Ein Quartal ist bereits seit der feierlichen Wiedereröffnung des Várbazár vergangen. Für die Öffentlichkeit stand der Prachtbau nur wenige Tage offen, bis erneut Bauzäune aufgestellt wurden. Nun entscheidet sich, welche Geschäfte in den von Miklós Ybl entworfenen Burgbasar einziehen dürfen. Der erste feststehende Kanditat ist keine Überraschung.
Seit Anfang Juli ist es offiziell: Die ungarische Handelskette CBA darf in der nördlichen Basarreihe des Várbazárs eine Filiale eröffnen. Die Entscheidung verkündete die Ungarische Nationale Vermögensverwaltung (Magyar Nemzeti Vagyonkezelő Zrt.), die in Ungarn primär staatliches Eigentum, beispielsweise in Form von Immobilien und Land, betreut, auf ihrer Webseite. Ausgeschrieben wurde die Suche nach einem Mieter am 23. Mai durch die im Besitz der Vermögensverwaltung befindliche Várgondnokság Nonprofit Kft. 30 Tage lang war die Bewerbung um einen Platz im Várkert Bazár möglich. Es wurde nach einem Mieter für einen 235 Quadratmeter großen Geschäftsraum gesucht, der neben Hungarika auch 80 Prozent ungarische oder in Ungarn produzierte Waren verkauft. Der Gewinner der Ausschreibung, CBA Vár Gourmet Kft., darf nun einen für zehn Jahre geltenden Mietvertrag unterschreiben, mit Möglichkeit auf einmalige, fünfjährige Verlängerung des Vertragsverhältnisses. Wie das Online-Magazin Napi.hu berichtete, hat sich die CBA Burg Gourmet GmbH nur vier Tage nach Veröffentlichung der Ausschreibung beim Handelsgericht registriert.
CBA, das mit dem Slogan „a magyar üzletlánc“ (die ungarische Handelskette) wirbt, gilt bereits seit Jahren als regierungsnah. Geschäftsführer László Baldauf äußerte unter anderem im Markt-eigenen Magazin schon mehrmals seine Sympathie für die nationalkonservative Regierungspartei Fidesz. Der größte Skandal in diesem Bezug ereignete sich jedoch im November 2013, als ein von Baldauf mitverfasster Brief an die Öffentlichkeit geriet, der landesweit an sämtliche CBA-Leiter versandt worden war (die Budapester Zeitung berichtete). Sein Inhalt: die explizite Bitte um die Teilnahme der Belegschaft am Békemenet (Friedensmarsch), einer großen Pro-Regierungsdemonstration am 23. Oktober, Ungarns Nationalfeiertag.
Auch die südliche Basarreihe wartet derweil auf Mieter. Am 30. Juni wurde deshalb durch die Várgondnokság Nonprofit Kft. eine neue Ausschreibung veröffentlicht, die für eine 489 Quadratmeter große Räumlichkeit Mieter sucht, die hier ein Café oder eine Konditorei im Stil der alten Kaffeehäuser eröffnen.
Várkert Bazár: Zurück zum Original
Das Bauwerk im Stil der Neorenaissance wurde zwischen 1875 und 1883 errichtet. Ursprünglich wurde hier, gleich einem richtigen Basar, in erster Linie Handel getrieben; die Wandelhallen des Várbazár waren voller Geschäfte. Doch auch eine Lehrwerkstatt für Frauen, eine historische Porträtgalerie, eine Malschule und zahlreiche Ateliers ungarischer Künstler fanden hier im Laufe der Jahre ihren Platz. Der Burgbasar beherbergte sogar Wohnungen. Von den massiven Zerstörungen, die das Bauwerk während des Zweiten Weltkrieges erlitt, erholte es sich allerdings nie. Nach seiner Nutzung zwischen den sechziger und achtziger Jahren befand sich der Várkert Bazár in einem dermaßen schlechten Zustand, dass er in einen drei Dekaden andauernden Dornröschenschlaf fiel.
Wie die Budapester Zeitung bereits berichtete, nahm die im April dieses Jahres wiedergewählte Orbán-Regierung im Sommer 2013 die Renovierungsarbeiten an dem in staatlichem Besitz befindlichen UNESCO-Weltkulturerbe auf. Der Gebäudekomplex wurde ästhetisch in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt – ähnlich wie die im vergangenen Herbst wiedereröffnete Franz-Liszt-Musikakademie. Die Kosten der Renovierung betrugen rund 10 Milliarden Forint. Aktuell wird noch an einem zweiten, neuen Teil des Basars gebaut: Neben Rolltreppen, die in die Burg hinaufführen und einem multifunktionellen Veranstaltungsraum ist hier auch eine Tiefgarage geplant. Laut Plan soll der neue Teil im August 2014 eröffnet und der Várkert Bazár wieder vollständig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Da CBA die nördliche Basarreihe voraussichtlich erst Ende August beziehen wird, dürfte sich die Eröffnung allerdings noch etwas länger hinziehen.
Lisa Weil
Ausverkauf im Burgbasar
Liebe Redaktion der BZ,
soviel Boulevardzeitungsniveau habt Ihr doch wirklich nicht nötig.
235 m² Geschäftsraum lassen doch nur um die 150 m² Verkaufsfläche zu, also die Größe eines Dorfkonsums
Guten Tag!
Sie haben recht, die Verkaufsfläche des CBA wird sicher kleiner ausfallen als der gesamte Geschäftsraum. Ein Fakt, der jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass CBA in den Burgbasar einziehen wird. Und genau dies verhandelt der Artikel, erläutert die Hintergründe und Bezüge. Wir hoffen, Sie konnten dem restlichen Inhalt dennoch etwas abgewinnen.
Lisa Weil
dass CBA „eine ungarische Handelskette“ ist merkt man sofort daran dass sich das Angebot an Obst und Gemüse in Bezug auf Qualität und Vielfalt auf dem Niveau zu Zeiten des Kommunismus befindet. Einfach unterirdisch was die ihren Kunden da für einen Müll andrehen.