Seit drei Jahren gibt es bei der ungarischen Tochterfirma der österreichischen UNIQA Versicherung den Geschäftsbereich Corporate Business, der sich mit Großfirmen (mindestens 300 Mitarbeiter und Versicherungswert ab einer Milliarde Forint) beschäftigt. Von Anfang an wird der Bereich von dem ungarischstämmigen Österreicher Mihály Jankovich geleitet. Wir unterhielten uns mit ihm unter anderem über die Haftpflichtversicherung für Manager, die Lage seines Geschäftsbereichs und allgemeine Trends auf dem Markt.
Zu Beginn dieses Jahres herrschte unter Geschäftsführern bezüglich einiger Neuerungen bei der Haftung von Geschäftsführern eine gewisse Verunsicherung. Teilweise kamen Anwälte zum Zug, die die entsprechenden Verträge überarbeiteten, teilweise aber auch Versicherer. Wie hat sich das bei Ihnen niedergeschlagen?
Wir sind pünktlich mit unserem D&O Produkt (Manager-Haftpflichtversicherung) am 15. März fertiggeworden. Anfänglich sind wir buchstäblich von den vielen Anfragen überflutet worden. Doch nach Abklingen der ersten Aufregungen am Markt haben sich die Anfragen deutlich reduziert. Wir können aber sagen, dass wir weit über unsern geplanten Erwartungen viele neue Verträge abgeschlossen haben. Der Aufwand hat sich gelohnt!
Gegen welche Risiken können sich Geschäftsführer mittels einer solchen Versicherung überhaupt absichern?
Unterläuft einem Geschäftsführer oder Vorstand ein Managementfehler, haftet er unbegrenzt für einen entstandenen Vermögensschaden – und das mit seinem gesamten Privatvermögen. Eine D&O-Versicherung schützt dagegen. Sollte er von Seiten eines Geschäftspartners, staatlicherseits oder auch durch sein eigenes Unternehmen mit berechtigten Schadensersatzforderungen konfrontiert werden, übernehmen wir die Kosten bis zur Höhe der vereinbarten Versicherungssumme. Aber auch unberechtigte Schadensansprüche Dritter wehren wir bis zum vereinbarten Limit ab. Somit hat der versicherte Geschäftsführer quasi auch eine Rechtsschutzversicherung mitabgedeckt.
Ist es mit einer entsprechenden Versicherung alleine getan oder empfehlen Sie parallel dazu auch eine Veränderung der Verträge?
Wenn wir uns schon in diesen Bereich der Berufshaftpflichtversicherung bewegen, muss hierzu ergänzt werden, dass die D&O-Versicherung nur das Fehlverhalten des Managers in seiner Eigenschaft als Manager für das Unternehmen abdeckt, nicht aber die Tätigkeit des Unternehmens selbst, etwa als Berater oder Hersteller eines Produktes. Versicherungsschutz in Bezug auf von dritter Seite gegen das Unternehmen erhobene Ansprüche wegen Pflichtverletzungen ihrer Mitarbeiter bietet eine Professional Indemnity (PI)-Deckung, bei Produkten gibt es hierfür die Produkthaftpflichtversicherung. Dies klingt allerdings für einen Laien alles etwas verwirrend, daher kann ich nur empfehlen, sich in solchen Fällen von einem professionellen Versicherungsmakler beraten zu lassen.
Worauf sollten Geschäftsführer prinzipiell achten, wenn sie sich genauso sorglos um ihre Firma kümmern wollen wie vor dem Inkrafttreten der Gesetzesänderung?
Der Geschäftsführer sollte von seinem Dienstgeber fordern, dass seine Rechte und Verpflichtungen klar definiert werden. Sei es im Dienstvertrag oder aber auch im Gesellschaftsvertrag. Des Weiteren würde ich raten – und dass nicht nur um für unser Produkt zu werben – dass der Geschäftsführer seinen Dienstgeber dazu bewegt, für ihn eine solide Manager-Haftpflichtversicherung abzuschließen, statt auf einen möglichst großen Dienstwagen zu pochen. Mit einem Dienstwagen kann ein Geschäftsführer sein Privatvermögen nicht retten, mit einer ordentlichen D&O-Versicherung aber schon!
Wie hat sich Ihr Geschäftsbereich ansonsten entwickelt? Auf welchen Gebieten gab es besondere Entwicklungen?
Ich kann mich wirklich nicht beklagen, auch wenn die Marktsituation nicht wirklich rosig ist, so können wir doch einen positiven Trend nach oben beobachten. Dies betrifft aber in erster Linie die Sachversicherungssparten wie Feuer, Betriebsunterbrechung und Haftpflichtversicherung. Auto-und in erster Linie die Flottenversicherung gestalten sich schwierig. Daher wollen wir hier auch unser Portfolio sanieren und schadensträchtige Flotten kündigen.
Gab es im dritten Geschäftsjahr Ihres Bereiches etwaige Nachjustierungen?
Ja, in erster Linie bei der Kfz-Haftpflicht- und der Kasko-Versicherung, die stark vom Markt getrieben sind. Hier planen wir Sanierungen vorzunehmen beziehungsweise die Prämien zu erhöhen.
Wie steht Ihre Firma insgesamt geschäftlich da?
