Ungarns Regierung möchte die im Land ansässigen deutschsprachigen Unternehmen stärken, indem sie diese zu mehr und neuen Investitionen motiviert und dabei unterstützt.
Vergangene Woche Donnerstag wurde hierzu eine strategische Kooperationsvereinbarung zwischen der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) und der Ungarischen Agentur für Außenwirtschaft und Investitionsförderung (früher HITA, seit September HIPA) geschlossen. Dabei gaben gleich zwei Vertreter auf ungarischer Seite ihr offizielles Debüt: Péter Szijjártó hielt seine erste offizielle Rede in seiner neuen Rolle als Minister für Außenwirtschaft und Auswärtiges und Péter Ésik, neuer HIPA-Präsident, unterschrieb seinen ersten großen Kooperationsvertrag.
„Beginn einer noch intensiveren Kooperation mit der Kammer“
Dale A. Martin, Vorstandsvorsitzender der Siemens Zrt., begrüßte in seiner Funktion als DUIHK-Präsident die Anwesenden, unter denen sich viele Vertreter großer deutschsprachiger Investoren und die neue deutsche Botschafterin, Lieselore Cyrus befanden, im Festsaal des Corinthia Hotel Budapest mit den Worten, dass die Vereinbarung mit der HIPA den Beginn einer noch intensiveren Kooperation mit der Kammer darstellen würde.
Dem schloss sich der erst seit etwas über einer Woche im Amt befindliche Minister an. Er hoffe ebenso auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit. „Die Kammer ist sehr engagiert bei der Unterstützung der deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen“, würdigte Szijjártó die Wirtschaftsorganisation. Auch mit dem jährlichen Konjunkturbericht leiste sie einen wichtigen Dienst. Im runden Jubiläumsjahr der Grenzöffnung und des ungarischen EU-Beitritts vor zehn Jahren gebe es viel zu feiern. Weitere Gründe liefere die Wirtschaft: „Dank den Anstrengungen der Regierung stehen alle Zeichen in der ungarischen Wirtschaft wieder auf Wachstum – auch dank den hiesigen 6.000 deutschen Unternehmen. Schließlich stammen ein Viertel aller ausländischen Direktinvestitionen in Ungarn, also etwa 20 Mrd. Euro aus Deutschland“, erinnerte er. „Auf der anderen Seite fließen 26 Prozent des ungarischen Exports Richtung Deutschland. Diesen Anteil werden wir dieses Jahr sogar noch weiter steigern.“
Mehr Geld für Lehrstellen und F&E-Investitionen
„Der DUIHK-Konjunkturbericht trifft oft ins Schwarze und deckt sich mit der ungarischen wirtschaftspolitischen Philosophie“, lobte der Politiker. „Wir freuen uns, dass sich die Mehrheit der hiesigen deutschen Unternehmen in Ungarn wohler fühlt als im Vorjahr, was uns zugleich auf mehr Investitionen und einen Kooperationsausbau hoffen lässt.“ Die deutschen Unternehmen trugen einen Löwenanteil zum Erreichen der drei strategischen außenwirtschaftspolitischen Ziele Ungarns bei, nämlich den höchsten Industrieproduktionsbeitrag, den höchsten Exportbeitrag am GDP und die höchsten Investitionsbeiträge im EU-Schnitt zu erreichen. Dass drei Viertel der deutschen Unternehmen wieder in Ungarn investieren würden, sei laut Szijjártó eine gute Nachricht für die Regierung, bedeute aber auch gleichzeitig eine Herausforderung für sie: „Wir freuen uns darüber, dass den Unternehmen unser neues, flexibles Arbeitsrecht gefällt, wir wissen, dass gute Arbeitskräfte ein wichtiger Faktor für die Unternehmen sind. „Daher stellen wir auch 50 Mrd. Forint für die Schaffung neuer Lehrstellen zur Verfügung. Auch bei der Hochschulreform wurden deutsche Interessen berücksichtigt und etwa die Anzahl der Ausbildungsplätze für zukünftige Ingenieure gesteigert.“ Im Bereich F&E wolle Ungarn Schritt halten, daher strebe man seit diesem Jahr ein Mehr solcher Projekte an und wolle in der neuen EU-Förderperiode 2014-2020 ganze 706 Mrd. Forint Investitionen in F&E- und Innovationstätigkeiten erreichen.
Die deutschen Unternehmen wollen schnellere Verwaltungsabläufe und weniger Bürokratie, zählte der Minister weiter auf. „Daher haben wir die Ungarische Investitionsagentur umstrukturiert und mit Róbert Ésik mit einem neuen Leiter besetzt, der aus der Wirtschaft kommt und über entsprechende Erfahrungen verfügt.“ Dies würde die Arbeit der Unternehmen erleichtern, denn früher wären für eine staatliche Investitionsförderung ganze 16 Unterschriften nötig gewesen, heute nur noch zwei. „Dies wird immer mehr Früchte tragen“, war sich Szijjártó sicher. Außerdem würden künftig auch weiterhin strategische Kooperationsvereinbarungen geschlossen, mittels derer unter anderem die ungarischen Unternehmen als Zulieferer gestärkt werden sollen.
Deutsche Unterstützung für Ungarns Ostöffnung
„Ebenso spielen die deutschen Unternehmen bei unserem Programm der Ostöffnung eine große Rolle“, erklärte der Politiker. „Auch beim deutschen Export gehen ja bereits 43 Prozent in Nicht-EU-Länder.“ Hier gäbe es sicher noch weitere Kooperationsmöglichkeiten. Generell zähle man auch weiterhin auf die Zusammenarbeit mit der Kammer, schloss Szijjártó. Der anschließenden Vertragsunterzeichnung von DUIHK und HIPA wohnte auch Botschafterin Cyrus unmittelbar auf der Bühne bei.