Elegant wie Wien aber viel quirliger – Ungarns Haupstadt ist die Partymetropole Europas. Feierlaunige Touristen aus aller Welt zieht es hierher, um sich in den Kneipen der Stadt die Nacht um die Ohren zu schlagen. Nicht immer ist das zur Freude der Anwohner, die durch trunkenes Gegröhle um den nächtlichen Schlaf gebracht werden. Daher herrscht seit Jahren ein immer wieder anschwellender Konflikt zwischen Anwohnern und Wirten darum, wem die Budapester Nacht gehört. Dabei haben die Csend bohócok (Stille Clowns) ihren Posten als Botschafter des nächtlichen Friedens bezogen.
Die Aufgabe der Csend bohócok ist es, mit Humor das nächtliche Treiben auf den Straßen vor den Szenelokalen in einem zivilisierten Rahmen zu halten, erzählt Emil Wagner, Mitbegründer der Csendet Kft. – ein Dienstleistungsunternehmen, das statt auf gestählte Bodybuilder-Figuren auf bemalte Gesichter bei der Bekämpfung der nächtlichen Ruhestörung setzt.
Besonders in Budapests angesagtestem Partyviertel, dem jüdischen Bezirk, in dem man keine fünf Meter gehen kann, ohne auf die nächste Kneipe zu stoßen, ist die Beziehung zwischen Lokalbetreibern und deren Gästen auf der einen und Anwohnern auf der anderen Seite sehr angeschlagen. Ein Konflikt, der schon oftmals in Beschwerden und Polizeikontrollen mündete und in fruchtlosen Bestrebungen der Bezirksverwaltungen gipfelte, eine Sperrstunde für Lokale einzuführen. Auch die Einführung des Rauchverbots 2012 goss nur noch mehr Öl ins Feuer: Denn nun standen umso mehr Menschen des Nachts auf den Straßen. Doch die Stille-Clowns, so Wagner, wollen dazu beitragen, die Situationen für alle Parteien erträglich zu machen.
Was macht eigentlich ein Csend bohóc?
„Die meiste Zeit ist den Ruhestörern auf der Straße nicht einmal bewusst, dass sie laut sind und andere beim Schlafen stören“, sagt Wagner. „Genau da kommen wir ins Spiel und weisen auf spielerische und freundliche Art die Leute darauf hin, dass sie leiser sein müssen.“ Das kann in Einzelfällen schon mal heißen, dass die Csend bohócok mit artistischen Einlagen wie Jonglage den Ruhestörer in gebanntes Schweigen versetzen. Aber auch Pantomime, Witze und andere komische Elemente setzen die Mitarbeiter der Csendet Kft., bei denen es sich hauptsächlich um Schauspieler und anderes künstlerisches Volk handelt, ein.
„Zumeist sind die Reaktionen positiv“, erzählt Wagner. Kein Wunder, haben die Budapester Csend bohócok doch im Gegensatz zu manch einem Sicherheitsposten am Ausgang von Kneipen meist ein Lächeln im Gesicht, wenn sie aus dem Nichts auf einen zuspringen und auf charmante Weise daran erinnern, dass die letzte Anekdote vor den Freunden vielleicht doch etwas zu laut vorgetragen wurde. Die schönste Rückmeldung, die sie jemals bei ihrer Arbeit als Csend bohócok erhalten haben, so Wagner, sei von einem kleinen Mädchen gekommen. Dieses habe als Reaktion auf die kreative und unterhaltsame Beschwichtigung der leisen Clowns ihrerseits alle mit einem Gedicht überrascht – dabei war sie ausgesprochen leise, versteht sich.
Traumjob Csend bohóc?
Aber natürlich hat die Arbeit als Csend bohóc auch manchmal seine negativen Seiten. Längst nicht jeder, der mit Lärm die nächtliche Ruhe stört, lässt sich von den Csend bohócok beruhigen – zumal wenn Alkohol und Aggression im Spiel sind: „Auch wir bekommen negative Reaktionen. Das Traurigste ist dabei aber, zu beobachten, wie sich Menschen gegenseitig manchmal behandeln. Dank unserer positiven Art lassen wir uns davon jedoch nicht treffen oder aus der Ruhe bringen“, so Wagner. Deshalb sei es besonders wichtig, neue Mitstreiter für die Csendet Kft. sehr sorgfältig auszuwählen. Neben dem Talent zum Unterhalter oder Artisten sollte ein Csend bohóc vor allem ein sonniges Gemüt, eine hohe Frustrationstoleranz und die Bereitschaft zu späten Arbeitszeiten mitbringen. Denn natürlich findet das Kerngeschäft der Csendet Kft. während der geschäftigsten Stunden des Nachtlebens statt: zwischen Freitag und Sonntag, ab der Happy Hour bis spät nach Mitternacht. Wie lang dabei die Dienste des jeweiligen Csend bohóc benötigt werden, hängt ganz von den Anforderungen der einzelnen Bars ab.
Eine gute Idee setzt sich durch
Schon 2009 wurde die Csendet Kft. gegründet. Die Idee kam Emil Wagner und seinen Freunden, als sie eines Nachts durch das Budapester Kneipenviertel schlenderten. Beim Grübeln über die Frage, wie man all den Partygängern nicht den Spaß verderben, aber trotzdem den nächtlichen Frieden für die Anwohner herstellen könne, waren die Csend bohócok geboren. Das erste Mal umgesetz habe man laut Wagner das Konzept vor dem ehemaligen Kultur- und Underground-Club Tűzraktér, der jedoch 2011 geschlossen wurde. Seitdem haben sich die Csend bohócok in weiten Teilen der Stadt etabliert und gehören heute schon fast zum gewohnten Straßenbild. Neben dem Nomuri, der Raktár Bár, der Tanzkneipe Doboz, dem UdvarRom und dem winterfesten Biergarten Füge Udvar nehmen auch günstige, aber stets prall gefüllte Bars wie Sark 1 und 2 auf der Wesselényi utca oder die Kneipenkette Négyes-Hatos entlang der großen Ringstraße die Dienstleistungen der Csendet Kft. in Anspruch. Heute ist die Zahl der Csend bohócok bereits auf 15 bis 20 angestiegen, schätzt Wagner. So genau könne man das aber nie sagen, denn kaum einer der lustigen Gestalten arbeitet hauptberuflich als Retter der nächtlichen Ruhe.
feine sache, repekt an die leute!
und nun immer her mit euch, dob ut, erzsebet krt….bitte kommt schnell
und vor allem regelmaessig
Ganz Tolle Idee!
Gott sei Dank wohne ich in einer Seitenstraße ohne Kneipen…