
BKK-Vorstand Vitézy will für das Projekt alle verfügbaren EU-Förderquellen ausschöpfen. (Foto: Facebook/BKK)
Der wichtigste Verkehrsknotenpunkt auf Budaer Seite sollte schon lange rundum erneuert werden, nun wurden konkrete Schritte unternommen: Am Montag unterschrieben im Beisein von Vize-OB Balázs Szeneczey Dávid Vitézy, Vorstandsvorsitzender des Budapester Verkehrszentrums (BKK) als Auftraggeber, sowie die Vorstände des ausführenden Konsortiums, László Szalados (KÉSZ Építő és Szerelő Zrt.) und József Wicha (WIS Holding Zrt.), einen entsprechenden Vertrag. Die Arbeiten sollen noch dieses Jahr beginnen, für nächstes Jahr wird ein Verkehrschaos befürchtet.
Der Széll Kálmán tér trug im Zeitraum 1951-2011 den Namen „Moszkva tér“ und wird von vielen Budapestern immer noch so bezeichnet. Immerhin war er auch einer der Hauptschauplätze im ungarischen Erfolgsfilm “Moszkva tér”. Bereits in einigen Szenen dieses Films wurde der nicht gerade geordnete Zustand des Platzes verdeutlicht, daher ist es kein Wunder, dass – von der Entfernung des nach Sozialismus riechenden Namens abgesehen – umfassende Umbauarbeiten bereits länger angedacht waren und seit August 2011, dem Amtsantritt von OB István Tarlós, durch einen entsprechenden Beschluss des Stadtparlaments sogar fest in den städtischen Bauplänen verankert sind.
Nun werden die ersten konkreten Schritte in diese Richtung gesetzt: Das BKK unterschrieb mit dem aus zwei ungarischen Unternehmen – einer Baufirma sowie einem Immobilienentwickler – bestehenden Konsortium, das sich bei der entsprechenden öffentlichen Ausschreibung durchgesetzt hatte, einen Vertrag, laut dem der Platz bis Frühling 2016 vollständig erneuert werden soll. Für die Arbeiten stehen laut Verkehrszentrum 5,3 Mrd. Forint zur Verfügung (das Konsortium hatte mit einem Angebot über exakt diese Höhe die günstigste Offerte abgegeben).
„Alle Baupläne und -genehmigungen stehen zur Verfügung, die Regierung, die Hauptstadt und die EU stellen die gesamten nötigen Mittel zur Verfügung, und nun haben wir auch den Vertrag über die Bauarbeiten unterschrieben“, freute sich BKK-Vorstand Vitézy nach dem Signieren der Vereinbarung, „wir haben also alle Garantien dafür, dass nach mehr als zwei Jahrzehnten endlich die Arbeiten zur Rundumerneuerung des Széll Kálmán tér beginnen und verwirklicht werden können.“ Er fügte hinzu, dass mit dem Gewinner-Konsortium eine Vereinbarung zustande kam, dank der der Umbau der Straßenbahnschienen – der als Teil des Projekts vollständig mit EU-Fördergeldern finanziert wird und daher bis Ende 2015 beendet sein muss – termingerecht fertig gestellt wird, wodurch man die hierfür zur Verfügung stehenden EU-Mittel vollkommen ausschöpfen könne. Vitézy erklärte weiter, dass das Projekt etwa zu 20 Prozent von der EU und zu 80 Prozent von Ungarns Regierung finanziert werde. Der Projektablauf hat sich verzögert, so Vitézy auf Nachfrage, weil ein Ausschreibungsteilnehmer gegen die ihm erteilte Absage gerichtlich vorging und der Rechtsstreit Zeit kostete.
In Zukunft Radfahrer-und Fußgängerfreundlicher
Durch die Erneuerung soll der Széll Kálmán tér laut BKK ein „völlig neues Gesicht“ erhalten, den heutigen Verkehrsanforderungen dadurch besser nachkommen können und „die Rolle der hiesigen Radfahrer und Fußgänger stärken“. Hierzu sollen unter anderem barrierefreie Zugänge geschaffen werden, die etwa auch Rollstuhlfahrern das Zusteigen zum öffentlichen Verkehr ermöglichen. Dazu gehört auch das Installieren einer Rolltreppe hoch zu den Bushaltestellen in der Várfok utca. Weiterhin sollen die Endstationen der Buslinien fußgängerfreundlicher werden, wofür die Größe des Autobus-Parkplatzes reduziert und der Verkehrsknotenpunkt am nordwestlichen Ende des Platzes (an der Szilágyi Erzsébet fasor gelegen) umgebaut werden sollen. Für die Radfahrer soll der Széll Kálmán tér künftig aus allen Richtungen bequem und sicher zugänglich sowie durchfahrbar werden – jedoch finden sich in den bisherigen Plänen (ein Video mit dem Titel „Széll Kálmán tér 3D“ finden sie auf YouTube) keine Fahrradwege oder ähnliche Markierungen.
Die bisherigen Verkaufsbuden sollen gänzlich vom Platz verschwinden, stattdessen sollen die festen Bauten „architektonisch vereinheitlicht“ werden, wie es beim BKK heißt, gleichzeitig soll der Anteil an Grünfläche zunehmen. Man will die Möglichkeit zum Bau einer neuen Zahnradbahn-Endhalteselle „Széll Kálmán tér“ schaffen und das Gebäude der Metrostation rundum renovieren, wobei dessen Fundament in seiner jetzigen Form erhalten bleiben soll. Die Straßenbahnhaltestellen sollen – zur Freude der Fahrgäste – endlich überdachte Wartestationen erhalten, zudem soll für eben jene BKK- und BKV-Kunden ein neues BKK-Kundenzentrum hier errichtet werden.
Verkehrschaos befürchtet
Als ersten Schritt des umfassenden Projekts werden noch dieses Jahr Teile des Platzes zerlegt beziehungsweise abgebaut, die den dortigen Verkehr beeinträchtigenden Bauarbeiten sollen jedoch erst im Februar des kommenden Jahres beginnen und exakt ein Jahr später, also im Februar 2016, komplett fertig gestellt sein. Vor einem entsprechenden Verkehrschaos warnte bereits jetzt das InfoRádió in einem Bericht am Montag: Wie der BKK-Vorstand gegenüber dem Sender bestätigte, wird zum Jahresbeginn 2015 der Verkehr aus der Richtung Szilágyi Erzsébet fasor beziehungsweise Déli pályaudvar auf eine Fahrbahn beschränkt. Im Falle der von letzterem und von Hűvösvölgy kommenden Straßenbahnlinien werden diese während der Bauarbeiten an den Enden des Platzes halten. Die auf der Großen Ringstraße (Nagy körút) verkehrenden Straßenbahnlinien 4 und 6 werden nächsten Frühling für ganze drei Monate nicht am Széll Kálmán tér halten, genauso (vor allem im kommenden Sommer) die Züge der Metrolinie 2 an Werktagen abends und am Wochenende. „Wir bemühen uns aber, den Verkehr am Platz durchgehend aufrechtzuerhalten“, so der BKK-Vorsitzende gegenüber InfoRádió.