Im Rahmen des nicht unumstrittenen Mega-Projektes „Liget Budapest“, bei dem bis 2018 ein komplettes Museumsviertel im Stadtwäldchen entstehen soll, wurden Ende Dezember die ersten siegreichen Entwürfe präsentiert. Die elfköpfige Jury entschied sich dabei für je ein Architekten-Team aus Japan, Frankreich und Ungarn.
Die Ausschreibung für das Riesenvorhaben mit einem Budget von 150 Mrd. Forint startete noch im Februar 2014. Die elfköpfige Jury unter der Leitung des Regierungsbeauftragten László Baán (Direktor des Museums der Schönen Künste), Wim Pijbes (Direktor des Amsterdamer Rijksmuseum) und Martha Thorne (Geschäftsführerin des Pritzker-Architekturpreises) besteht aus heimischen und internationalen Experten wie etwa Sándor Finta (Budapests Hauptarchitekt), György Fekete (Präsident der Ungarischen Akademie der Künste), Edwin Heathcote (Architekturkritiker der Financial Times) oder Juhani Katainen vom Internationalen Architekturverband (UIA).
Aus den bis Ende Mai eingereichten insgesamt 470 Entwürfen erreichten zunächst 17 die Endrunde, wo sie den Juroren in anonymer Form präsentiert wurden. So wurde sichergestellt, dass weder die nationale Herkunft noch der fachliche Ruf des jeweiligen Architektur-Teams die Entscheidung beeinflussen konnte, sondern ausschließlich aufgrund der Pläne an sich gewertet wurde. So kam es auch dazu, dass neben einem Entwurf aus Ungarn auch einer aus Japan und einer aus Frankreich gewählt wurden.
Gebäude sollen Grünflächen betonen
Die Jury wurde von 36 weiteren Experten unterstützt, wobei die Auswahl nach fünf Hauptgesichtspunkten erfolgte: Neben der fachlichen Qualität wurden die Werke auf ihre technologischen und funktionellen Eigenschaften (Lösungen bezüglich des zu erwartenden Besuchererlebnisses und der Museumtechnologie), ihre Nachhaltigkeit (Energieeffizienz, Ökologie), ihren „Dialog mit der Umgebung“ (unter anderem die Einbettung in das Stadtbild, die Verbindung zum Stadtwäldchen, die Erreichbarkeit des Gebäudes) und auf ihre Baukosten hin geprüft. Eine hervorgehobene Rolle spielte dabei, dass die geplanten Häuser so weit wie möglich die Grünflächen des Parks hervorheben sollten.
„Dank der Ausschreibung werden im Stadtwäldchen künftig Museen entstehen, die im harmonischen Dialog mit dem Park stehen und von besonderem architektonischen Wert für Budapest und Ungarn sind, da sie mit funktionalen Lösungen des 21. Jahrhunderts auf Weltniveau aufwarten“, hob Baán bei der Verkündung der Sieger hervor. Durch das Projekt werde ein öffentliches Kunstinstitutsnetzwerk entstehen, das nicht nur die internationale Bekanntheit Budapests und der ungarischen Kultur steigere, sondern auch heimischen wie internationalen Besuchern einen offenen und spannenden öffentlichen Raum biete.
Die als Zwillingsgebäude am 56er-Platz gedachten Gebäude des Fotomuseum Budapest und des Ungarischen Architekturmuseums werden folglich von der Középülettervező Zrt. entworfen. Die zwei würfelförmigen Gebäude sollen nicht allzu groß werden und so laut valasz.hu eine Neubegrünung der heute als Parkplatz genutzten Fläche ermöglichen. Das Portal machte auch auf die Ähnlichkeit zu den in Wien befindlichen Leopold Museum und Museum Moderner Kunst (mumok) aufmerksam, das Ungarische Architekturmuseum soll zudem dem Berliner Museum für Architekturzeichnung ähneln. Das Volkskundemuseum darf von den französischen Vallet de Martinis DIID architectes geplant werden, die bereits beim Guggenheim Museum in Helsinki mitwirkten. Der zurückhaltende, eher kühle Entwurf ist der flächenmäßig größte der drei gekürten Sieger und versucht, Stadt und Park miteinander zu verbinden. Das Haus der Ungarischen Musik wird anhand der Pläne der Sou Fujimoto Architects aus Japan als einziges inmitten des Parks errichtet. Der futuristische, zum Teil unter der Erdoberfläche angelegte Entwurf versucht laut valasz.hu mit dem Park zu verschmelzen, indem etwa das Dach möglichst alle Bäume der Umgebung „umarmt“.
Noch kein Entwurf für Neue Nationalgalerie und Ludwig-Museum
Kleiner Wehrmutstropfen bei der Ausschreibung: Im Hinblick auf das künftige gemeinsame Gebäude der Neuen Nationalgalerie und des Ludwig Museums, das anstelle der noch abzureißenden Petőfi-Halle (PeCsa) entstehen soll, konnte keiner der hierfür eingereichten 80 Vorschläge überzeugen. Daher wird für diesen Auftrag eine neue Ausschreibung gestartet, die im April dieses Jahres endet. Laut Plan sollen die Bauarbeiten der fünf Museen 2016 beginnen und bis März 2018 beendet sein. Dank des Projekts soll der Anteil an Grünflächen im Stadtwäldchen von aktuell 60 Prozent auf 65 gesteigert werden. Die geschätzten Gesamtkosten der neuen Gebäude betragen 75 Mrd. Forint. Eine internationale Ausschreibung zu einem vergleichbaren Projekt gab es laut Liget Budapest zuletzt vor 100 Jahren zur Blütezeit Ungarns.