Bereits am frühen Samstagnachmittag begannen die Polizisten den Bereich des späteren Demonstrationszuges der Budapest Pride zu sichern. Nicht ohne Grund, war es doch in den vergangenen Jahren immer wieder zu Übergriffen und Tätlichkeiten rechtsextremer Gegendemonstranten gekommen.
Auf der nunmehr 19. Budapest Pride nahmen mehrere Tausend Besucher teil, um gemeinsam gegen Ausgrenzung und für mehr Toleranz und Offenheit zu demonstrieren. Um halb fünf startete der bunte Zug vom Kossuth tér über die Andrássy út bis zum Stadtwäldchen. Unter den Teilnehmern fanden sich auch verschiedene Persönlichkeiten des politischen und öffentlichen Lebens, so unter anderen Milla-Gründer Péter Juhász, der liberale Politiker Gábor Fodor sowie der frühere Intendant des Nationaltheaters, Róbert Alföldi.
Im Stadtwäldchen hielt Ulrike Lunacek, grüne Abgeordnete und stellvertretende Präsidentin des Europaparlaments eine Rede, in der sie betonte, Menschenrechte seien in Europa unabhängig von der sexuellen Orientierung. Trotz großer Vorsichtsvorkehrungen und doppelter Umzäunung der Parade kam es doch zu einem Zwischenfall. Am Oktogon gelangte ein rechter Demonstrant in den Zug und kletterte auf einen der Party-LKWs, wo er schwulenfeindliche Parolen brüllte, bevor er von den Sicherheitskräften festgenommen wurde. Weniger sichtbar war ein weiterer Versuch von Gegendemonstranten, die Parade zu stürmen. Am Heldenplatz durchbrachen etwa 20 Rechtsextreme fluchend die Polizeiabsperrung und rannten auf die friedlichen Pride-Teilnehmer zu, die Polizei konnte sie jedoch binnen weniger Augenblicke zurückdrängen.
Derweil wurde bekannt, dass ein Blutgeld auf den Kopf jener Sicherheitsbeamten ausgeschrieben wurde, die den Störer am Oktogon vom Pride-LKW holte. Wie das Nachrichtenportal index.hu berichtete, ist der „Lohn“, satte 100.000 Forint, auf einem rechtsextremen Portal veröffentlicht worden. Alles in allem sind die Organisatoren jedoch zufrieden und werden nicht müde zu betonen, dass die Budapest Pride mittlerweile nicht nur eine Sympathiekundgebung für Homosexuelle ist, sondern auch für viele oppositionelle Kräfte eine Plattform, ihrem Wunsch nach einer offeneren und toleranteren Gesellschaft Ausdruck zu verleihen.