Vergangenes Wochenende und auch Mitte dieser Woche zeigte der Sommer in Ungarn sein anderes Gesicht: neben sommerlichen Temperaturen gab es an vereinzelten Stellen im Land Wolkenbrüche und Regenstürme satt. Straßen standen unter Wasser, zum Teil gab es im Nahverkehr erhebliche Behinderungen.
Am vergangenen Samstag sammelte sich etwa in Budapests XIII. Bezirk so viel Regenwasser, dass an einer Unterführung auf dem Dózsa György út nahe dem Heldenplatz die Feuerwehr zum Einsatz anrücken und literweise Wasser abpumpen musste, ebenso in den Kellerräumen einiger Wohnhäuser. Das Nachrichtenportal Index witzelte, dass man am im gleichen Bezirk gelegenen Béke tér schneller mit einem Schlauchboot, als mit einem Fahrzeug vorankomme.
Gleichzeitig musste sich die Feuerwehr auch in der Nähe des Westbahnhofs am verkehrsreichen Großen Ring um umgestürzte Bäume kümmern, die der stürmische Wind umgeknickt hatte. Beim Katastrophenschutz sollen bis zum frühen Mittwochabend über 80 Meldungen aus der Hauptstadt eingegangen sein.
Doch damit nicht genug: am Mittwoch erreichte das Land aus östlicher Richtung ein weiteres Sturmtief, das neuen Regen und starken Wind nach Ungarn brachte. Monsunartige Wolkenbrüche und stellenweise Eisregen brachen über Budapest und über 40 weitere Gemeinden des Magyarenlandes ein. Straßen wurden überspült, da die Abflüsse ins Kanalsystem schnell verstopft waren, etwa nahe dem Óbudaer Aquincum-Wohngebiet. In Pestszentlőrincz sollen innerhalb von drei Stunden rekordverdächtige 67 Milimeter Regen gefallen sein, davon über 60 Milimeter innerhalb von nur einer Stunde. Zum Vergleich: In den vergangenen 30 Jahren waren im Raum Budapest im gesamten Monat August im Schnitt 50 Milimeter Regen gemessen worden.
Die BKK reagierte, indem sie verlängerte Betriebszeiten unter anderem auf den Buslinien 8, 9, 53, 86, 260 sowie der Straßenbahnlinie 47 verkündete und den Betrieb des Sesselliftes „Libegő“, der auf dem Budaer János-Berg verkehrt, für Mittwoch einstellte. Bereits vorher konnten aufgrund der Regefälle die Straßenbahnlinien 24, 37, 50 sowie 61 und die Trolibuslinien 70 sowie 83 nicht verkehren. In diesem auf Index verlinkten Video ist eine Fahrt der Busline 36 festgehalten, wie sich das Gefährt durch die Wassermassen im XX. Bezirk kämpft und diese gleichzeitig bereits durch den Türbereich eindringen. Ein anderer, mit Passagieren besetzter Bus rutschte in der Méta utca im XVII. Bezirk in einen Wasserabflussgraben, die Fahrgäste konnten aufgrund des 40 Zentimeter hohen Wassers nicht aussteigen. Später kam die Feuerwehr zur Hilfe herbei.
Chaos im Schienenverkehr
Doch nicht nur der Budapester innerstädtische Nahverkehr war betroffen, auch der Zugverkehr erlitt empfindliche Behinderungen. Wie die Ungarischen Staatlichen Zugbetriebe (MÁV) mitteilten, hatten in östlichen und zentralen Landesteilen Blitzschläge Sicherungsanlagen außer Betrieb gesetzt und Bäume auf die Schienen fallen lassen, was zu starken Verspätungen führte. So gab es etwa auf den Routen Budapest-Hatvan-Miskolc, Budapest-Cegléd-Szolnok-Záhony, Budapest-Újszász-Szolnok-Lőkösháza und Budapest-Veresegyház-Vác 40-50-minütige Verspätungen.
Der Nationale Meteorologische Dienst (OMSZ) sagt bis zum morgigen Montag sonniges, angenehmes Wetter voraus, doch bereits am Dienstag sei in West- und Nordungarn wieder mit Regenfällen zu rechnen.