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Schlechte Werbung: Rentner im IV. Bezirk bekamen laut index.hu verfaulte Kartoffeln „als Geste des Respekts gegenüber den Großeltern und Eltern“ vom Bezirk. (Foto: indexolvaso)
Laut einer am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts Medián planen weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten zu wählen. Bei denen, die wählen wollen, hat sich nicht viel verändert, was die Parteipräferenzen betrifft. Große Überraschungen sind am Sonntag nicht zu erwarten, davon gab es allerdings bereits mehr als genug in der heißen Phase des sonst eher lauwarmen Wahlkampfes.
Der Fidesz und sein OB-Kandidat in Budapest, István Tarlós, können voller Zuversicht in die Wahlen gehen. Sie liegen in den Umfragen bei 37 Prozent. Zweitstärkste Kraft unter den Befragten, die sicher zur Wahl gehen werden, ist die rechtsextreme Partei Jobbik mit 21 Prozent. Weit abgeschlagen sind dagegen die linken Parteien. Während die Parteiformation “Gemeinsam-Dialog” auf sechs Prozent kommt und damit den Einzug ins Stadtparlament schaffen würde, liegen die Gyurcsány-Partei Demokratische Koalition und die Ökopartei „Eine andere Politik ist möglich“ (LMP) bei vier beziehungsweise drei Prozent. Zwar würde die größte linke Partei MSZP den Einzug ins Stadtparlament mit etwa 15 Prozent ohne weiteres schaffen, jedoch haben die Sozialisten im Vergleich zu den Kommunalwahlen vor vier Jahren in der Gesamtwählerschaft zwei bis vier Prozentpunkte ihrer Zustimmung eingebüßt. Die Gründe hierfür mögen vielfältig sein, das Video, mit dem nun die MSZP-Spitzenfrau in Budapest, Ágnes Kunhalmi, versucht, das Ruder herumzureißen, bringt statt neuer Wähler derzeit aber nur Spott und Hohn. Fast fühlt man sich an die missglückte Ice Bucket Challenge des zurückgetretenen Kandidaten der vereinten Linken, Ferenc Falus, erinnert. In dem in sozialen Netzwerken häufig geteilten und noch öfter verhöhnten Video stellen Kinder, anmoderiert von Kunhalmi, Fragen, die irgendwo zwischen Lokalpatriotismus und dem Weltuntergang einzuordnen sind. Konkret stilisiert sie die Wahl am 12. Oktober zur „letzten Chance, etwas zu ändern“.
Doch wer glaubt, dass nur die Linke in Fettnäpfchen tritt, der irrt. Im Pester Bezirk Újpest ging ein Wahlkampfgeschenk des amtierenden Bürgermeisters Botond Szalmás gründlich daneben. Das Nachrichtenportal index.hu veröffentlichte Bilder des Lebensmittelpakets, das eine Woche vor der Wahl an die Rentner des Bezirks ausgegeben wurde. Zehn Kilo Kartoffeln und drei Pakete Nudeln wurden verteilt, nur, so schreibt das Nachrichtenportal mit Berufung auf eine Rentnerin des Bezirks, dass die Kartoffeln vergammelt und unbrauchbar waren. Mehr noch, die ausgegebene Sättigungsbeilage sei per se nicht für den menschlichen Verzehr, sondern allenfalls als Tierfuttermittel geeignet. Der Bezirk bestritt die Vorwürfe, wäre aber bereit, die vom Bezirk erhaltenen Kartoffeln gegen andere einzutauschen.
Dagegen sind die Geschehnisse im V. Bezirk fast schon komödiantisch. Der Gründer der einstigen Zivilorganisation „Mit einer Million für die ungarische Pressefreiheit“ (Milla), Péter Juhász, kandidiert im Herzen der Stadt für das Amt des Bürgermeisters. Dass dies dem Amtsinhaber Antal Rogán, der sich nicht zur Wiederwahl stellt, ein Dorn im Auge ist, zeigt sich schon länger. So sei beispielsweise bei Wahlberechtigten im Namen einer Umfrage angerufen worden, und die potenziellen Wähler seien über die angebliche Drogenvergangenheit des linken Kandidaten Juhász „informiert“ worden. Oder auch die kurz vor den Wahlen eingerichtete Facebook-Seite „Juhász figyelő” (“Juhász-Beobachter”), dazu gedacht, die Fehltritte von Juhász zu dokumentieren und zu kommentieren, schlägt in diese Kerbe. Am Dienstag dann der vorläufige Höhepunkt: Ein Transparent, ausgehängt aus einer Privatwohnung mit Werbung für Juhász wurde auf Geheiß des Bezirks kurzerhand entfernt. Der Blog Város Szíve veröffentlichte derweil ein Foto aus dem V. Bezirk. Darauf zu sehen ist ein Porsche Cabrio mit deutschem Kennzeichen, der seit geraumer Zeit auf einem Behindertenparkplatz steht. Dazu folgender Text: „Wenn die Verwaltung des V. Bezirks freie Kapazitäten hat, um ein oppositionelles Transparent aus dem Fenster einer Privatwohnung zu entfernen, dann können sie sich auch dieser paar „Kleinigkeiten“ annehmen“.