Im Vergleich zu anderen Kunstformen hat das Theater während der letzten 25 Jahre am wenigsten an Popularität eingebüßt. Nach wie vor werden jährlich zwischen 5 und 5.5 Millionen Theatertickets in Ungarn verkauft – kein Wunder, können die Ungarn doch auf eine reiche Theaterlandschaft und viele großartige Regisseure zurückgreifen. Umso frustrierender ist daher die Sprachbarriere, die es Expats oft nicht ermöglicht, daran teilzuhaben. Doch für alle englischsprachigen Theaterbegeisterten brechen nun gute Tage an.
Zwischen dem 28. November und dem 8. Dezember findet in der ungarischen Hauptstadt bereits zum zwölften Mal in Folge das Budapester Festival für Zeitgenössische Dramatik (Kortárs Drámafesztivál Budapest) statt. Das diesjährige Festival steht unter dem Motto „Vielfalt genießen“. Es werden viele internationale Inszenierungen vertreten sein, doch der Fokus liegt auf der heutigen ungarischen Theaterszene. So haben Besucher die Chance, die neuesten und spannendsten ungarischen Schauspielinszenierungen der aktuellen und der vergangenen Spielzeit zu besuchen. Dank englischer Obertitel oder simultaner Übersetzung ein Genuss, der auch allen offen steht, die nicht der ungarischen Sprache mächtig sind.
Dabei werden sowohl junge Regisseure wie beispielsweise Tamás Ördög, Ferenc Sinkó oder Attila Soós ihre Werke präsentieren, als auch erfahrenere Theatermacher, die sich bereits einen Namen erarbeitet haben, so Péter Kárpáti oder Pál Göttinger. Auch Berühmtheiten der ungarischen Szene, von denen der eine oder andere auch Nicht-Ungarn ein Begriff sein dürfte, geben sich die Ehre: Dazu zählen Béla Pintér und sein Ensemble.
Deutsches Gastspiel
Dabei scheinen die Inszenierungen des diesjährigen Festivals besonders politisch geladen. Theatermacher in Ungarn verarbeiten mehr als je zuvor aktuelle Bezüge zur sozialen und politischen Situation in ihrem Heimatland auf der Bühne. So scheint die Anspannung und Unzufriedenheit, die dieser Tage auf den Straßen Budapests geradezu greifbar ist, auch in der einen oder anderen Form in beinahe jedem der im Programmheft verzeichneten Stücke mitzuschwingen.
Ein besonderes Highlight für die deutschprachige Gemeinschaft dürfte das Gastspiel des Theater Regensburg mit ihrer Inszenierung des Stückes „Die Vaterlosen“ des ungarischen Theaterautors Csaba Mikó sein. Das Stück zeichnet in sieben Bildern das Porträt einer ungarischen Familie nach der Wende und zeigt Entwicklungen und Probleme auf, die sich seit dem Systemwechsel in Ungarn ergeben haben.
Weitere Informationen und Tickets finden Sie unter www.dramafestival.hu