Vergangene Woche Donnerstag gab Entwicklungsminister Miklós Seszták gemeinsam mit OTP-Vorstand Sándor Csányi, dem Präsidenten des Ungarischen Fußballverbandes (MLSZ) einen Vorgeschmack darauf, wie das Puskás-Stadion in Zukunft aussehen und genutzt werden könnte. Zudem äußerte er sich auf kritische Nachfragen bezüglich seiner dubiosen Firmenbeteiligungen aus seiner Zeit vor dem Ministeramt.
„Wir errichten ein Bauwerk von Weltniveau, das dem ungarischen Sport neuen Schwung geben kann und es Budapest ermöglicht, noch größere Sportveranstaltungen auszurichten“, verkündete Seszták stolz bei der „Mehr als nur ein Stadion“ genannten Pressekonferenz auf dem Rasen der Arena. Er hob hervor, dass mithilfe des Baus die Zahl der Beschäftigten steige und dass mehrere ungarische Unternehmen von dem Projekt profitieren würden. „Das neue Stadion wird hoffentlich zu neuerlichen ungarischen Sporterfolgen beitragen, noch mehr ungarische Spitzensportler werden hier trainieren und sich miteinander messen können, noch mehr Jugendliche werden ihrem Beispiel folgen und mit dem Sportmachen beginnen“, schloss er an.
Laut László Vígh, Leiter der Nationalen Sportzentren (NSK) entstehe hier eine Anlage, wie es „keine zweite auf der Welt“ gebe, da innerhalb des alten Puskás-Stadions das neue gebaut werde. Hierbei sollen auch die Flächen zwischen den beiden Konstruktionen auch genutzt werden: hier sollen Sportflächen für 20 weitere Sportarten, ein 180 Betten bietendes Hotel, Büroräume und ein Diagnosezentrum entstehen. Das Fußballstadion soll so Zentrum eines knapp 200.000 qm großen Komplexes werden. Mit modernster Stadiontechnik ausgestattet, soll es 68.000 Sitzplätze bieten, bei Konzerten sogar bis zu 80.000. Auf dem Dach soll eine sechsspurige Lauffläche ihren Platz finden, auf dem der Nachwuchs und die Freizeitsportler trainieren können. Sämtliche Ansichtspläne können Sie in der Galerie am Ende dieser Seite einsehen.
Große Fußballevents sollen kommen
Chef-Architekt György Skardelli erklärte, dass man versuche, möglichst viele Elemente der alten Arena beizubehalten, etwa die Treppenpylone oder das Turmgebäude, in das das Sportmuseum einziehen wird. Die ergänzenden Funktionen könnten auch genutzt werden, wenn gerade ein Fußballspiel läuft oder ein Konzert stattfindet, fügte er hinzu. MLSZ-Präsident Csányi betonte, dass mit der Weiterentwicklung des ungarischen Fußballs auch 20 weiteren Sportarten geholfen werden könne. Er erinnerte daran, dass sein Verband in den vergangenen Jahren über 400 Fußballplätze gebaut habe und die Errichtung von weiteren hunderten plane. „Mit dem neuen Ferenc Puskás-Stadion hat sich der MLSZ um die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2020 beworben, zuvor möchten wir ein Finale der European oder der Champions League nach Budapest holen“, teilte Csányi mit.
Gegenüber MTI verriet Vígh, dass die Baupläne bis Jahresende fertig würden und anhand dieser der Auftrag voraussichtlich kommenden Mai ausgeschrieben werde, bis 2018 soll das neue Stadion stehen. Man rechne mit Kosten von 0,9-1,2 Mio. Forint/Sitzplatz (zum Vergleich: Das 2009 eröffnete neue Stadion von Español Barcelona kam mit rund 450.000 Forint/Platz aus), was 90-100 Mrd. Forint Gesamtkosten bedeuten würde. Auf das Stadion selbst sollen 60-80 Mrd, auf die ergänzenden Sportanlagen 10-20 Mrd entfallen. Die Kosten sollen laut dem Architekten vollständig aus dem Staatshaushalt gedeckt werden. Minister Seszták fügte auf Nachfrage hinzu, dass die aktuelle Haushaltssperre keine Auswirkungen auf die Pläne zur Weiterentwicklung des Sports hätte.
Minister weiter unter Druck
Seszták wurde hernach von Journalisten zu seiner Verwicklung in die Geschäfte dubioser Firmen zu seiner Zeit als Anwalt vor seinem Ministerposten (wir berichteten) befragt, weshalb er bereits mehrmals in die Kritik geriet und sowohl von der Opposition als auch der eigentlich als regierungstreu geltenden Magyar Nemzet mehrmals zum Rücktritt aufgefordert wurde. Er plane keinen Rücktritt, so der Minister auf der Pressekonferenz auf Nachfrage, und er habe nichts mit der auf Zypern registrierten Firma Minotax zu tun (Népszabadság hatte zwei Tage zuvor Gegenteiliges berichtet). Ihm irgendeine Beteiligung zu verdächtigen Offshore-Firmen zu unterstellen, sei „der hoffnungslose Versuch verzweifelter Menschen“, formulierte er.