Der ungarischen Nationalen Steuer- und Zollbehörde (NAV) gelang vergangene Woche Freitag ein besonderer Coup: An mehreren Stellen in Budapest wurden Schuhe aus China im Wert von 590 Mio. Forint beschlagnahmt, da der Händler, der sie hierzulande verkaufen wollte, Steuern in dreistelliger Millionhöhe hinterzogen hat.
Wie die NAV auf ihrer Webseite mitteilte, habe die in Ungarn registrierte Kft. im ganzen Land Schuhe aus China vertrieben, ohne die dafür fällige Mehrwertsteuer (ÁFA) an die Behörde zu entrichten. Laut aktuellem Stand habe der Schuhhändler auf diesem Wege bisher geschätzte 250 Mio. Forint an Steuern hinterzogen.
Laut der Behörde besteht der Verdacht, dass die durch Bürger aus Fernost betriebene Kft. in großen Mengen Treter aus China bestellte und diese anschließend über ausschließlich zur Umgehung der Steuerpflicht gegründeten ungarischen Firmen in der Slowakei verzollte (dort beträgt die Höhe der Mehrwertsteuer 23 Prozent, in Ungarn 27 Prozent). Die so erhaltene Ware wurde schließlich nach Ungarn eingeführt und verkauft. Die daraus resultierenden Einnahmen habe der Händler laut NAV verheimlicht, was den Staat mindestens 250 Mio. Forint Steuereinnahmen gekostet habe.
140.000 Paar Schuhe beschlagnahmt
Zur Entlarvung der Täter waren 100 NAV-Mitarbeiter im Einsatz, die Steuerfahnder erschienen gleichzeitig in landesweit 60 Geschäften. Neben einem Strafverfahren setzten die Beamten auch ein Steuerverfahren gegen die Händler aus Fernost in Gang. In dessen Rahmen beschlagnahmten sie im Hauptsitz und im Lager der Kft. etwa 140.000 Paar Schuhe im Wert von 590 Mio. Forint. Mit den in der Aktion beschafften und beschlagnahmten Beweisen wurden Ermittlungen mit Verdacht auf Abrechnungsbetrug gestartet.
Der Weg über die Slowakei, mit dem Händler Steuer sparen wollen, ist kein neuer: immer wieder nahmen ihn auch ungarische Unternehmer, um von der dortigen niedrigeren Mehrwertsteuer zu profitieren. Aufgrund der Nähe der beiden Nachbarländer können zudem relativ problemlos Waren eingeschleust werden. Zuletzt hatte die NAV Mitte Januar ein ganzes Firmennetzwerk um die Zuckermarke Sovereign herum gesprengt, die in Ungarn etwa CBA, Lidl, Tesco und Penny Markt beliefert hatte. Über Offshore-Firmen und den „slowakischen Weg“ war es dem Unternehmen gelungen, insgesamt 50 Mio. Kilo Zucker sowie 3 Mio. Liter Speiseöl in Ungarn ohne Steuern abzusetzen und dem Staat somit einen Schaden von 3,5 Mrd. Forint zu verursachen.