Pastellfarben, Kuchen und leise Klaviermusik – selbst als Atheistin stelle ich mir so den Himmel vor. Der Cake Shop Budapest lässt diesen Ort real werden und bietet neben Dutzenden süßen und salzigen Leckereien Workshops an, um all die himmlischen „Cakes“ auch zu Hause nachbacken zu können. Cake Shop-Erfinderin Fanni Sallay erzählte der Budapester Zeitung, wie sie ihr Hobby zum Beruf machte und was die goldenen Regeln des Backens sind.
Hinter dem Pult des Cake Shop Budapest sind die Bäckerinnen mit ihren weißen Mützen geschäftig, rühren, kneten und dekorieren. Kuchen, Muffins, Kekse, Cakepops, Baisers, Macarons, Cupcakes und noch Vieles mehr steht hinter Glas; beim Anblick beginnt jedem Süßmaul das Wasser im Mund zusammenzulaufen. Neben Desserts aller Art gibt es hier auch Quiche, Bagel und Sandwiches. Bald soll die salzige Auswahl um noch mehr Backwaren und Salate ergänzt werden. Selbstverständlich kann man sich zum Kuchen Heiß- und Kaltgetränke von Kaffee bis Cola gönnen, und sogar Teile der Einrichtung, die verspielt verzierten Tassen, Dosen und Teller im Regal nämlich, sind käuflich zu erwerben.
Gleich zu Beginn möchte ich in Bezug auf den Cake Shop folgende absolutistische These aufstellen: Hier sieht alles hübsch aus, und alles schmeckt hervorragend. Ganz nebenbei ist alles hier Essbare handgefertigt, die Zutaten enthalten keine Konservierungsstoffe, und die wunderbaren Regenbogenfarben sind natürlich. Und zu guter Letzt kann jeder, ganz gleich welcher Ernährung er folgt, hier etwas zum Naschen finden: „Wir nehmen es sehr ernst, allen etwas anbieten zu können“, sagt Fanni Sallay, Kopf hinter Cake Shop und Erfinderin des Konzeptes. „Beispielsweise benutzen wir im Kokoskuchen Kokosmilch, sodass auch Laktoseempfindliche bedenkenlos diesen Kuchen essen können. Unter den Quiche- und Sandwichsorten gibt es darüber hinaus immer auch vegetarische Angebote. Und sogar Glutenallergiker müssen bei uns nicht auf Kuchen verzichten.“
Perfektionismus und Liebe
Wie so ein glutenfreier (einfach gesagt: getreidefreier) Kuchen schmeckt, durfte ich anhand des Erdbeer-Mohn-Kuchens testen. Er enthält keinerlei Mehl, dafür aber eine saftige Mohnmasse, und wird von einem frischen Erdbeerstreich gekrönt. Tatsächlich schmeckt der Kuchen vorzüglich, nicht zu schwer, nicht zu süß. Kein Wunder, denn Fannis Ansprüche sind hoch. Sobald sie einen Makel bemerkt, reagiert sie. Den leeren Honigbehälter auf unserem Tisch lässt sie sofort austauschen, die fertige Geburtstagstorte für eine Kundin inspiziert sie nochmals genau, bevor diese sie abholt. Das alles tut sie jedoch ohne Aufdringlichkeit und Strenge – für sie zählt einzig die Qualität. „Ich bin keine klassische Chefin, ich brauche Partner“, sagt Fanni, während sie respektvoll auf ihr Team aus Bäckerinnen und Bedienungen blickt. Fanni selbst ist mit 27 Jahren bereits Mutter von drei Kindern im Alter von zwei, vier und sechs Jahren. Sowohl beruflich als auch privat muss sie etwas von gutem Management verstehen.
