Unter dem Titel „Investieren in Ungarn jetzt – Chancen und Risiken“ lud die Oberbank letzte Woche zu einem Business Lunch ins Marriott. Nach einer Begrüßung durch Peter Szenkurök (Leiter des Oberbank-Geschäftsbereiches Ungarn) und seinen Stellvertreter Tamás Fischer übernahm Dr. Josef Weißl, Vorstandsdirektor der Oberbank AG, das Wort und lenkte die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zunächst auf eine globale Perspektive.
„Die entscheidende Frage ist, wie sich die Welt global entwickelt“, setzte er an. Nach einer kurzen Analyse der einzelnen Wirtschaftszentren („In Europa sehe ich nur eine verhaltene, überschaubare Entwicklung.“) fasste er die verschiedenen Tendenzen nicht zuletzt dank der guten Entwicklung auf anderen Märkten, insbesondere in den USA und China, aber dann doch recht zuversichtlich stimmend zusammen: „Die Welt geht in eine nicht so schlechte Richtung.“ Daraus ergibt sich für ihn folgende Konsequenz: „Die globalen Chancen sind intakt, sie müssen nur genutzt werden.“
Zum Abschluss kam Weißl ganz konkret auf den Titel der Veranstaltung zu sprechen: „Die Grundlagen in Ungarn sind positiv, das Land verfügt über eine leistungsfähige Exportwirtschaft, sehr gute Investitionsförderprogramme sowie gute und preiswerte Arbeitskräfte“, ermunterte er die Teilnehmer zu mehr wirtschaftlichem Engagement in Ungarn. Allerdings warnte er, sich langfristig auf die „Droge“ schwacher Forint zu verlassen. Schließlich kam er auch auf das derzeitige Imageproblem Ungarns zu sprechen: „Insbesondere im Ausland werden einige Entscheidungen der ungarischen Regierung extrem negativ bewertet.“ Er riet, aktiv damit umzugehen und verlorenes Vertrauen wiederherzustellen.
Gemischt, aber letztendlich klar zugunsten weiterer Investitionen in Ungarn fiel auch die Einschätzung von Dr. Arne Gobert (Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wirtschaftsclubs) aus. Während er unter anderem die „exzellente Infrastruktur“ und das gute Niveau der Fachkräfte lobte, kritisierte er etwa das Steuersystem („zu unübersichtlich, zu häufige Neuregelungen“) und die Verwaltung („zu viele administrative Belastungen“). Als weiteren Negativfaktor sprach er die Abwanderung junger Arbeitnehmer an, wobei er aber auch darauf hinwies, dass sich Ungarn hier – auch dank attraktiver Arbeitsplätze ausländischer Investoren – etwa im Vergleich zu Rumänien oder Polen noch recht gut schlage. Bezüglich der Ungarn-Berichterstattung im Ausland kritisierte er, dass sich das dort verbreitete Bild teilweise nicht mit der Realität in Ungarn decke und viele Dinge übertrieben dargestellt seien. So könne er beispielsweise nicht erkennen, dass das neue Zivilgesetzbuch die Rechtssicherheit untergräbt, im Gegenteil. Es habe einfach reformiert werden müssen, da viele Dinge nur noch durch die Rechtspraxis geregelt gewesen seien.