Am 31. Mai endete die Ausschreibung, für die sich Architekten aus aller Welt mit Ideen für die Umsetzung des neuen Museumsviertels im Városliget bewerben konnten. Über 500 Projektpläne gingen ein. In einem zweistufigen Verfahren (die Budapester Zeitung berichtete) wird bis spätestens Ende Dezember eine der Bewerbungen für die Umsetzung ausgewählt. Doch die Kritik an der geplanten Umstrukturierung des Stadtwäldchens reißt nicht ab.
Die Meinungen zum Bau des Museumsviertels gehen gelinde gesagt auseinander. Dies zeigte sich auch auf dem von Hauptstadt und Városliget Zrt. veranstalteten Forum am vergangenen Donnerstag. Auf der einen Seite steht der verantwortliche Regierungsbeauftragte László Báan, der im Ausbau des Városliget zum Museumsviertel nicht nur eine Verbesserung, sondern, wie er sich schriftlich gegenüber origo.hu äußerte, eine Fortsetzung der Tradition des Városliget sieht, in dem neben Grünflächen seit jeher auch Kultur- und Unterhaltungsorte zu finden sind. Das Városliget sei eben keine beliebige „Grünfläche in der Puszta“. Gerade die Mischung aus Unterhaltung und Natur mache es zu einem einmaligen Naherholungsort in Europa.
Auf der anderen Seite stehen die Gegner des Bauvorhabens, die die Integrität der grünen Lunge von Budapest gefährdet sehen. Nach wie vor hat die Városliget Zrt. keine Umweltverträglichkeitsstudie für ihr Bauvorhaben vorgelegt, doch ist laut Experten abzusehen, dass sich eine nachhaltige Schädigung der Flora des Stadtwäldchens durch die zunehmende Urbanisierung wohl nicht vermeiden lässt. Das investigative Nachrichtenportal atlatszo. hu ging sogar so weit, die zu erwartenden Schäden im Stadtwäldchen mit denen des Zweiten Weltkriegs zu vergleichen. Betroffen sind vor allem wertvolle alte Bäume, die auf den Flächen der zu erbauenden Neuen Nationalgalerie und des Hauses der Ungarischen Musik gefällt werden müssten. Báan versprach zwar, dass für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt werde, doch dürften auch Laien den ausgleichenden Wert eines frischgepflanzten Baumsprösslings bezweifeln, so atlatszo.hu. Eigentlich ist das Fällen von Bäumen in öffentlichen Parks verboten, doch fand sich im Falle des Umbauprojekts eine Möglichkeit, die städtebaulichen Vorschriften per Regierungsdekret zu umgehen.
Bauplanung außerhalb des bisherigen gesetzlichen Rahmens
Bereits im Januar übertrug die Regierung für die Realisierung des Bauprojektes das Erbbaurecht für das sich im Eigentum des zuständigen XIV. Bezirks befindliche Stadtwäldchen per Gesetz für 99 Jahre an die Projektgesellschaft Városliget Zrt. Medien wie das Aufdeckerportal atlatszo.hu sehen darin einen Freischein, das Városliget jenseits jeglicher Regulierung nach Gutdünken umzugestalten. Dieser Unmut ist besonders auf folgenden Satz im Gesetzestext zurückzuführen (§ 7 Abs. 7): «Das langfristige Stadtentwicklungskonzept von Budapest, die integrierte Stadtentwicklungsstrategie der Hauptstadt sowie die jeweils geltenden Bauleitpläne der Hauptstadt müssen bei der Ausarbeitung und Feststellung der Bausatzung für das Városliget nicht beachtet werden.» Auf Seiten ziviler Organisationen wird befürchtet, dass sich die Bausatzung einzig an den Notwendigkeiten des umzusetzenden Projektvorschlags ausrichten werde.
Neben den pikanten gesetzlichen Details bleiben jedoch auch weitere wichtige Fragen offen: Welche Auswirkungen hat zum Beispiel die Ausweitung unterirdischer Infrastruktur auf das Grundwasser? Laut Umweltamt könnte diese dazu führen, dass Teile der bebauten Fläche der anliegenden Dózsa György utca instabil werden.