
Die ausgezeichneten deutschen Politiker(v.l.): Klaus Brähmig, Cornelia Pieper, Michael Glos, Johannes Singhammer, Erika Steinbach, Karl Holmeier, Jens Ackermann. (Foto: Károly Árvai)
„Im Zeichen der deutsch-ungarischen Freundschaft müssen wir uns wünschen, dass es endlich eine Einheit und einen europäischen Willen gibt, damit es auch einen Weg geben kann, dem Europa folgend seinen gebührenden Platz in der neuen Weltordnung einnehmen kann“, sagte Premier Viktor Orbán bei der Auszeichnung deutscher konservativer Politiker mit dem Ungarischen Verdienstorden am vergangenen Dienstag im Parlament.
Dabei erhielten Johannes Singhammer (CSU), Vize-Bundestagspräsident, ex-Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU), Erika Steinbach, Menschenrechtssprecherin der CDU/CSU-Fraktion und Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, sowie die ehemalige Staatsministerin im Auswärtigen Amt Cornelia Pieper (FDP) das Mittlere Kreuz des Ungarischen Verdienstordens. Mit dem Offizierskreuz des Ungarischen Verdienstordens wurden Karl Holmeier (CSU), Klaus Brähmig (CDU), seines Zeichens Präsident des Bundesausschusses für deutsche Minderheiten und Vertriebene sowie Jens Ackermann (FDP), ex-Präsident des deutsch-ungarischen Freundschaftsrates im Bundestag geehrt.
„Förderung eines objektiven Ungarnbildes“
Während der Übergabe der Verdienstorden im Munkácsy-Saal des Parlaments wurden jeweils kurz die Lebensläufe der Geehrten vorgetragen und ihre wichtigsten Lebensstationen unterstrichen. Besonders betont wurden dabei jeweils Unternehmungen, die dazu beigetragen hätten, „die deutsch-ungarischen Beziehungen zu vertiefen“, „ein objektives Ungarnbild im Ausland zu fördern“ oder „Ungarn aufgrund von Tatsachen zu bewerten“, so beispielsweise die Förderung der Andrássy Universität von Kornelia Pieper, die Anstrengungen von Michael Glos, bayerische Investitionen in Ungarn zu fördern oder der Einsatz Klaus Brähmigs für Ausgesiedelte und deutsche Minderheiten.

Ministerpräsident Viktor Orbán bei der Übergabe des Verdienstordens an Cornelia Pieper. (MTI Fot: Zoltán Máthé)
Erst vergangenen Freitag wurden auch in Deutschland Auszeichnungen vom ungarischen Staat vergeben. Das Mittlere Kreuz des Ungarischen Verdienstordens erhielt der Innenminister Baden-Württembergs, Reinhold Gall. Überreicht wurde es ihm vom ungarischen Botschafter in Berlin, József Czukor, im Stuttgarter Innenministerium aufgrund seiner Anstrengungen, die guten Beziehungen zwischen dem deutschen Bundesland und Ungarn zu pflegen. Frank Klein, erster Direktor der vom Stuttgarter Daimler-Unternehmen in Kecskemét betriebenen Fabrik, wurde in Anerkennung seiner Arbeit mit dem Offizierskreuz des Ungarischen Verdienstordens ausgezeichnet, welcher ihm ebenfalls von Botschafter Czukor übergeben wurde.
Rückblick: Verdienstorden abgelehnt
Nicht jeder empfand die Auszeichnung von ungarischer Seite in der Vergangenheit jedoch als ehrend. Der Bürgermeister der Stadt Gerlingen, Georg Brenner, lehnte die Entgegennahme des Verdienstordens im April 2013 ab. Die Stadt ist Ausrichtungsort des Bundesschwabenballs, den jährlich viele Ungarndeutsche besuchen. Brenner sagte damals jedoch der Stuttgarter Zeitung gegenüber, er könne keine Auszeichnung von einem Land annehmen, das seiner Ansicht nach demokratischen Institutionen nach und nach die Rechte entziehe. Die Entwicklung, die Ungarns Politik in den – damaligen – vergangenen Wochen genommen habe, könne er nicht mittragen.
Orbán: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“
Als Ehre empfand es dafür Premier Viktor Orbán am vergangenen Dienstag, ganze sieben Politiker aus Deutschland auszeichnen zu können. „Gegner machen uns groß, Freunde stark“, sagte er in seiner Rede im Anschluss an die Übergabezeremonie. „Und diese Deutschen sind Ungarn immer wahre, selbstlose Freunde gewesen.“ Orbán zitierte Bundeskanzlerin Angela Merkel: Nun, zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, zum 75. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges und zum 25-jährigen Mauerfall-Jubiläum sei Europa den großen aktuellen Herausforderungen Antworten schuldig. Es gäbe jedoch ein Sprichwort in Deutschland: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. „Diese selbstsichere und doch realistische Einstellung bedeutet in Bezug auf die heutige europäische Situation, dass dort ein Weg ist, wo ein Wille ist. Deshalb und im Sinne der ungarisch-deutschen Freundschaft wünschen wir uns, es möge endlich Einheit und einen europäischen Willen geben, damit es einen Weg gibt, über den Europa einen für ihn würdigen Platz in der Weltordnung einnehmen kann.“
Die einen halten Orbán für einen Diktator, die anderen lassen sich Orden überreichen. Europa ist gespalten. Die Wahrheit liegt auf des Messers Schneide. Da macht es keinen Sinn, den Anderen zu verteufeln. Das gilt für beide Seiten.
welch‘ traurige parade…