Von England bis Budapest sind es über 1.700 Kilometer, dennoch entscheiden sich jährlich unzählige Briten, nach Ungarn zu kommen – ob des ausgelassenen Junggesellenabschieds wegen oder um, oft der Liebe wegen, für immer zu bleiben. Eine von ihnen ist die 26-jährige Samantha Downton aus Horsham südlich von London.
Im September 2013 sei sie gekommen, um „ein neues Abenteuer mit ihrem Partner zu beginnen”, erzählt Sam, wie die junge Frau von ihren Freunden genannt wird. „Und das Abenteuer ist gelungen”, sagt Samantha grinsend, „aber nicht ohne Höhen und Tiefen, wie ich zugeben muss.” Die Engländerin arbeitet momentan als Kundenberaterin für ein junges ungarisches Start-Up. Am meisten liebt sie an Ungarn das Wetter und fügt gleich augenzwinkernd hinzu, ja, das Klischee über das schlechte englische Wetter stimme; es sei schon sehr lang her, dass sie im Vereinigten Königreich einen schönen Sommer erlebt hätte. „Außerdem finde ich toll, dass man hier nah an so vielen anderen Ländern ist. Ich habe sie zwar noch nicht besucht, aber das steht definitiv auf meiner To-do-Liste für nächsten Sommer. Und die weniger schönen Seiten? „Nun, auch wenn es ein kleines Klischee ist”, beginnt Sam, „aber die Bürokratie treibt mich manchmal in den Wahnsinn. Ich fühle mit jedem mit, der neu herzieht und all den offiziellen Papierkram erledigt bekommen muss.”
Themen wie diese behandelt die Wahl-Budapesterin auch in ihrem Blog, britgirlbudapest.wordpress.com. Auf dieser Plattform teilt sie ihre Budapester Erfahrungen und versucht, anderen Tipps zum Leben in Ungarn und zu den damit verbundenen alltäglichen Herausforderungen zu geben. „Es haben mich bereits einige Leute, die den Blog gelesen haben, kontaktiert und wollten sich mit mir treffen“, erzählt Sam. „Sie haben gesagt, dass sie meine Artikel interessant und hilfreich finden. Momentan habe ich etwas über 300 Follower, was mich enorm freut, wenn man bedenkt, dass ich erst im April mit dem Schreiben begonnen habe.“
Mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour
Samantha lebt auf der Pester Seite, unweit des Hősok tere. In Buda hat sie noch nicht viel Zeit verbracht und könnte sich deshalb nicht für eine Seite entscheiden. „Ich liebe aber den Vibe der ganzen Stadt, so wie sie ist. Budapest hat so viel zu bieten.“ Entdeckt hat Samantha die Stadt anfangs gemeinsam mit ihrem Freund per Fahrrad: „Auf die Art kann man völlig unterschiedliche Bezirke der Stadt besuchen und findet oft ganz zufällig spannende Orte – ob tolle Parks oder interessante bis witzige Statuen wie Columbo und sein Hund an der Margaretenbrücke. Mir wurde gesagt, dass die Krimiserie und der Schauspieler Peter Falk damals sehr beliebt hier in Ungarn waren, und soweit ich weiß, steht die Statue in der namensverwandten Falk Miksa utca.“ Ihr mache es großen Spaß, so Sam, solche kleinen Ecken und Geschichten über Budapest herauszufinden.
In der Innenstadt gefällt der Engländerin, dass immer so viel los ist. „Gerade zu dieser Zeit des Jahres schaue ich mir gern die verschiedenen Weihnachtsmärkte an. Anschließend kann man zum Beispiel in eines der Art-Kinos wie das Puskin oder das Művész gehen. Das ist eine super Möglichkeit, um sich ungarische Filme mit englischen Untertiteln anzusehen.” Auch wenn Samantha noch keine Gulaschsuppe kochen kann – ein weiterer Punkt auf ihrer To-do-Liste – hat sie eine Schwäche für das Essen in Budapest. „Ich verbringe viel Zeit damit, neue Restaurants auszuprobieren, insbesondere leckere Burger! Das Semmi Extra auf dem Bartók Béla út, unweit von meiner Arbeitsstelle, hat zum Beispiel sehr schmackhafte, frisch zubereitete Burger im Angebot. Es macht aber auch Spaß, sich einfach mit ein paar Freunden in eine Bar zu setzen, Menschen zu beobachten und Fröccs zu trinken.“
Hol van a macska?
Mit dem Erlernen der ungarischen Sprache hat Samantha erst vor wenigen Monaten begonnen und verfügt über ein entsprechendes Anfänger-Level. „Meine Sprach-Lehrerin meinte einmal, ich hätte eine ‚interessante‘ Aussprache im Ungarischen. Aber ich mag die Sprache trotzdem. Mein Lieblingssatz ist ‚hol van a macska?‘ (wo ist die Katze?) – unsere Katze versteckt sich nämlich immer in der Wohnung.”
Die traditionellen Blumenmuster und die Volkstänze haben es Samantha besonders angetan, wenn man sie nach ihrem Favoriten der ungarischen Kultur fragt: „Ich liebe das Tanzen und sehe mir gern die ungarischen Volkstänze und die Trachten an. Wir haben zwar auch Volkstänze in England wie das English Country Dancing, aber das wird leider immer weniger praktiziert.”
Für die Zukunft plant Sam, vorerst gemeinsam mit ihrem Partner in Ungarn zu bleiben und eine Familie zu gründen, „doch die Zukunft ist nie in Stein gemeißelt“, wie sie sagt. „Wäre ich vor 18 Monaten gefragt worden, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich im Ausland leben und Kinderpläne schmieden würde”, schließt Samantha lächelnd.
Samanthas Blog über ihr Leben in Budapest: britgirlbudapest.wordpress.com