Nicht der Branchenprimus OTP, sondern der ungarische Staat übernimmt die MKB Bank. Das viertgrößte Kreditinstitut im Lande schaufelte sich mit ehrgeizigen Immobilienprojekten ein Milliardengrab; der Kaufpreis für die angeschlagene Bank fällt mit 55 Mio. Euro dementsprechend bescheiden aus.
Zumal in Wirklichkeit noch die Bayern draufzahlen: Die Übergabe der MKB Bank erfolgt bis September in der Weise, dass die BayernLB ungefähr den aktuellen Buchwert erhält, im Gegenzug aber Forderungen im Volumen von 270 Mio. Euro abschreibt. Ganz offensichtlich wünscht die ebenfalls staatliche BayernLB lieber ein Ende mit Schrecken, denn den endlosen Schrecken einer ungarischen Tochterbank, in die seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise Unmengen von Geld gepumpt werden mussten. In ungarischen Medien ist von rund 400 Mrd. Forint (gut 1,3 Mrd. Euro) die Rede, die FAZ wollte ihrerseits wissen, die MKB habe die bayerischen Steuerzahler bis jetzt sogar zwei Milliarden Euro gekostet. BayernLB-Chef Johannes-Jörg Riegler sprach jedenfalls vielsagend von einem „Befreiungsschlag“. Die BayernLB könne ein schwieriges Kapitel abschließen und nun den Blick nach vorne richten.
„Wir kommen mit einem blauen Auge davon“, sagte ganz in diesem Sinne auch Bayerns Finanzminister Markus Söder. „Wir haben die Bank in dem Zustand, wie sie ist, übergeben und auch nicht mehr volltanken müssen.“ Bekanntlich war die BayernLB, die im Zuge der Finanzkrise einen staatlichen Rettungsanker erhalten hatte, von der Europäischen Kommission aufgefordert worden, zahlreiche Beteiligungen (so in Kroatien und in Österreich) zu verkaufen. Für den ebenfalls verbindlich vorgeschriebenen Verkauf der ungarischen MKB Bank wurde ein Termin bis Ende 2015 gesetzt.
„Die Übernahme der MKB Bank ist der erste Schritt zur Konsolidierung des ungarischen Bankensektors, mit der die Regierung das Ziel verfolgt, ein starkes und im Kreditgeschäft aktives Bankensystem zu schaffen“, erklärte Volkswirtschaftsminister Mihály Varga. In der Folgezeit sollen die ungarischen Eigentumsanteile am Bankensektor systematisch angehoben werden. Der Minister könne sich schon in ein, zwei Jahren einen Weiterverkauf der wieder wettbewerbsfähig gemachten MKB vorstellen, logischerweise an ungarische Eigentümer.
Unsere Meinung zu dem Deal:
Die ungarischen Steuerzahler müssen ja nicht unbedingt im Bilde sein, dass sich der Freistaat Bayern und Österreich seit nunmehr sechs Jahren mit dem vergifteten Erbe der Hypo Group Alpe Adria herumschlagen. In dem Abrechnungsstreit spricht die BayernLB von milliardenschweren Risiken, die selbstverständlich in Euro zu verstehen sind. Der ungarische Staat hat die Bayern jedenfalls mit dem Verzicht auf 270 Mio. Euro an Forderungen aus jeder Schuld entlassen. Wenn später noch Leichen aus dem Schrank fallen, dürfen die ungarischen Bürger für die Kosten aufkommen.
Doch damit nicht genug: Der Orbán-Regierung erschien es wichtig, einen Deal zwischen OTP und MKB zu vereiteln, sie war daher – sollte es keinen politischen Druck gegeben haben – bereit, den Bayern mehr zu bieten als die OTP. Die staatlich sanierte MKB Bank könnte so später Geschäftskreisen zugeschanzt werden, die dem Ministerpräsidenten näher stehen oder halt als Gegenspieler des übermächtigen OTP-Chefs Sándor Csányi hochgepäppelt werden sollen. Einer von jenen wollte vor wenigen Monaten erst die ungarische Raiffeisenbank für einen Euro übernehmen. Ausreichend Kapital für Einkaufstouren haben die Banken im Westen. In Ungarn geht das anders.