
Bar-Besitzer Péter Szűcs mixt hinter der Bar den Lieblingscocktail seiner Gäste „Chupito“. (BZ-Fotos: Nóra Halász)
Wer das “Kis Á” betritt, fühlt sich gleichsam in die geistige Atmosphäre der Wendezeit zurückversetzt. Mit zahlreichen Veranstaltungen, einem stilistischen Mix in Sachen Interieur und einfachen, aber köstlichen Speisen besticht das „Kleine Á” und bereichert das Nachtleben von Budapest mit seinem alternativen Flair.
Wohlfühlen kann sich jeder Gast im “Kis Á” auf Anhieb. Die Mischung von verschiedenen Stilelementen macht das möglich. Stühle, Tische und Sessel erinnern an die Einrichtung der eigenen Oma. Die restliche Dekoration ist ein künstlerisches Sammelsurium, das die alternative Idee der Bar widerspiegelt. Die Glühbirnen in unterschiedlichsten Farben lassen das Lokal in einem angenehmen Licht erstrahlen. Auf drei Etagen werden unterschiedliche Bedürfnisse erfüllt. Auf den ersten beiden Ebenen kann nach Herzenlust getrunken, gegessen, geplaudert und nicht zuletzt philosophiert werden. Oben können Besucher alle zwei Wochen eine neue Ausstellung von aus Europaletten gefertigten Möbeln anschauen.
Feiern können Partywütige im Keller. Auch hier zieht sich der Stilmix durch. Bunte Lichtelemente und Videokassetten an der Wand lassen die 90er Jahre wieder aufleben. Gewöhnlich ist hier wirklich nichts – auch nicht die Geschichte dieses Ortes.
Underground
Die Bar ist relativ neu im Budapester Nachtleben: Am 25. August öffnete das “Kis Á” seine Pforten. Trotzdem treibt das berüchtigte “Á” schon länger sein Unwesen in Budapest. Im Dezember 1989 wurde das “Tilos az Á” auf dem Mikszáth Kálmán tér eröffnet. Fünf Jahre lang war die Bar der bekannteste Ort der Underground-Szene in Ungarn. Alternative Bands, denen es nicht erlaubt war zu spielen, bekamen im “Tilos az Á” eine Plattform, genauso wie Künstler, Literaten und liberale Politiker. Sie alle verband der alternative Gedanke. Der Club wurde von den ungarischen Behörden geschlossen, weil sich die Anwohner beschwerten. Péter Szűcs war damals 17 Jahre alt und hat im “Tilos az Á” viele Nächte verbracht. „Es hat mir dort sehr gefallen“, sagt er.
An einem Tag im Jahr 2003 traf Szűcs sich mit einem Freund auf dem Mikszáth Kálmán tér auf ein Bier und sprach dort mit dem Besitzer des Zappa Cafés. Schließlich entschloss Szűcs sich, dass Zappa Café zu übernehmen. „Ich hatte bis dahin keine Ahnung von Gastronomie und den Umgang mit Gästen“, berichtet er. Er lernte es, und 2009 wollte er mehr: „Ich wollte die Idee des einstigen ‘Tilos az Á’ fortführen und alternativen Bands eine Möglichkeit zum Spielen geben.“ Im Keller wurde schließlich das “Szabad az Á” geboren. Bis 2010 gab es dort unzählige Konzerte von Musikern aus aller Welt. 2010 hatte Besitzer Péter Szűcs genug von der Gastronomie und verkaufte das Café Zappa. Doch die Idee des einstigen Tilos hat er weiter im Herzen getragen und nahm das Konzept des “Szabad az Á” mit. Ein richtiges Lokal dafür fand er nicht. Bis er genug von Ungarn hatte und vor einem Jahr nach Berlin auswanderte. Schnell fand er dort die richtigen Räumlichkeiten für das “Szabad” und hatte schon alles für die Eröffnung organisiert. Doch musste er aus familiären Gründen nach Ungarn zurückkehren. Der Traum von einem Berliner “Szabad” platzte.
Eine Nummer kleiner
Irgendwann bekam er einen Anruf vom Eigentümer eines Lokals in der Irányi utca. Er schaute es sich an. „Es hatte insgesamt eine kalte Ausstrahlung, deshalb wollte ich es eigentlich gar nicht haben. Aber ich stellte dann eine Bedingung“, erzählt Szücs. Er wollte alles nach eigenem Gusto ändern. Der Eigentümer stimmte zu. Innerhalb von einem Monat gestaltete er das Kis Á nach seinem Geschmack um. Die komplette ehemalige Szabad az Á-Gemeinschaft half ihm dabei, und jeder konnte eigene Ideen mit einbringen. Neuer Laden, neuer Name, aber gleiche Idee: Da schon zuvor alle das “Szabad az Á” einfach nur “Á” nannten, wurde es kurzer Hand in das “Kleine Á” umbenannt. „Außerdem ist es hier viel kleiner.“ Obwohl der Laden nur eine „Notlösung“ war, bis Besitzer Péter Szücs geeignete Räumlichkeiten für das “Szabad az Á” findet, hat er sich inzwischen in das “Kleine Á” verliebt. „Ich würde jetzt beide Bars weiterführen“, gesteht er. Wie einst im legendären “Tilos az Á” findet auch heute das alternative Leben hier seinen Platz. Lesungen, Theaterstücke und Konzerte machen das Kis Á zu viel mehr als einem Restaurant oder Club.
Essen und Getränke
Die Getränke-Karte des “Kis Á” lässt keine Wünsche offen, für jeden Geschmack lässt sich das Richtige finden. Die Lieblingsgetränke der Gäste sind Mohn-Pálinka und der Cocktail Chupito (2 cl Captain Morgan, Limette, 2 cl Ginger). Beide Getränke sind geschmacklich interessant und einen Versuch wert. Die Speisekarte ist weniger üppig gestaltet. Frühstück, verschiedene Quiches, Salate, ein Hamburger und Desserts können verspeist werden. Das Panini mit Schinken und Mozarella würden die Gäste besonders gerne essen, verrät der Besitzer. Doch Hauptattraktion sind die Tapas, die es in verschiedenen Kreationen gibt. Die einfachen Gerichte sind mit Liebe und Können zubereitet – nicht abgehoben sondern schmackhaft, genau wie das Kis Á selbst. Vegetarier kommen ebenso auf ihre Kosten wie Fleischesser.
Restaurant, Bar, Nachtlokal – all das und noch viel mehr ist das Kis Á. Der philosophische Geist des Ungarns der Wendezeit lebt im Kleinen A weiter.
Kis Á
Irányi utca 25, Budapest
Tel.: +36 30 525 1161
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag 9:00 Uhr bis 05:00 Uhr
szabadaza@gmail.com
www.facebook.com/kisaklub
Preise
Cocktails:…………………………………. 500-1.600 Ft
Frühstücksspeisen:………………………. 200-500 Ft
Hauptspeisen:…………………………… 350-1.500 Ft
Desserts:……………………………………. 350-500 Ft