzuwachs für Kötél beachtlich. Während Pete 8 Stimmen verlor, gewann Kötél 74 neue Wähler seit Oktober hinzu. Dass die Jobbik derzeit die einzige Oppositionspartei ist, die wirklich Gewinn aus dem Popularitätsverlust des Fidesz ziehen kann, zeigt sich nicht nur hier, sondern auch in den Umfragen. Dass hier aber keineswegs ein gemäßigter Jobbik-Vertreter gewonnen hat, sondern einer, der offen rassistisch ist, zeigt ein Blick auf Kötéls Facebook-Seite. Die Pistole als „Stütze-Verteiler”, die Munition als „Gören-Beruhiger” und das Butterfly-Messer als „Zigeuner-Erziehungsinstrument”, dieses Bild und im Ton ähnliche Kommentare sind es, die Kötél (und auch der Jobbik) scharfe Kritik einbringen. Parteivorsitzender Gábor Vona reagierte am Montag überraschend. In einer Presseerklärung distanzierte sich Vona einerseits von den „mehrere Jahre zurückliegenden Posts” Kötéls. Diese seien keinesfalls Standpunkt der Jobbik und „aufs Schärfste zu verurteilen”. Andererseits äußerte Vona Verständnis für Kötél, sei dieser doch zu dieser Zeit Mitglied der „Bürgerwehr” in Gyöngyöspata und Hajdúhadház gewesen. 2011 kam es in den Ortschaften zu Konflikten zwischen ansässigen Roma und Mitgliedern der damals noch nicht verbotenen Ungarischen Garde. Über längere Zeit hinweg „patroullierten” die Gardisten teils mit Knüppeln bewaffnet durch die von Roma bewohnten Straßen. Aus dem ehemaligen Bürgerwehrler ist nun also ein Bürgermeister geworden. Doch bevor er seinen offiziellen Pflichten nachgehen kann, soll er nach Jobbik-Art geläutert werden.
Kurzzeit-WG als politischer Neuanfang
János Kötel, so will es Parteivorsitzender Gábor Vona, soll für drei Tage zum Roma-stämmigen Kálmán Jónás ziehen, dem Vorsitzenden der Jobbik in Hajdúszoboszló. Der Parteivorsitzende glaubt daran, dass durch drei Tage Aufenthalt bei einem „anständigen Zigeunerkameraden” der Abtrünnige einsehen wird, dass die Jobbik nicht gegen Roma, sondern gegen „unaufrichtige Menschen kämpft”. János Kötél wird der Aufforderung, so Vona, nachkommen, sobald er den benötigten Urlaub genehmigt bekommen hat. Dass sich die Gemüter damit nicht beruhigen lassen, zeigen zahlreiche Kommentare im sozialen Netzwerk Facebook. Menschenrechts-Aktivist Attila Tamás fasst es in einem Post so zusammen: „Dieser Jónás ist ein Faschist, er nutzt seine Zigeuner-Abstammung gegen uns. Es ist niederträchtig und bemitleidenswert, wie sie (die Jobbik – Anm.) dies und ihn ausnutzt.” Der antiziganistische Jobbik-Bürgermeister soll von seinem Parteikollegen also lernen. Ein Blick auf das Facebook-Profil Kálmán Jónás´ zeigt, was den Neu-Bürgermeister erwartet, denn dort ist von „israelischen Parasiten” und der „Maske der Demokratie” die Rede.
„Die Pistole als „Stütze-Verteiler”, die Munition als „Gören-Beruhiger” und das Butterfly-Messer als „Zigeuner-Erziehungsinstrument”, dieses Bild und im Ton ähnliche Kommentare sind es, die Kötél (und auch der Jobbik) scharfe Kritik einbringen.“
Wie viel Wahrheitsgehalt soll ich einer Zeitung zutrauen, die nicht einmal den Unterschied zwischen einem Pistolenmagazin und einem Butterfly-Messer kennt?
Auch wenn Sie damit Recht haben, dass es sich hier um das Magazin der Pistole handelt, macht es das doch nicht besser, sondern eher noch viel abscheulicher.
Es handelt sich hier sicher nicht um böse Absicht, sondern um fehlende Sachkenntnis über das Aussehen solcher Magazine.