Selten wird ein Auto dermaßen mit seinem Äußeren verkauft, wie der CLA aus Kecskemét. Das stromlinienförmige Design ist ein Volltreffer und verzückt die Leute dermaßen, dass sie glattweg vergessen, nach dem Preis zu fragen. Der Mercedes CLA ist mit seinen rahmenlosen Türfenstern und den spektakulär gezogenen Linien wohl als ein Nischenmodell konzipiert, das auffallen möchte.
Vermutlich wird es die wenigsten neu gewonnenen Mercedes-Fans sonderlich erregen, dass dieses Auto zugleich Weltmeister der Aerodynamik ist. Genauer gesagt hat den Weltrekord mit einem cw-Wert von 0,22 das Modell CLA 180 Blue Efficiency aufgestellt. Damit ist es offiziell das windschlüpfrigste Serienauto der Welt. Unser Testauto war ein CLA 180 mit dem 90 kW (122 PS) leistenden Basismotor und Grundausstattungspaket, der sicher nicht den geringsten Luftwiderstand erreichte.
Experten benennen als wichtige Faktoren zur Reduzierung des Luftwiderstands beispielsweise die vollständige Unterbodenverkleidung, ein tiefer gelegtes Fahrwerk, Reifen und Felgen. Da wird selbst noch die Form der Außenspiegelgehäuse strömungstechnisch angepasst. Die aerodynamische Optimierung der Karosserie ist zugleich ein Mittel, Spritverbrauch und Abgas-Emissionen eines Autos auch ohne energieaufwendig herzustellende Leichtbauwerkstoffe wie Karbon, Aluminium oder Magnesium zu verringern. Patentierte Mercedes-Technik sind zu diesem Zweck vor den Rädern angebrachte Kunststoffprofile mit Kerben. Diese lenken den Fahrtwind an den Reifen vorbei und verhindern auf diese Weise, dass sich die Luft verwirbelt. Die Ingenieure aus
Stuttgart rechnen vor, dass ein Autofahrer, wenn der cw-Wert seines Fahrzeugs statt sa-gen wir 0,30 nur 0,25 erreicht, je 100 Kilome-ter bis zu 0,7 Liter Kraftstoff einsparen kann. Der Einfluss der Aerodynamik auf den Sprit-verbrauch nimmt bei höheren Geschwindig-keiten in einem unglaublichen Maße zu: Bei Tempo 200 müsste das Auto bereits rund eine Tonne leichter sein, um den gleichen Sparef-fekt zu erzielen! Unser Modell lag im Verbrauch doch eher an sechs denn den vom Hersteller angege-benen fünf Litern auf 100 Kilometern. Aber wer einen CLA kauft, der tut das nicht zum Spritsparen: Die niedrigen Verbrauchswerte nehmen die Kunden sozusagen im Vorbeige-hen mit, während ihr Favorit in dieser Klasse der (mal vom Tuninggeschoss AMG abgesehen) am stärksten motorisierte CLA 250 mit einem Zweiliter-Turbomotor von 155 kW (211 PS) ist. Mercedes-Benz setzt in der neuen Strategie verstärkt auf die Kompaktklasse, innerhalb derer CLA und GLA als neue Kategorien selbst noch über der B-Klasse angesiedelt sind. Bei vergleichbaren Motoren und Aus-stattungspaketen kostet der CLA daher rund eine Million Forint mehr als die B-Klasse. Von dem höheren Erlös profitieren nicht nur die 500 Mitarbeiter, die für die Fertigung des Exklusivmodells in Kecskemét zusätzlich ein-gestellt wurden, sondern zwei Dutzend unga-rische Zulieferer, bei denen mehrere hundert Millionen Euro Umsatzerlöse anfallen. Aber wie kam nun unser Testauto an? Die Plattform ist die gleiche wie bei der A-Klasse, mit 4,63 m zieht sich der CLA aber mächtig in die Länge.
In meinem Bekanntenkreis wurde die Vorderansicht des „Stretch-Coupés“ als „brutal“ eingestuft; es dauert seine Zeit, bis die Mitfahrer ihre Tür finden, um drinnen Platz zu nehmen. In den Sportsitzen sitzt es sich aus-gezeichnet und schon übermannt einen das typische Mercedes-Gefühl, sich abzukapseln von der Außenwelt. Die schwere Fahrertür hilft (absichtlich oder nicht) dabei, denn sie neigt dazu, von innen geöffnet wieder zuzuschlagen. Das Multifunktions-Lenkrad ist griffig, die Armaturen sind übersichtlich angeordnet, das freistehende Display wird hoffentlich bald wortwörtlich in der Versenkung verschwin-den. Tragischer das immer wieder stockende oder ganz einfrierende Navigationssystem – das war ein echter Schwachpunkt der Premium-Karosse. Gewöhnlich wird bei Coupés die Enge beklagt, die das Mitreisen in der zweiten Reihe weniger komfortabel erscheinen lässt. Als Gegenargument können die Hersteller mühelos anführen, dass im heutigen Alltag durchschnittlich nur 1-2 Personen in einem Pkw Platz nehmen.
Beim CLA werden hinten zwei einzelne Sitzplätze angeboten, in der Mitte findet sich ziemlich schmal gehalten eine Art Notsitz. Doch als wir zu fünft unterwegs waren, saß die Person in der Mitte noch am bequemsten, denn die beiden „Außenposten“ verrenkten ständig die Köpfe – das Handicap flach gezogener Dachlinien. Da könnte man sich beinahe besser im Kofferraum lang-machen, der mit einem Fassungsvermögen von 470 Litern überrascht, sich mit einer we-niger hoch angesetzten Ladekante aber einfa-cher bepacken ließe. Doch was man auch immer bemängeln will, ein Auto ist in erster Linie dazu da, gefahren zu werden. Und für den Fahrer ist dieser CLA ein Erlebnis. Zum Glück oder wie auch immer konnten wir in Serie mitgelieferte Sicher-heitstechniken wie die Müdigkeitserkennung oder den radargestützten Kollisionsschutz nicht aktivieren. Das Komfortfahrwerk schien uns in seiner Dämpfung nicht wirklich für un-garische Straßenverhältnisse ausgelegt, die Start-Stop-Technik funktionierte einwandfrei. (Ich erlebte es zum ersten Mal, als bei Rot ein Sprinter neben uns rollte, dass an einer Kreuzung im sonst so lärmenden Budapest zwei Fahrzeuge nebeneinander mit abgeschaltetem Motor auf Grün warteten.) Der CLA lag wie ein Brett auf der Straße, wozu kein Geringerer als Lewis Hamilton anmerkte, dieses Fahrwerk sei so ansprechend, dass er mitunter lediglich mit drei Fingern zu lenken brauche.
Der Importeur Mercedes-Benz Hungária Kft. bietet eine umfassende Vierjahresgarantie an, die bis zu einer Laufleistung von 120.000 km alle Wartungsarbeiten einschließt, ohne dass für den Kunden weitere Kosten anfallen. Ein besonderes Extra ist zudem das Fahrsicherheitstraining.