Die Polizei im Komitat Barany ist besorgt um ihre Bürger, das ist ihre Aufgabe. Besonders besorgt ist sie um die Sicherheit junger Frauen. Deswegen veröffentlichte die Polizei in Baranya nun drei Lehrvideos, die präventiv gegen sexuelle Gewalt wirken sollen. Kernaussage aller drei Videos ist, als junge Frau ist man immer auch mal mehr, mal weniger selbst schuld, wenn man Opfer sexueller Gewalt wird.
Doch was ist in den Videos zu sehen? Drei junge Mädchen werden über einen Abend hinweg begleitet, wie sie sich für die Party zurecht machen, erste Drinks werden getrunken. Auch in der Disko geht es rund, in knappen Outfits tanzen sie mit Jungs, die Shortdrinks fließen. Ein Mädchen mit verschmiertem Make up und zerrissener Kleidung erscheint zum Ende eines jeden Spots. Der dritte Spot schließlich endet mit der unmissverständlichen Szene, dass das Mädchen, welches stark alkoholisiert und den ganzen Abend flirtend sich allein auf den Weg nach Hause macht, von dem Täter im Kapuzenpullover überfallen wird. All das überschrieben mit dem Slogan „Du kannst etwas dafür, du kannst etwas dagegen tun“. Als junge Frau fällt es schwer, beim Anblick dieses Videos nicht in Wut zu geraten. Das Abschieben einer „Teilschuld“ auf das Opfer ist falsch, sowohl theoretisch als auch moralisch. Denn was die Polizei des Komitats Baranya bei diesem Video geflissentlich außer Acht lässt, ist die Tatsache, dass der überwältigende Teil von Sexualverbrechen im Familien-oder Freundeskreis geschieht. Ebenfalls falsch – und die Absolutheit dieser Aussage ist gewollt – ist, die Schuld des Täters durch eine Mitschuld des Opfers zu relativieren. Ein Rollkragenpullover schützt nicht vor sexueller Gewalt und ein Minirock ist keine Einladung. Vielleicht sollte die Polizei des Komitats Baranya solche „gut gemeinten“ Lehrvideos in Zukunft lieber sein lassen, denn damit schadet sie mehr, als das sie hilft.