Wir sind seit langem auf dem ungarischen Markt präsent, wo wir etwa 600.000 Kunden betreuen. In diesem äußerst kompetitiven Umfeld konnte die UNIQA Biztosító Zrt. 2013 eine herausragende Erhöhung der Prämieneinnahmen um 11,3 Prozent erreichen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag stabil bei 10,1 Millionen Forint (Ergebnis vor Steuern nach IFRS). In diesem Jahr wurde die UNIQA aufgrund der hohen Qualität ihrer Dienstleistungen und ihrer innovativen Entwicklungen bereits zum achten Mal nacheinander als SuperBrand zu einer der besten Marken gewählt und zum fünften Mal als Business SuperBrand ausgezeichnet. Bei dem jedes Jahr veranstalteten Wettbewerb der Unit-linked-Fonds, der MoneyMoon-Preisverleihung, schneiden unsere Fonds stets hervorragend ab. In den letzten Monaten hat die UNIQA-Marke in vielen Tochterländern – so auch in Ungarn – eine Re-branding Kampagne erlebt. Im Mittelpunkt der Kommunikation stand unsere Mission, dass wir uns wie in einer Familie für unsere Kunden engagieren, damit sie ein Leben lang mit unserer Hilfe festen Boden unter den Füßen spüren und zuversichtlich ihr Leben gestalten können.
Welche Veränderungen gab es auf dem Markt?
Die Situation am ungarischen Versicherungsmarkt ist stark gekennzeichnet von den Sondersteuern, die wir als Versicherungsunternehmen seit der Finanzkrise zu entrichten haben. Wegen des starken Konkurrenzkampfes und auch wegen der Art dieser Steuer können wir die staatlichen Abgaben nur sukzessive an die Kunden weitergeben, um unseren Marktanteil nicht zu gefährden. Auf jeden Fall ist aber unsere Profit Margin stark unter Druck gekommen. Zum Glück sind unsere österreichischen Eigentümer verständnisvoll und können unsere Situation hier in Ungarn gut einschätzen. Generell sind auf dem Markt gewisse Konsolidierungstendenzen zu beobachten, es wird sicherlich zu weiteren Fusionen kommen.
Wie beeinflussen die Veränderungen beim Cafeteria-System Zusatzleistungen an Mitarbeiter in Form von Unfall-, Kranken- und Lebensversicherungen? Welche Dinge lohnen sich noch für Arbeitgeber?
Unseren Informationen nach wird die Cafeteria-Steuer nicht die Unfall-, Kranken- und Lebensversicherungen betreffen. Daher ist diese Form der Bonifikation für den Arbeitgeber weiterhin lukrativ. Neben den steuerlichen Vorteilen kann der Arbeitgeber für seine Mitarbeiter auch günstige Gruppenkonditionen erreichen und somit seine Attraktivität als guter und sozialer Arbeitgeber deutlich steigern. So kann er etwa seine Mitarbeiter bei einem unerwarteten Unfall, oder bei einer schweren Erkrankung, oder gar bei einem Todesfall finanziell absichern. Die beliebtesten Deckungsformen sind die Rehabilitationspauschalen, das Krankenhaustagegeld, Knochenbruch-Pauschalen sowie die Absicherung gegen gefährliche Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt.
Mit welchen Änderungen rechnen Sie im kommenden Jahr beim Gesundheitswesen?
Eine wesentliche Entscheidung der Regierung ist die scharfe Trennung zwischen dem privaten und öffentlichen Gesundheitssystem. Sie will das staatliche Gesundheitswesen stärken und die medizinische Versorgung landesweit sicherstellen. Für den privaten Anbieter ergeben sich dort Chancen, wo die staatliche Fürsorge nicht die Möglichkeit hat, eine professionelle Gesundheitsversorgung anzubieten. Hier sehe ich auch unsere Chancen als Versicherer. Wir werden mit entsprechenden neuen innovativen Produkten auf den Markt kommen, um den Bedürfnissen unserer Kunden Rechnung zu zollen.
Wie sehen Sie die wirtschaftliche Lage Ungarns?
Ich bin von Natur aus Optimist und sehe daher gewisse positive Entwicklungen in unserem Land. Die finanzielle Stabilität des Landes ist weitgehend gesichert, die faulen Kredite wurden saniert, die Arbeitslosenzahlen gehen zurück und der Konsum nimmt in einigen Bereichen zu. Das alles sind Zeichen einer positiven Entwicklung. Ich hoffe sehr, dass externe Umstände diese Entwicklung nicht stören werden. Das ist auch mein großer Weihnachtswunsch für heuer!
Zur Person
Mihály Jankovich (54) beschäftigt sich schon seit über zwanzig Jahren in Zentral- und Osteuropa mit der Versicherung von Firmenkunden. Von 1990 bis 1993 war er bei der Gerling Konzern Kft. Referent für internationale Kunden, danach bis 1997 Geschäftsführer beim Versicherungsbroker Risikoservice. Von 1997 bis 2006 war er Geschäftsführer der Aon Magyarország Kft. und von 2007 bis 2011 Geschäftsführer der Vienna International Underwriters GmbH. Seit Oktober 2011 leitet er bei der UNIQA Biztosító Zrt. den Großfirmenbereich.