So sehr Fanni ihren Cake Shop und das Backen liebt – angefangen hat alles nur als Hobby. Bereits als Kind schaute sie gern ihrer Mutter beim Backen über die Schulter, verzierte Kuchen und lernte von ihrer Großmutter die richtige Teig-Knettechnik. Als junge Frau hatte sich Fanni dann eigentlich in die kaufmännische Richtung entwickeln wollen, studierte Wirtschaftswissenschaften. Von einem Tag auf den anderen entschied sie jedoch, ihre liebste Nebenbeschäftigung zu ihrem Job zu machen und backte zunächst für ein Café im II. Bezirk bis mehr und mehr Konditoreien und Cafés Fanni um ihre Süßspeisen baten. Damals begann sie auch für Gastronomie-Unternehmen wie Tchibo und McCafé zu arbeiten und diese zu beraten. „Der Cake Shop ist eigentlich der kleinste Teil meiner Arbeit, aber er ist meine Herzensangelegenheit, mit dem ich auch noch viele Pläne habe“, deutet Fanni an. „Ehrlich gesagt passt hier gar nicht alles rein, was ich gern machen würde.“
Backen nach Gefühl
Vieles passt jedoch bereits in die Räumlichkeiten des Cake Shop – darunter regelmäßig stattfindende Workshops. Diese werden für gewöhnlich in ungarischer Sprache gehalten. Wer sich jedoch einen Back-Workshop auf Deutsch oder Englisch wünscht und dies früh genug ankündigt, der wird von Fanni und ihrem Team mit Sicherheit erhört. Sogar auf Dänisch und Französisch wurden bereits Workshops im Cake Shop abgehalten. „Unser Team besteht nicht unbedingt aus Facharbeitern und ausgebildeten Konditoren. Viele haben einen ähnlichen Hintergrund wie ich, ursprünglich etwas völlig anderes gelernt, aber ihre Liebe zum Backen nie verloren und sich dabei ihren Intellekt bewahrt. Durch ihr Studium oder die Ausbildung sprechen deshalb auch viele meiner Mitarbeiter mehrere Sprachen.“
Inhaltlich werden die Workshops von monatlich wechselnden Themen bestimmt. Im Sommer standen Feste wie Hochzeiten und Kindergeburtstage im Programm, während sich der Herbst eher am saisonalen Backen orientiert. Wer weitere Ideen für Workshop-Themen hat, ist willkommen, diese Fanni und ihrem Team mitzuteilen.
Den Ablauf beschreibt die junge Mutter als locker, unkompliziert und Gemeinschafts-orientiert. „Es wird keine Unterrichtsstunde abgehalten, sondern zusammen etwas erarbeitet“, sagt Fanni. „In unseren kleinen Gruppen aus acht Teilnehmern vermitteln wir die von mir entwickelte und im Cake Shop angewendete Methode der ‚Regeln statt Rezepte‘. In diesen 28 goldenen Regeln geht es darum, auf Verhältnisse statt genaue Maßangaben zu achten, um perfekte Gerichte herzustellen, was insbesondere beim Backen eine große Rolle spielt.“ Als Beispiel nennt Fanni einen Schokoladenkuchen, der glutenfrei zubereitet werden soll. Statt dem Kuchenrezept die glutenhaltigen Zutaten zu entziehen, sollten die restlichen Zutaten neu kombiniert, passende hinzugegeben (zum Beispiel Mandeln, Honig, Minze) und somit etwas Neues aufgebaut werden.
Diese „Wissenschaften des Backens“ wird Fanni auch ausführlicher in einem Buch verewigen, an welchem sie gerade schreibt. Wie man sich bereits denken kann, wird es sich dabei um kein gewöhnliches Rezeptbuch handeln. Das Kochen und Backen nach Gefühl und mithilfe der goldenen Regeln ist es, das im Vordergrund steht.
Kuchen für alle
Wer sich nun nach Süßem sehnt, der kann sich im Cake Shop sogar seinen ganz individuellen Kuchen anfertigen lassen, für jeden Anlass. „Egal, ob jemand spezielle Wünsche hat oder im Gegenteil keine konkrete Vorstellung, aber zumindest weiß, in welche Richtung es geschmacklich gehen soll – wir überlegen uns gemeinsam etwas Schönes. Je mehr Zeit wir haben, desto besser ist es natürlich, doch es kam auch schon mal vor, dass wir innerhalb einer halben Stunde einen Geburtstagskuchen zaubern mussten.“ So einen Auftrag würden Fanni und ihr Team jedoch nie annehmen, wenn sie wüssten, dass das Ergebnis aufgrund des Zeitdrucks unter ihren Ansprüchen ausfiele. Idealerweise haben sie für Planung und Umsetzung etwa eine Woche Zeit.
In Zukunft könnte der Cake Shop auch ins Ausland expandieren, zum Beispiel nach München. Insgesamt drei Cake Shops sollen in den kommenden fünf Jahren eröffnet werden. Eines ist sicher: Jeder dieser Cake Shops wird den Kunden und Gästen garantiert himmlische Freuden bereiten.
Cake Shop Budapest
Budapest V. József Attila utca 12.
Tel.: +36-30 / 721 0773
Webseite: www.cakeshop.hu
Email: cakeshop@cakeshop.hu
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 20 Uhr. Samstag 10 bis 20 Uhr. Sonntag 10 bis 18 Uhr.
Workshops im Oktober:
5. Oktober: Herbstgeschmack und -farben auf dem Teller
12. Oktober: Desserttisch im Zeichen des Backkürbis
19. Oktober:Welt der Strudel
26. Oktober: Süßes Halloween
Anmeldung zu den Workshops persönlich, per Telefon (30/7210773, 30/3031407), Email oder Facebook-Nachricht. Beginn: 18 Uhr.
Die Teilnahmegebühr beträgt 8.500 Forint.