Fremdwährungskredite endlich seinem Ende entgegen. Der gemeine Ungar wurde einst von Ferenc auf einen Fröccs in eine Billigkneipe eingeladen. Das Trinkgelage zog sich in die Länge, weshalb der benebelte Bürger gar nicht recht bemerkte, dass sein neuer Trinkkumpan Viktor heißt und das Lokal nach einem Tapetenwechsel nur noch den feinsten Tokajer ausschenkt. Als der Ungar meinte, es sei genug, klopfte Viktor ihm auf die Schulter und sagte: Nun bezahle aber auch, was Du konsumiert hast. Sagte es und ließ den Bürger nach ein paar aufmunternden Worten allein mit seinen Schulden zurück.
Ein Gutteil der Gesellschaft ist heute davon überzeugt, die Kreditnehmer hätten sich weiter gestreckt, als die Decke reichte, und ihr Schicksal, das sie sich selbst einbrockten, absolut verdient. Dabei geht es schon lange nicht mehr um die Frage, ob man einen aufgenommenen Kredit mit Zinseszins zurückzuzahlen hat. Was für den Kleinbürger selbstverständlich klingt, ist es für die Politiker nicht: Denn Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány trieb das Land erst in den Ruin und nahm dann einen Riesenkredit von IWF und EU auf, weil sich der Bankrott nur damit noch abwenden ließ.
Zurückgezahlt haben die Ungarn den Kredit unter Ministerpräsident Viktor Orbán. Woher das Geld für die Tilgung genommen wurde, ist nicht publik, das private Rentenvermögen von zehn Milliarden Euro ist jedenfalls weg. Die gemeinen Bürger haben aber keine solchen Reserven in der Hinterhand, um ihre Kredite loszuwerden. Auch fehlen ihnen Machtinstrumente, wie sie ein János Lázár anwendete, der sein Hódmezővásárhely als Bürgermeister schwer in Devisen verschuldete, bevor er die Gläubigerbank – bereits als Staatssekretär der Orbán-Regierung – auf die derbe Art zu einem Deal zum Vorteil der Stadt nötigte.
„Wenn wir den in die Kreditfalle gelockten Menschen helfen wollen, dann würde ein Rücktausch zum aktuellen Wechselkurs die Devisenkreditnehmer in einem Maße in eine ausweglose Lage bringen, das unsere bisherige Hilfe sinnlos macht.“
Fidesz-Vizeparteivorsitzender Lajos Kósa hat am 24. Oktober im Nachrichtenfernsehen Hír TV tatsächlich einmal die Wahrheit zur Devisenkreditproblematik gesagt.
So muss der einfache Bürger seinem Devisenkredit zwangsläufig weiter die Treue halten und darf sich über verschiedene Anomalien nur wundern. So etwa darüber, dass er zum Beispiel einen Autokredit auf Devisenbasis jahrelang korrekt tilgt und nach fünf Jahren auf die Anfrage bei der Bank, das Auto endgültig abzahlen zu wollen, eine Abrechnung erhält, deren Restschuld für mehr als einen Neuwagen reichen würde. (Die Autokredite blieben von der Einigung des Ministeriums mit den Banken am Sonntag übrigens ausgeschlossen.)
Der Fidesz hat bewusst das Ende des Superwahljahres abgewartet, bevor er den Hunderttausenden Familien in der Schuldenfalle den Offenbarungseid leistete: Der Staat rettet euch nicht! Den Banken knüpft die Politik sehr wohl die „Extraprofite“ der vergangenen Jahre ab, die sie den Schuldnern als Brosamen hinwirft. Der durch die permanente Forintschwäche ausgelöste Verlust aber wird den Kreditnehmern allein aufgehalst. Bei einem Kredit von 10 Millionen Forint macht das – dank der unorthodoxen Wirtschaftspolitik der Orbán-Regierung – drei Millionen aus, woraus bis zum Ende der Laufzeit locker sechs Millionen werden.
Die Notenbank aber macht auch mit dem jetzigen Mega-Deal zur Konvertierung der Fremdwährungskredite wieder Gewinne in einer Größenordnung von Hunderten Milliarden. Ihr Präsident György Matolcsy hat unlängst schon einmal über 200 Milliarden für eigene Ideen des Hauses abgezweigt. Jetzt hat ihn Wirtschaftsminister Mihály Varga sicherheitshalber höflich gebeten, mit den zusätzlichen Einnahmen wenigstens die Staatsschulden zu senken. Immerhin etwas fürs Gemeinwohl!