Vergangene Woche Dienstag hielt die ungarische Tochter der deutschen Drogeriekette im Gebäude der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ihre Jahrespressekonferenz zum Abschluss des Geschäftsjahres 2013 ab.
Wolfgang Strasser, Geschäftsführender Direktor der dm Kft., hob zu Beginn hervor, dass die Konzerngruppe im europäischen Umfeld wichtige Marken erreicht beziehungsweise übertreten habe: Über 50.000 Mitarbeiter, 3.064 Filialen europaweit und 8,3 Mrd. Euro Umsatz (davon 6,4 Mrd. in Deutschland) stünden zu Buche. „Die neuen dm-Länder entwickeln sich gut, besonders Rumänien, Serbien, Bulgarien und Mazedonien haben sich im lokalen Wettbewerb gut geschlagen“, bescheinigte er, um anzufügen: „Hingegen kamen uns aus wirtschaftlichen beziehungsweise politischen Gründen Länder wie die Türkei und die Ukraine abhanden, denn wir gehen nur in Staaten mit realistischer EU-Perspektive.“ Die Strategie laute daher, die vorhandenen Positionen zu stärken und die Marktführung auszubauen.
Die gute Entwicklung in Deutschland und Österreich hänge auch mit der Pleite des großen Konkurrenten Schlecker zusammen, viele seiner ehemaligen Kunden fanden bei dm eine neue Heimat. dm Ungarn sorgte seinerseits für 225 Mio. Euro Jahresumsatz (ein Plus von 4,43%), was laut Strasser wieder Vorkrisenniveau bedeute. „Wir spüren wieder Wind in den Segeln und müssen diese entsprechend stellen“, so der Direktor. Entgegen dem Wachstum in Deutschland (144 neue Filialen) habe man 2013 in Ungarn die Anzahl an Geschäften reduzieren müssen, da die krisenhaften Erscheinungen eine höhere Konzentration auf einzelne Standorte erforderten. Hierzu gehört etwa, dass man die Ladenflächen von etwa 300 qm im Schnitt auf 340-600 qm vergrößerte. „Wir mussten während der Krise Läden in kleineren ungarischen Städten schließen, werden im nächsten Jahr aber wieder neue eröffnen“, kündigte der Manager an. Aufgrund der Schließungen mussten auch Mitarbeiter entlassen werden, wobei aber keine sozialen Härtefälle entstanden sein sollen. Laut Strasser soll im nächsten Jahr in Ungarn auch die Mitarbeiterzahl wieder wachsen.
Starke Eigenmarken
Mariann Józsa, Geschäftsführerin, Vertriebs- und Marketingleiterin bei der dm Kft., stellte aktuelle Marktforschungsergebnisse, etwa aus dem Hause Nielsen, vor, laut denen dm unter den Diskontern in Ungarn einen Marktanteil von 14% inne hat, unter den Drogerien gar 45%. „10% unserer Kunden sind Männer“, teilte Józsa mit, was sie mit dem Rollenverständnis der heutigen Gesellschaft erklärte. Eine Neuigkeit bei dm ist das eigene Karriereportal für Online-Bewerbungen, um deren große Zahl abarbeiten zu können. „Wir erhalten jährlich 10.000 Bewerbungen, vergangenes Jahr hatten wir 250 Positionen ausgeschrieben“, informierte die Managerin. Zudem setze man auf interne Coachings, ein internes Mentoring-Programm und auch Verbraucherschutz-Referenten. „In unseren Märkten bieten wir bereits 21 eigene Marken mit 2.500 Produkten an“, so Józsa, jeder dritte verkaufte Artikel sei von einer dm-Marke.
Über die fachlichen Auszeichnungen des Unternehmens referierte Roland Kanyó, Marketing- und PR-Manager der dm Kft. Unter anderem schaffte es die Drogeriekette, mit ihrer eigenen Marke Alverde unter die „Superbrands 2014“ gewählt zu werden, daneben wurde letztere auch als umweltfreundliche „Green Brand“ geehrt. „Bei unserer Stammkundenkarte können wir bereits 1,3 Mio. registrierte Nutzer verzeichnen“, verkündete Kanyó, mit diversen Rabattprogrammen wolle man die Stammkunden und alle weiteren bewussten Käufer belohnen. Hernach stellte er einige CSR-Aktivitäten des Unternehmens vor, zu denen unter anderem Hochwasserspenden und jährliche Dotationen in Form von Artikeln gehören.
Regionalen Herstellern über Ländergrenzen helfen
Strasser berichtete auf Nachfrage davon, dass sich im vergangenen Jahr alle zwölf dm-Länderchefs trafen, um über zukünftige Prozesse in dem Konzern zu beraten. „Es gibt viele regionale Zulieferer, die alleine über ihre Ländergrenzen nicht hinaus kommen, dm kann dabei helfen“, verriet der Österreicher. Für die neuen Markteröffnungen stehe man bereits in Verhandlungen in Sachen Immobilien und habe bereits 7-8 Mio. Euro in die Entwicklung von Flächen investiert, Konkreteres dürfe er aber noch nicht sagen. Der Plaza-Stopp in Ungarn bedeute hierbei eine Behinderung, man müsse sich daher Alternativen überlegen, denn andere dm-Länder verzeichneten das größte Wachstum in Einkaufszentren. „Ich hoffe, dass die Politik zu Vernunft kommt“, so Strasser. Der Standort Ungarn sei besonders wichtig, da sämtliche Eigenmarken von Törökbálint aus auch in die anderen dm-Länder transportiert werden.
Gegenüber der Budapester Zeitung erklärte der dm-Direktor, dass die ungarische Tochter seit 2008 zwar nominal weniger Umsatz gemacht, aber aufgrund der schwächeren Mitbewerber Marktanteile hinzu gewonnen hatte. „Da wir keine lebenswichtigen Artikel verkaufen, ist unser Konzept konjunkturabhängig“, so der Manager. „Die Eröffnung der neuen Geschäfte stellt ein moderates Risiko dar“, so Strasser auf unsere Nachfrage, „denn wir werden vorab über verschiedene Tools, etwa anhand der Stammkundenkartendaten, die Regionen mit entsprechendem Potenzial identifizieren.“ Zu den Regionen verriet er uns nur so viel: dm sei mit 70 Filialen traditionell stark in Budapest, in kaufkraftschwachen Gebieten wie etwa Ózd oder Salgótarján habe man aber noch Aufholbedarf.