Weihnachtszeit ist auch Verpackungszeit. Für Firmen wie die Knüppel Verpackung GmbH & Co. KG ist das ganze Jahr über, wenn auch nicht Weihnachts-, so doch Verpackungszeit. Im Rahmen seines jüngsten Besuchs bei der 2004 gegründeten ungarischen Tochterfirma Knüppel Csomagolástechnika Kft. unterhielten wir uns mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Gerhard Hahn über seine Firma sowie Trends auf dem Verpackungsmarkt.
Innerhalb der Knüppel-Gruppe sorgen inzwischen 350 Mitarbeiter für einen Jahresumsatz von etwa 95 Millionen Euro. Eine der Stärken der 1919 ursprünglich als Papiergroßhandel gegründeten Firma sind nach Aussage von Hahn speziell nach Kundenwünschen maßgeschneiderte Lösungen der eigenen Entwicklungsabteilung. Dabei würde eine Vielzahl an Parametern rund um die einzupackenden Waren eine Rolle spielen. So etwa die Versandart, die Zahl der auf einmal versandten Güter, natürlich deren Beschaffenheit, aber auch Dinge wie die Temperatur und andere Umwelteinflüsse. „Der Trend gehe in den vergangenen zehn Jahren immer mehr zu kleineren Losgrößen und zu individuelleren Kundenwünschen“, erklärt Hahn. Ein weiterer Trend bestehe in der Auffächerung der Produkte in immer mehr individuelle Produktvarianten, die teils nach unterschiedlichen Verpackungen verlangen. Von daher gewinne auch das Thema Entwicklung immer mehr an Bedeutung.
„Viele Waren sind heute überverpackt“
Obwohl natürlich der Schutz der transportierten Waren ganz oben stehe, würden bei der Entwicklung aber auch Wirtschaftlichkeitsaspekte eine Rolle spielen. So sei es beispielsweise rausgeworfenes Geld, mehr in die Verpackung zu investieren als unbedingt nötig. Diese Bemerkung kommt nicht von ungefähr: „Viele Waren sind heute überverpackt“, so Hahn. Durch eine zu geringe Beachtung des Themas Verpackung würden Firmen hier Mehrkosten von bis zu 20 Prozent entstehen, durch größere Volumina, ein höheres Gewicht und den Einsatz von zu viel Verpackungsmaterial. „Wegen dieses verbreiteten Phänomens haben wir bei uns eine Abteilung geschaffen, die speziell auf das Abspecken von Verpackungen spezialisiert ist.“ Interessanterweise gehe es dabei nicht nur um das Vermeiden von unnötigen Kosten, sondern auch um die Erhöhung der Sicherheit. Schließlich gehe ein Mehr an Verpackung nicht automatisch mit einem Mehr an Sicherheit einher. „Manchmal kann sogar das Gegenteil der Fall sein“, warnt Hahn. Teilweise könne ein größerer Einsatz von Verpackungsmaterialen etwa auf Kosten ihrer Bremswirkung oder anderer physikalischer Eigenschaften gehen.
Danach gefragt, wie hoch die Bereitschaft der Kunden sei, sich ernsthafter mit dem Thema Verpackung auseinanderzusetzen, antwortet Hahn, dass diese durchaus vorhanden sei und mit wirtschaftlichem Druck, aber auch der Anzahl an Schadensfällen steige. „Wenn ein Kunde vertraglich nicht an einen anderen Anbieter gebunden ist, ist er in der Regel für unsere Angebote offen.“ Bei der Kundenstruktur sei man recht breit aufgestellt. „Wir haben Kunden aus fast allen Branchen“, so Hahn. Immer mehr würde seine Firma beim Transport zwischen einzelnen Industriefirmen zum Zuge kommen. Dieser Bereich sei aufgrund der immer stärkeren Arbeitsteilung und dem Outsourcen von Teilprozessen nach wie vor im Wachsen begriffen. Automotive mache bei Knüppel inzwischen knapp 40 Prozent des Umsatzes aus. Dabei gehe es um den Transport von einzelnen Komponenten bis hin zu komplett zerlegten Autos, die dann an ihrem Bestimmungsort nur noch montiert werden müssen.
Das Thema Kosten erstrecke sich wiederum von den Kosten für die Verpackung bis hin zur notwendigen Arbeitszeit für das Ein- und Auspacken. „Es muss eine möglichst einfache Handhabung für die Verpackung der Komponenten am Produktionsort und beim Entpacken am Montageband gewährleistet sein.“ Abgesehen von den Eigenmaßen des zu verpackenden Produktes müssten bei der Konzipierung der richtigen Verpackung auch Dinge wie die Stellfläche im Container und Ähnliches berücksichtigt werden. Auch mache der Fortschritt natürlich nicht halt. Über die Verpackungsmaterialklassiker Pappe und Holz hinaus gebe es ständig neue Materialien oder zumindest neue Lösungen mit den bisherigen Materialien. Knüppel konzentriert sich vor allem auf die Entwicklung bis hin zur Herstellung eines Prototyps. Erteilt der Kunde nach der Präsentation dann einen Auftrag, würden die größeren Mengen in anderen Betrieben produziert.
Wachstumsmarkt Ungarn
„Ungarn ist für uns ein wichtiger Standort, da wir hier das größte und schnellste Wachstumspotenzial sehen“, so der Geschäftsführer. Einer der hiesigen Großkunden ist Audi, für den man etwa in der Ukraine Autohüllen produziere, die dann die frisch gefertigten PKW schützen. Weitere bedeutende Auftraggeber seien Mercedes, Knorr-Bremse, Bosch und Siemens. „Bei den Konzernen wird fast alles über den Zentraleinkauf in Deutschland abgewickelt, aber kleinere zusätzliche Bestellungen werden auch von den hiesigen Werken getätigt.“ Hahn vermutet, dass dies vom jeweiligen Transportweg und den damit verbundenen Kosten abhängt. Den Einstieg zur Neukundenakquise bilde oft ein Verbesserungsvorschlag eines Knüppel-Außendienstmitarbeiters vor Ort beim Kunden. Dabei ist es unabdingbar, dass sich diese möglichst gut in die Situation des Kunden und dessen exakte Bedürfnisse hineindenken. Berücksichtigt werden müsse in Ungarn, dass hier wegen den im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Löhnen einzelne Parameter wie etwa die Ein- und Auspackzeit anders ins Gewicht fallen.
Bezüglich der Auftragslage sei man zuversichtlich. Nach einem nicht so leichten Start in Ungarn werde man dieses Jahr mit einem Umsatzwachstum von beachtlichen 30 Prozent beenden. Für das kommende Jahr rechne man ebenfalls mit einem sehr dynamischen Wachstum. Etwas Sorgen bereite derzeit lediglich das ukrainische Werk in Ushgorod, da einige ungarischstämmige Mitarbeiter beziehungsweise deren Angehörige wegen des dortigen Bürgerkriegs, um dem Militärdienst zu entgehen, nach Ungarn übersiedeln. Man habe zuvor Aufträge von Polen dorthin verlegt, da die Zusammenarbeit mit den ungarischstämmigen Ukrainern viel besser und angenehmer funktioniere. Auch in Ungarn sei man in puncto Mitarbeiter zufrieden. Zwar gäbe es hier keine Verpackungstechnikerausbildung, allerdings könne dieses Manko durch eine intensive eigene Ausbildung, zum Teil auch in Deutschland, ohne weiteres kompensiert werden.