Ungarns EU-Kommissar ist wie Fähnchen im Wind
Der Kulturausschuss des EU-Parlaments hat den Ungarn Tibor Navracsics als neuen Kultur- und Bildungskommissar mehrheitlich abgelehnt. Die Anhörung hat eklatant vor Augen geführt, welch opportunistischer Politiker er ist, meint die linksliberale Tageszeitung Népszabadság: „Navracsics ist der ‚europäische Politiker‘ des Fidesz [ungarische Regierungspartei]. Er ist also jener Mann, der in Brüssel akzeptiert wird, weil er als ‚glühender Demokrat‘ die europäischen Werte hochhält. (…) Navracsics ist ein Mann, der sein Fähnchen immer nach dem Wind dreht. Wenn es sein muss, geht er auf die Opposition los; wenn es sein muss, beharkt er sich mit Brüssel; wenn es sein muss, verleugnet er sein früheres Selbst oder sogar [Ungarns Premier] Viktor Orbán. Das einzige, was zählt, sind seine persönlichen Ambitionen, sei es der Posten des Fidesz-Fraktionschefs (2006- 2010), des Ministers (2010-2014) oder des EU-Kommissars.“ (7. Oktober 2014)
Spaßpolitiker düpiert ungarische Öffentlichkeit
Bei der Anhörung des designierten ungarischen EU-Kommissars für Kultur und Bildung, Tibor Navracsics, vor dem EU-Parlament hat sich der deutsche EU-Parlamentarier Martin Sonneborn erkundigt, ob im Falle von Navracsics Bestätigung als Kommissar nun bald Hitlers Mein Kampf europaweit zur Pflichtlektüre werde. Das konservative Meinungsportal Mandiner wundert sich, dass die ungarische Öffentlichkeit sich über den Spaßpolitiker Sonneborn erregt: „Der ehemalige TV-Komiker Martin Sonneborn ist ein Vertreter der deutschen Witzpartei, Die Partei. Man muss seinen Humor nicht lustig finden, doch ist es auch abwegig, aus seinen Äußerungen weitgehende Konsequenzen in Bezug auf die europäische Politik zu ziehen. (…) Sonneborn hat auf jeden Fall erreicht, sich und seine kleine Witzpartei in Ungarn bekannt zu machen. Er wurde in Ungarn deshalb scharf kritisiert, weil nur Wenige erkannten, dass seine Aktion ein Jux sein sollte.“ (4. Oktober 2014)
Ungarns Außenminister schwelgt im Luxus
Nach nur einer Woche im Amt befindet sich Ungarns neuer Außenminister Péter Szijjártó schon in Erklärungsnot, nachdem Medien vom Kauf einer Luxusvilla für über eine halbe Million Euro berichteten. Publizist Tamás Gomperz mokiert sich in der linksliberalen Wochenzeitung hvg über den unverhofften Reichtum des Politikers: „Péter hat schon immer als Abgeordneter gearbeitet. (…) Seinen gesetzlich festgelegten Lohn gab er aus, wie er es vom Ministerpräsidenten gelernt hat, sprich für die Wohnung, die Nebenkosten, Kleider, Essen, Benzin. Trotzdem blieb am Monatsende sein gesamter Lohn auf wundersame Weise jedes Mal erhalten. Da dachte er sich, er könnte das Geld doch für den Kauf einer Villa zur Seite legen. (…) Und siehe da: Nun hat er eine zwar geschmacklose, aber immerhin riesige Neobarockvilla gekauft. (…) Und das Schönste dabei: Es wird keine Untersuchung eingeleitet, um seine Vermögensverhältnisse zu durchleuchten.“ (1. Oktober 2014)