Zum nun bereits elften Mal startet am kommenden Dienstag das International Human Rights Documentary Festival Verzio in Budapest. Im Gegensatz zu anderen Dokumentarfilmfestivals wie der Budoku oder dem BIDF (Budapest International Documentary Festival) konzentriert sich das Verzio, wie der Name bereits verrät, auf Dokumentationen, die sich mit dem Thema Menschenrechte beschäftigen. Insgesamt 58 Filme aus 29 Ländern werden zwischen dem 11. und 16. November gezeigt. Wie jedes Jahr prämiert die Jury der Verzio Filmstiftung den besten Dokumentarfilm mit einem Preisgeld von 100.000 Forint.
Eine besondere Auszeichnung ist es, wenn der eigene Dokumentarfilm ein ganzes Festival eröffnet. Daher zögerte Regisseurin und Produzentin Madeleine Sacklers nicht, die Einladung des Verzio-Festivals anzunehmen. Die Ehre liegt allerdings auch auf Seiten des Budapester Festivals, denn die in New York wohnhafte Dokumentarfilmerin erfreut sich trotz ihres jungen Alters schon einiger internationaler Anerkennung. Bereits 2010 erntete ihre kontroverse Dokumentation über das US-amerikanische Schulsystem, „The Lottery“, Anerkennung. Zur Eröffnung des Verzio Dokumentarfilmfestivals wird nun Sacklers neuer Dokumentarfilm über das Belarus Free Theatre gezeigt. Der Theater-Dokumentarfilm mit dem Titel „Dangerous Acts Starring the Unstable Elements of Belarus“ begleitet die Arbeit des Theater-Ensembles von seiner Zeit in Weißrussland, in der Proben und Aufführungen aus Sorge vor staatlicher Verfolgung nur im Geheimen stattfinden konnten, bis ins Exil nach New York und London, wo sie ihre Theaterarbeit seit 2010 fortsetzen.
Im Anschluss an die Vorführung steht die Regisseurin für Fragen zur Verfügung. Während „Dangerous Acts Starring the Unstable Elements of Belarus“ außer Konkurrenz läuft, gibt es natürlich noch weitere Filme während der sechs Festivaltage zu sehen, die dem kritischen Urteil des Publikums, der Studenten-Jury und der professionellen Festival-Jury standhalten müssen. Zu den Highlights des Dokumentarfilmfestivals gehört der neue Film der iranisch-stämmigen Brüder Arash und Arman T. Riahi: „Everyday Rebellion“ zeigt, was ziviler Ungehorsam weltweit gemeinsam hat – ob nun „Occupy“, die „Indignados” in Spanien, der Arabische Frühling oder die Proteste auf dem Euro-Maidan. Auch wenn die Gründe von Land zu Land sehr unterschiedlich sein mögen, die kreativen, gewaltfreien Taktiken sind einander sehr ähnlich und inspirieren sich gegenseitig. Ein Phänomen, das auch in Budapest bei den Protesten zur Internetsteuer beobachtet werden konnte: Die visuell beeindruckende Geste der erhobenen Smartphones wurde bereits in der Ukraine genutzt.

Bausteine der Wirklichkeit: Das Plakat des diesjährigen Verzio gibt Hinweise auf das, was die Besucher erwartet.
Wer sich für das Thema Grenzöffnung ´89 interessiert, dem sei der Film „1989“ empfohlen – eine Kooperation der Länder Deutschland, Ungarn, Norwegen und Dänemark. Ein guter Tipp, für alle, die ein weniger gemütsdrückendes Thema bevorzugen, sind die beiden ungarischen Dokumentarfilme „Parador Húngaro“ und „Dr. Lala“. Ersterer zeigt die zufällige Freundschaft zwischen einem ´56 geflohenen ungarischen Emigranten und einem in Amerika geborenen, selbsternannten Ungarn, die sich in Bogotá, Kolumbien treffen. „Dr. Lala“ wiederum erzählt die Geschichte des Clown-Doktors László Balogh der bereits seit zwölf Jahren kranken Menschen ein Lachen schenkt.
Lehrreiches Rahmenprogramm für Dokumentarfilmbegeisterte
Neben den Filmvorstellungen wird es, wie auch in den vergangenen Jahren, im Rahmenprogramm weitere Höhepunkte für Dokumentarinteressierte geben. So auch das Verzio DocLab: Hier können junge Filmschaffende und passionierte Laien lernen, was es alles braucht, um einen Dokumentarfilm zu drehen und international zu vermarkten. Von den Vorbereitungen und der Finanzierung bis hin zur Einsendung auf internationale Festivals – die beiden erfahrenen Dokumentarfilmmacher Stefano Tealdi und Leena Pasanen (Festivaldirektor für die international bekannte DOKLeipzig 2015) berichten, worauf es ankommt.

„Everyday rebellion“ zeigt die Kraft, Persistenz und die Kreativität friedlicher Proteste und neuer Formen zivilen Ungehorsams in der ganzen Welt.
Auch DunaDOCK beteiligt sich in diesem Jahr wieder mit ihren „MasterClasses“ am Filmfestival. Die Dokumentarfilmgruppe erhielt vor einigen Wochen mediale Aufmerksamkeit, als sie ihre Mitarbeit beim Miskolcer Cinefest Filmfestival absagte – mit der Begründung, von der Festivalleitung unter Druck gesetzt worden zu sein, Filme, die die Roma-Minderheit thematisieren, aus dem Programm zu nehmen, da sie so kurz vor den Wahlen zu politisch brisant gewesen wären. Nachweise über die angebliche Beeinflussung bleibt die Dokumentarfilmgruppe allerdings bis heute schuldig.
Festival-Tickets können sowohl im Toldi Kino am Bajcsy-Zsilinszky út 36–38 als auch im Művész am Teréz körút 30 erworben werden. Wer sich noch vor dem 10. November für den Kauf eines Wochentickets entscheidet, zahlt nur 4.500 Forint (ab dem ersten Festivaltag kostet ein Wochenticket 5.000 Forint). Aber auch Tickets für einzelne Filmvorstellungen können für 900 Forint erworben werden.
Weitere Informationen, das Filmprogramm und alle Veranstaltungsorte des Festivals finden Sie unter www.verzio.org