Vor kurzem stellte die Nationale Agentur für Abfallwirtschaft (OHÜ) ihr Nationales Abfallwirtschafts-Navigationssystem (HUNOR) vor, mit dem die Unternehmen, die es nutzen, effizienter und dadurch kostengünstiger arbeiten sollen.
Die OHÜ steuert, koordiniert und kontrolliert als einzige Institution Ungarns das landesweite Selektivmüll-Geschäft. 2011 noch vom Ministerium für Regionalentwicklung gegründet, soll sie die Sammlung, Behandlung und Verwertung des Selektivmülls transparent und einheitlich machen. Dies bedeutet die Teilfinanzierung der Sammlung und Verwertung getrennter Abfälle, um möglichst hohe Verwertungsquoten in Ungarn zu erreichen. Die Teilfinanzierung der Partnerunternehmen deckt die Agentur als Non-Profit-Gesellschaft aus den ihr von der Regierung zur Verfügung gestellten Mitteln. Seit Januar 2013 dürfen in Ungarn nur noch staatliche oder kommunale beziehungsweise mehrheitlich staatliche oder kommunale Non-Profit-Unternehmen den kommunalen Müll entsorgen. Zusätzlich ist eine entsprechende OHÜ-Qualitätseinstufung nötig, die Abfallunternehmen müssen hierzu mit der Agentur einen Vertrag schließen.
Ziel der OHÜ ist es, den Anteil an Selektivmüll im Vergleich zum gesamten Müllaufkommen jährlich zu erhöhen und das Selektieren populärer zu machen. Hierfür unterstützt sie alle Arten von Aktionen in diese Richtung und teilfinanziert die Sammlung und Verwertung. Laut OHÜ-Geschäftsführer Oszkár Vámosi werden so aktuell jährlich bis zu 10 Milliarden Forint an die teilfinanzierten Unternehmen ausgezahlt. Um die Abrechnung- und Kontrollprozesse mit den Partnern schnell und effizient zu gestalten, wurde vor kurzem HUNOR (kurz für Hulladékgazdálkodási Navigáció Országos Rendszer; „Hunor“ ist zudem der Name einer ungarischen Sagengestalt) vorgestellt, mit dem die Datenverarbeitung und -erfassung schneller und effizienter funktionieren soll.
Dabei handelt es sich um eine Cloud-basierte Software, bei der die Nutzer auf einem Smartphone-ähnlichen Gerät Firmenname, Kennzeichen, Art und Menge des Abfalls sowie Ort der Entleerung eingeben. HUNOR stellt hiernach eine elektronische Datenverbindung zwischen Müllfahrzeugen und deren Zentrale her, gleichzeitig hält es Kontakt zur OHÜ. Nutzer könnten laut Agentur so ihre Meldungen verbessern und effizienter machen, wodurch auch ihre Auszahlungen schneller erfolgen sollen. Zudem könnte die Agentur laut eigener Aussage ihrer Meldepflicht gegenüber Regierung und EU schneller nachkommen.
Nur Fahrten für OHÜ werden erfasst – sonst Gerät ausschalten
Laut Projektleiter Róbert Muhoray würden nicht alle Daten der Müllsammlung erfasst, da dies zum Geschäftsgeheimnis der Firmen gehöre. „Wir können aber messen, welche Abfalltypen wo vermehrt vorkommen und etwa bei gefährlichem Müll direkt den Katastrophenschutz verständigen“, so Vámosi. Muhoray führte einige Funktionen vor, etwa dass bei der Ortung per Kennzeichen die Fahrzeuge auf der anderen Seite Informationen erhalten, was wo zu sammeln ist. Das Projekt startete bereits Mai 2012, einen Monat später wurde es durch die Regierung als „von volkswirtschaftlich besonderer Bedeutung“ qualifiziert. Bis zu 5.000 Fahrzeuge könnten laut Muhoray HUNOR später gleichzeitig nutzen, momentan seien es im Testbetrieb 500.
Ortungsfunktion ohne datenrechtliche Bedenken
Das System verfügt über Funktionen wie Aufgabensteuerung, Verrechnung, Fahrzeugortung per GPS und eine Datenbank der OHÜ, aus der Daten an die zuständigen Behörden übermittelt werden können. Bei der Ausarbeitung und den Ortungstests kooperierte man mit der für den Mülltransport in Budapest zuständigen FKF Zrt. Dank der Ortungsfunktion kann das System auch teilweise zum Flottenmanagement genutzt werden, die GPS-Koordinaten der Fahrzeuge würden sowohl an die OHÜ als auch die Firmen gehen, diese hätten somit ein Tool zur genauen Überwachung der Routen; gleichzeitig hat die Agentur einen Einblick in die Aktivitäten, die in ihrem Auftrag geschehen und die sie teilfinanziert. Datenrechtliche Bedenken versuchte die OHÜ auf Nachfrage der Budapester Zeitung mit der Aussage zu entkräften, dass Unternehmen bei den Fahrten, die nicht von der Agentur teilfinanziert werden, einfach das mobile Gerät ausschalten müssten, damit keine Daten über dieses erfasst werden.
Startschuss fällt im Oktober
Insgesamt standen 900 Millionen Forint EU-Fördermittel zur Verfügung (auf unsere Nachfrage erklärte die Agentur, dass es sich um EU-Vorschriften handele, denen man nachkomme, weshalb sie sich für die für diesen Zweck zur Verfügung gestellten EU-Finanzmittel beworben hat, sowie dass die ungarische Regierung bereits den OHÜ-Betrieb sicherstelle und sich daher nicht an den Kosten beteilige). Davon wurden 204 Millionen Forint für Geräteeinkäufe, 520 Millionen für Softwareentwicklung und -finanzierung sowie 176 Millionen für die Kosten der Ausschreibungsverfahren (Berater-und Gutachter-Honorare sowie weitere Projektkosten) ausgegeben. Der Testbetrieb endet am 30. September, laut Vámosi startet das System am 1. Oktober. Es ist ein Angebot an die landesweit 150 Abfallunternehmen, von denen 70 bereits mit der Agentur kooperierten und HUNOR vollkommen kostenfrei zur Verfügung gestellt erhielten sowie nutzen könnten. Auf unsere Nachfrage erklärte man, dass man sicher sei, dass bis Ende des Jahres alle der 150 Unternehmen HUNOR als vertragliche Partner nutzen würden.