Selbst nach vorsichtigen Schätzungen könnten mehrere zehntausend Ukrainer, Russen und Serben gefälschte ungarische Pässe erhalten haben. Wie das Internetportal index. hu berichtete, hätten sich Mafiastrukturen von unglaublichen Ausmaßen auf das Geschäft mit der doppelten Staatsbürgerschaft spezialisiert. Die durch das ungarische Parlament im Jahre 2010 eingeführte doppelte Staatsbürgerschaft soll den Recherchen des Portals zufolge insbesondere die Aufmerksamkeit ukrainischer Banden geweckt haben, die alsbald ein Netz willfähriger Handlanger in ungarischen Amtsstuben und Anwaltskanzleien aufbauten. Dieses Netz beschaffte den Antragstellern aus Ostländern für Tarife zwischen 5.000 und 30.000 Euro den gewünschten ungarischen Pass, de facto als Eintrittskarte zur Europäischen Union. Der Unterstaatssekretär für Nationalitätenpolitik, Tamás Wetzel, räumte Missbrauchserscheinungen ein, die jedoch zunehmend effizienter blockiert würden. Der Stellvertretende Ministerpräsident Zsolt Semjén sprach wiederum von Provokationen und ausländischen Geheimdiensten, deren Ziel es sei, die großartige Sache der doppelten Staatsbürgerschaft zu diskreditieren. Wer mit ausländischen Geheimdiensten paktiere, begehe Landesverrat. Das Ministerpräsidialamt drohte dem Internetportal index.hu derweil mit einem Strafverfahren, sollten die „völlig überzogenen Behauptungen“ nicht akribisch belegt werden können.