
Die bemalte Feuerwand am Mika Tivadar-Haus in der Kazinczy utca gibt einen Vorgeschmack auf das Festival.
Vom Kampf gegen Graffiti-„Schmierereien“ zur Unterstützung von Farbmalereien in den Straßen:
Städte wie Budapest haben erkannt, dass urbane Künstler, die Farbe in den grauen Alltag der Stadt bringen, eher zu fördern statt zu verfolgen sind. Im Sommer wird der Freiluftkunst ein ganzes Festival gewidmet: Im Rahmen des 1. Színes Város (Bunte Stadt) Festivals werden zwischen 30. Juli und 31. August Dutzende öffentliche Wände bemalt.
Ergänzt wird das Programm von Konzerten, Diskussionen und Poetry Slams, die Mal-Aktionen sollen zudem von bekannten ungarischen Werbefilmern visuell festgehalten werden. Die Stadt erhofft sich nicht nur mehr Farbe, sondern auch touristische Aufmerksamkeit, weshalb die Leiter der Színes Város-Bewegung, Péter Flór und András Megyeri, auch von der Hauptstädtischen Verwaltung und der Ungarischen Tourismusbehörde bei der Organisation unterstützt werden. So sagte Gergely Horváth, Vorstand der Magyar Turizmus Zrt., bei einer Pressekonferenz vergangenen Freitag: „Das Event entspricht unseren Zielen, nämlich vermehrt auch jüngeres touristisches Publikum anzusprechen, daher unterstützen wir es. Wir hoffen auf mehr Übernachtungen, auch über die Stadtgrenzen hinaus, und mehr mediale Aufmerksamkeit, weshalb wir einige der Malereien auch von ausländischen Journalisten beenden lassen werden.“
Malereien machen graue Wände lebendig
Megyeri erzählte von den Anfängen der Bewegung, die Konzept und Namen vom gleichnamigen Buch von Victor Vasarely aus dem Jahr 1983 übernahm, in dem dieser forderte, dass Künstler ihre Kunst raus auf die Straße bringen sollten. „Die Idee zum Bemalen von grauen Feuerwänden kam uns 2008 beim Europäischen Freiwilligendienst in Ghana“, so der Aktivist, „bereits zwei Jahre später folgte die erste Wand in Budapest, das „Merlin“ im Rathaus-Park.“ Sándor Finta, Hauptstädtischer Architekt, bestätigte, dass man neuen Dynamiken wie Malereien auf Feuerwänden nicht unterschätzen dürfe: „Künstler, die aus grauen Flächen touristische Attraktionen machen, sind städtische Innovatoren. Die Stadtentwicklung ist eine gemeinsame Sache, daher kooperieren wir gerne mit ihnen.“
Touristisch attraktiv
Zsolt Szikszai, Bürgermeister des VII. Bezirks, der beim Festival eine zentrale Rolle spielen wird, fügte hinzu, dass die Politik sicherstellen müsse, dass ein Bezirk sowohl touristisch attraktiv als auch lebenswert für seine Anwohner ist, daher fördere sein Stadtteil mit dem Festival ein Event, das beides vereine. Die Kuratorin des Festivals, Noémi Nádudvari sagte, dass im Ausland bereits lange leere Wände bemalt würden: „Jetzt startet eine ähnliche Bewegung endlich auch hier, wo es auch gute Künstler gibt, die schon beim Urban Art Festival in München oder Berlin waren.“
Gegenüber der Budapester Zeitung erklärte Megyeri: „Bereits bei unserer ersten Mal-Aktion gab es Diskussionen und weitere Events, um die Thematik abzurunden. Genauso wie der Freiwilligendienst zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen hat, genauso soll das Festival auch zur Entwicklung aller Teilnehmer beitragen.“